Mahnwache in Bad Salzungen „Herr Putin, Sie täuschen sich“

Susann Eberlein
Rund 140 Menschen kamen zu der Mahnwache, um ein Zeichen gegen den Krieg und für den Frieden zu setzen. Sie soll fortan jeden Freitag stattfinden. Foto: Susann Eberlein

Ballons mit Friedenstauben, Herzen in Blau und Gelb und selbstgebastelte Plakate: Gut 140 Menschen sind am Freitagnachmittag zur Mahnwache „Nein zum Krieg“ nach Bad Salzungen gekommen, um gegen den Krieg in der Ukraine zu demonstrieren.

 
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Bad Salzungen - Winfried Jäger zeigt auf das Schild, das um seinen Hals hängt. „Deswegen“, sagt er auf die Frage, warum er an der Mahnwache teilnimmt. Auf dem Bild, auf A4-Größe ausgedruckt, verleibt sich Russlands Präsident Putin die Ukraine ein. „Erstick dran“, steht darauf. Und genau das denkt auch der Dermbacher. „Ich verfolge die Nachrichten. Täglich, stündlich. Und ich habe Angst vor dem 3. Weltkrieg“, sagt er.

Gemeinsam mit 140 Menschen kam er zur Mahnwache „Nein zum Krieg“, die am Freitagnachmittag auf den Bahnhofsvorplatz in Bad Salzungen stattfand. Junge Eltern mit Kindern und Rentner, Politiker auf Kommunal-, Kreis- und Landesebene und Kirchenvertreter sind dem Aufruf gefolgt, ein Zeichen gegen den Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine zu setzen.

Organisiert worden ist die Mahnwache von der Partnerschaft für Demokratie „Denk bunt im Wartburgkreis“. „Es herrscht seit acht Tagen Krieg im Herzen von Europa. Das macht sprachlos. Ich sehe mit großer Sorge auf die weitere Eskalation“, sagte der externe Koordinator, Simon Ortner. Ziel der Mahnwache sei es, ein Zeichen gegen den Krieg und für den sofortigen Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine zu setzen, ein Zeichen für Frieden und Solidarität. Außerdem biete sie Raum, um auf Hilfs- und Spendenangebote für Geflüchtete aufmerksam zu machen. Simon Ortner informierte, dass die Mahnwache fortan jeden Freitag stattfinden soll.

Landrat Reinhard Krebs (CDU) verurteilte das Verhalten des russischen Regimes. „Ich mache mir riesige Sorgen. Und ich sage von dieser Stelle aus: Herr Putin, Sie täuschen sich. Eine solche Situation entsteht, wenn selbstverliebte Despoten einer Diktatur meinen, sie müssen irgendetwas tun, um Ordnung zu schaffen.“ Er spüre, dass die Angst und die Spannung der Menschen in der Region steige, sei jedoch gerührt ob der großen Solidarität und der Hilfs- und Spendenbereitschaft.

Krebs appellierte an den Zusammenhalt. „Wir werden die Auswirkungen in den nächsten Wochen und Monaten spüren, aber ich bitte Sie, dass wir nicht aufeinander losgehen und unsere demokratischen Verhältnisse aufs Spiel setzen.“ Gleichzeitig sprach er sich dagegen aus, das russische Volk mit Putin gleichzusetzen: „In Russland wird eine Angst erzeugt. Mit Unwahrheiten werden die Menschen für eigene Wünsche und politische Ziele missbraucht.“

Neben dem Landrat sprachen auch der Bürgermeister der Stadt Bad Salzungens, Klaus Bohl, und Bundestagsabgeordnete Martina Renner (Linke). „Alle, die jetzt aus der Ukraine zu uns kommen und Schutz suchen, also auch die dortigen Studierenden aus aller Herren Länder, bekommen hier einen sicheren Aufenthalt und unsere Solidarität. Es wird nicht der Moment sein, in dem die extreme Rechte erneut ihre Flüchtlingshetze nutzen wird, um Kapital aus der Situation zu schlagen“, betonte Renner. Landtagsabgeordnete Anja Müller (Linke) sprach sich gegen den Einsatz von Waffen und gegen die am Sonntag beschlossenen Ausgaben für die Bundeswehr aus. „Jede Kugel wird irgendwann jemanden treffen. Und irgendwann kommt diese Kugel auch wieder zu uns zurück. Aufrüstung und die Worte des Kalten Krieges dürfen nie wieder stattfinden. Wir müssen zurück zu Dialogen, zurück zu Frieden“, sagte sie.

Auch Kreistagsmitglied Andreas Hundertmark (Grüne) und Möhras Pfarrer Rudolf Mader griffen zum Mikrofon. Außerdem wurde eine Botschaft von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) eingespielt, der wegen seiner Corona-Erkrankung nicht, wie eigentlich geplant, vor Ort sein konnte. „Putin muss seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg beenden, das Bomben und Morden muss ein Ende haben“, sagte er.

Reichlich Applaus bekam Johanna Helch aus Wutha-Farnroda, die ihren vor wenigen Tagen veröffentlichten offenen Brief an Putin vorlas. „Dass russische Kulturschaffende und Sportler jetzt genauso behandelt werden wie ihr Präsident, gefällt mir überhaupt nicht. Diesen Weg halte ich für völlig kontraproduktiv. Mit ihnen verbinden wir große Hoffnungen, dass dieser Mann sein Unwesen aufgibt, dass diesem Mann das Handwerk gelegt wird“, sagte sie.

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