Was für ein Zirkus! Manege frei! in Meiningen

Wolfgang Swietek

Der Circus Paul Busch ist nach langer Pause wieder auf Tour und gastiert derzeit auf der Großmutterwiese in Meiningen. Noch bis zum Sonntag, 15. Mai, gibt es hier Vorstellungen.

 
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„Was für ein Zirkus“ – ist ein oft benutzter Ausspruch, wenn man sich im Alltag über ein heilloses Durcheinander ärgert. Auf der Großmutterwiese vor den Toren der Theaterstadt Meiningen ist dieser Spruch derzeit oft zu hören. Allerdings mit anderer Bedeutung – in großer Anerkennung. Was für ein Zirkus, dieser Circus Paul Busch, der da seit dem Wochenende Station in Meiningen gemacht hat! Die größte Leistung, die zuerst genannt werden muss, ist wohl, dass nach den zwei Jahren Pause durch die Corona-Pandemie überhaupt wieder ein Zirkus zu sehen und zu erleben ist. Natürlich haben auch andere Berufszweige, Theater und Orchester, Künstler, Musiker und Schauspieler die Zeit überleben müssen, als Vorstellungen durch die strengen Auflagen nicht möglich waren. Doch dort fehlten lediglich die Einnahmen, während sich die eigenen Unkosten in Grenzen hielten.

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Note 1 bei Kontrolle

Doch ein Zirkus kann seinen umfangreichen Tierbestand nicht einfach irgendwo abstellen – die Tiere mussten auch in dieser Zeit versorgt werden, brauchten die entsprechende Pflege und den nötigen Auslauf. „Kein anderes Unternehmen, das Tiere hält, wird vom zuständigen Veterinäramt so oft und so streng kontrolliert wie ein Zirkus. Jede Woche gibt es bei uns eine solche Kontrolle“, sagt Henry Frank, der Direktor vom Circus Paul Busch. Und fügt nicht ohne Stolz hinzu: „Bei der heutigen Kontrolle sind wir vom Veterinäramt mit der Note 1,0 bewertet worden.“

Deshalb achten er und seine Mitarbeiter sehr genau darauf, dass auch alles stimmt und gegen keine Vorschriften verstoßen wird. Denn ein Zirkus habe nicht nur Freunde, sagt er. Er sei froh, dass sich die Diskussionen von Tierschützern, die am liebsten überhaupt keine Tiere in einem Zirkus sehen wollen, derzeit etwas beruhigt haben. Doch ein Zirkus ohne Tiere könne er sich nur schwerlich vorstellen, dass sei dann eher mit einem Varieté oder einem Theater zu vergleichen. Bei der Tierschau, die in der Pause des Programms gezeigt wird, könne sich jeder davon überzeugen, dass es den Tieren im Circus Paul Busch gut geht. Der Eintritt für die Tierschau kommt übrigens ausschließlich den Tieren zugute. Er hilft, dass es auch weiterhin in einem Zirkus Tiere zu betrachten gibt.

Noch einmal kommt Henry Frank auf die zweijährige Pause zu sprechen. „Selbst die Tier-Dressur-Nummern müssen in dieser Zeit weiterhin trainiert werden, damit die Tiere ihre ‚Kunststückchen’ nicht verlernen, wie auch die Artisten im ständigen Training bleiben müssen. Solche international anerkannten Spitzenleistungen, wie wir sie bieten wollen, kann niemand von den Artisten einfach so aus dem Ärmel schütteln. Das ist wie im Hochleistungssport.“ Dass Henry Frank und sein Team überhaupt wieder live vor Publikum spielen können, empfindet der Direktor des Unternehmens als ein wahres Glück – und einen Hoffnungsschimmer nach der langen Pause. „Wir bekommen keinerlei staatliche Unterstützung“, sagt er im Gespräch mit dem Meininger Tageblatt. Doch jammern will der Zirkus-Chef nicht. Dass er wahres Zirkus-Blut in seinen Adern hat, ist unverkennbar, schließlich gibt es den Circus Busch bereits in der achten Generation. Die älteren Zirkusbesucher werden sich noch erinnern, dass es zu DDR-Zeiten drei große Namen in dieser Branche gab – Aeros, Busch und Berolina. Dort eine Eintrittskarte zu ergattern, war mitunter schon ein Glücksfall.

In dieser Tradition sieht sich Henry Frank. Was er dann in dem zweistündigen Programm mit seinem Team eindrucksvoll unter Beweis stellt. Da wirbeln die Artisten in der Zirkuskuppel durch die Luft, dass einem der Atem stockt. Da vollführen sie ihre Kunststückchen entweder auf dem Rücken der Pferde oder den Kamelen. Auf denen dann in der Pause auch die Besucher reiten dürfen. Was vor allem für die Kinder zu einem unvergesslichen Erlebnis wird.

Als sich am Ende des Programms alle Artisten noch einmal zum Schlussapplaus in der Manege treffen, sagt Henry Frank: „Auf diesen Applaus haben wir zwei Jahre gewartet. Wir hoffen, dass wir sie in unserer ‚kleinen Oase der Träume’ gut unterhalten konnten. Ihr Applaus hat es uns ja gezeigt. Dankeschön Meiningen!“