Experten warnen vor zu viel Kontrolle
Dazu kommt: Medienexperten warnen vor zu viel Kontrolle - etwa der Nutzung des sogenannten Voice Monitorings. Damit können Eltern die Umgebungsgeräusche des Kindes hören, können selbst jedoch nicht gehört werden. Das sei ein Eingriff in die Freiräume des Nachwuchses, erklärt die Initiative «Schau hin! Was Dein Kind mit Medien macht».
Gegen diese Überwachungsmöglichkeit gibt es auch rechtliche Vorbehalte: Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat Geräte mit Abhörfunktion bereits 2017 beschrieben , dass die Uhr ein Mithören erlaube oder eine Monitorfunktion habe.
Vertrauen ist besser als Kontrolle
Generell gilt: Eine lückenlose Überwachung sei schädlich für das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind und bremse zudem die Entwicklung der Selbstständigkeit, warnt «Schau hin!».
Auch der Kinderschutzbund sieht solche GPS-Überwachungsinstrumente kritisch. Diese vermittelten Eltern - wenn überhaupt - nur eine trügerische Sicherheit, schätzt Bundesgeschäftsführerin Cordula Lasner-Tietze ein. Das könne auch negative Folgen haben: Wer auf die Smartwatch vertraut, verlerne vielleicht Aushandlungsprozesse mit dem Kind, treffe keine gemeinsamen Vereinbarungen mehr oder spreche nicht über Unsicherheiten, sagt sie.
Expertin: App verhindert keine Übergriffe
Auch was die beworbene Kernaufgabe Kinderschutz angeht, ist Lasner-Tietze skeptisch. «Viele Eltern haben Sorge vor sexuellen Übergriffen auf ihre Kinder», sagt sie. «Sie glauben, ein solcher Sender könnte helfen.» Der allergrößte Teil der sexuellen Übergriffe an Kindern geschehe allerdings im sozialen Nahraum: in der Familie, der Betreuung, im Verein etwa. «Diese Übergriffe verhindert keine App.» Was aber präventiv wirke: «Ein vertrauensvolles und offenes Verhältnis zwischen Eltern und Kindern.»
Wer unbedingt für sein Kind solch eine vernetzte Uhr anschaffen möchte, sollte vorher die Geschäftsbedingungen (ABG), Nutzungsbedingungen und die Datenschutzerklärungen bei verschiedenen Herstellern vergleichen, rät «Schau hin!». Wearables und Smartwatches seien schon häufiger als besonders datenhungrig aufgefallen. Zudem weist auch die Initiative darauf hin, dass Hacker je nach Modell «teilweise sehr leicht» auf Standort- und Kontaktdaten zugreifen und sie missbrauchen könnten.