Freies Wort hilft Das „Pleinair“ soll Flutopfer unterstützen

Cathrin Nicolai

Den Sonneberger Maler Otto Hofmann haben die Bilder von der Flutkatastrophe so geschockt, dass er sich spontan entschlossen hat, eines seiner großen Gemälde zu versteigern und den Erlös für die Betroffenen zu spenden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das ist doch furchtbar, was da passiert ist“, sagt Otto Hofmann. Genau wie viele andere auch, kann er sich nur schwer vorstellen, wie das ist, wenn man von heute auf morgen alles verliert. „Die Bilder, die man im Fernsehen gesehen hat, gehen einem nicht mehr aus dem Kopf“, ergänzt er. Auch er möchte all den Betroffenen helfen, und er weiß auch wie. „Mit einem meiner größeren Gemälde, das ich zur Versteigerung anbiete“, hat er spontan entschieden.

Lange muss er nicht überlegen, welches Gemälde er dafür aussucht. „Pleinair Bialoieski in Polen“ sticht ihm sofort ins Auge. „Als du das gemalt hast, habe ich dich dabei fotografiert“, erinnert sich Pressefotograf Carl-Heinz Zitzmann. „Stimmt“, sagt der Maler und schaut vorsichtshalber noch einmal in die rechte, untere Ecke. „1979“ steht da.

Entstanden ist es in einem internationalen Pleinair von Künstlern, zu dem Otto Hofmann 1970 für 14 Tage in Polen weilte. „Poetischer Expressionismus“, erklärt er. Oben links ist ein Maler mit Palette dargestellt. Eine Ähnlichkeit mit dem Sonneberger Künstler könnte man vermuten. „Das ist aber keine Absicht“, betont Otto Hofmann. Für ihn sollte es irgendein Maler sein, der bei dem Pleinair dabei war. Vom Rot auf der Malpalette führt der Blick in die Tiefe des Waldes. Rechts unten ist eine kleine orthodoxe Kapelle deutlich zu erkennen, hinter der man schemenhaft eine Ortschaft sehen kann. Unübersehbar ist die weiße Katze. „Sie steht für die Tiere im Urwald“, macht der Maler deutlich. Wer das Bild einmal gesehen hat, wird sofort gefangen und fängt zu träumen an. Schuld daran sind die expressiven Farben, die Otto Hofmann gewählt hat und den Betrachter in eine fast mystische Szene eintauchen lassen. „Ich habe versucht, all die Eindrücke, die ich während des Pleinairs hatte, hier festzuhalten“, begründet er. Der Urwald an der russischen Grenze ist ebenso auszumachen wie die reizvolle Landschaft mit einer mystischen Ausstrahlung, in der die Künstler arbeiten konnten.

Aber warum verkauft der Maler dieses Werk? „Erstens, weil ich etwas Gutes tun möchte und zweitens, weil ich so langsam aber sicher ans Aufräumen denken muss“, sagt der 89-Jährige. Seine kleineren Bilder will er seinen Kindern und Enkeln hinterlassen, von den größeren möchte er sich nach und nach trennen und sie für die Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. So sind einige seiner Werke bereits im Meininger Museum für immer verewigt. Das Pleinair steht noch zu Hause in seinem Atelier. „Es ist 1,20 mal 1,60 Meter groß und in Öl auf Leinwand gemalt“, erklärt er. Den Wert schätzt er auf 10 000 Euro.

Geboren und aufgewachsen in Sonneberg, entscheidet er sich schon in jungen Jahren für die Kunst und nimmt 1947 ein Studium an der Fachschule für Spielzeug und Gestaltung in Sonneberg bei Kunstmaler Krusche und Bildhauer Lehmann auf. Danach ist er in der Werbung und als Ausstellungsleiter tätig. 1963 entscheidet er sich jedoch, noch einmal die Schulbank zu drücken und studiert drei Jahre an der Spezialschule für Malerei und Grafik des Bezirkes Suhl bei Bessner und Stengel. Ab 1971 ist er als freischaffender Künstler in Sonneberg tätig.

Wie viele Bilder er im Laufe seines Künstlerlebens gemalt hat, kann er nicht mehr sagen. Auch heute noch greift er gerne zum Pinsel. „Aber nur noch wenig“, bedauert er ein wenig. So unterschiedlich wie seine Motive – Porträts oder Menschen hat er genauso festgehalten wie Landschaften, Stillleben oder Orte – sind auch seine Techniken. Otto Hofmann praktizierte fast alle, wobei es ihm Öl-, Acryl-, Dispersions- und Aquarellmalerei ganz besonders angetan haben. Wie lange er an einem Bild malt, ist recht unterschiedlich. „Das kann ganz schnell gehen oder dauert auch mal länger“, weiß er aus seiner langen Erfahrung. „Es kommt darauf an, wie meine Fantasie blüht und ich ein Bild im Kopf habe“, erklärt er. Hat er das vor seinen Augen, legt er los.

Die Größe spielt natürlich auch eine Rolle. „Größere wirken natürlich mehr, brauchen aber ihren Platz“, weiß der Künstler. Deshalb findet man bei ihm Bilder in ganz unterschiedlichen Maßen. Dazwischen auch ganz Kleine. „Das sind meine Skizzen“, erklärt er. Das mag man im ersten Moment gar nicht glauben, denn sie sind perfekt und bestätigen, dass Otto Hofmann wirklich ein ganz Großer in seinem Metier ist.

Wichtig war es ihm in all den Jahren, nicht nur etwas Schönes zu zeichnen, sondern auch kritisch den Blick auf Dinge zu richten, die nicht in Ordnung sind. „Ich habe mich dem Thema Umwelt in den letzten 30 Jahren ganz bewusst gewidmet“, sagt er. Nach kurzer Suche findet er eines dieser Bilder, auf dem kaputte Bäume zu sehen sind. „Erst stirbt der Wald, dann sterben auch die Menschen“, will er aufmerksam machen und das gelingt mit dem traurigen Eindruck, den dieses Werk hinterlässt, sehr gut.

Traurig ist er über die Bilder von der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. „Die armen Menschen, die alles verloren haben“, bedauert er. Er möchte dabei mithelfen, dass sie nach und nach ihr Leben neu aufbauen können. Deshalb wäre er sehr glücklich, könnte er sein Bild zu einem möglichst hohen Gebot versteigern. Und er versichert den Bietern: „Egal, was zusammenkommt, es geht alles an die Flutopfer.“

Mitsteigern und gewinnen

Das Hilfswerk unserer Zeitung, „Freies Wort hilft“ versteigert Otto Hofmanns Bild „Pleinair Bialowieski in Polen“.

Gebote können ab sofort bis zum 31. August abgegeben werden, ausschließlich per E-Mail an

hilfe@insuedthueringen.de

Bitte geben Sie den Betrag an, den Sie für das Bild zahlen würden. Außerdem benötigen wir Ihren vollen Namen, Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer. Das Bild bekommt, wer den höchsten Betrag bietet. Ab Dienstag veröffentlichen wir täglich das aktuelle Höchstgebot, das dann überboten werden kann.

Der Erlös fließt ohne Abzüge in den Spendentopf für die Flutopfer im Ahrtal. Spenden sind steuerlich absetzbar.

Nach Ablauf der Frist geben wir den Gewinner der Auktion bekannt.

Bilder