Ein Partyspiel sei der Auslöser gewesen – „Wahrheit oder Pflicht“, sagt die in Kinder- und Teenagerjahren beste Freundin der mutmaßlich missbrauchten jungen Frau im Prozess vor der Jugendschutzkammer am Landgericht Meiningen . In der fünften Klasse seien sie gewesen, vielleicht in der sechsten, als das Spiel bei ihr zu einem Verdacht, der Verdacht dazu geführt habe, dass sie „nicht mehr lockergelassen habe“ – bis die Freundin ihr das Geheimnis anvertraut habe. Dass, sagt die Zeugin, „ihr erstes Mal mit ihrem Vater war“. Dass der Mann das Mädchen, seine Tochter, vergewaltigt habe, ab dem Alter von elf Jahren. „Ich war geschockt“, sagt die Zeugin, sie habe unzählige Male im Haus der Familie in Suhl übernachtet, „ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit“. Trotzdem habe sie geglaubt, was sie gehört habe. Und weitererzählt habe sie das furchtbare Geheimnis zunächst auch nicht – die Freundin habe sehr geweint und auf keinen Fall gewollt, dass die Mutter davon erfahre. Die wohl erst viel später in einem Brief, von der Tochter unter ihrer Tür durchgeschoben, gelesen hat, was das Mädchen über den Vater – „hat mich entjungfert“ – berichtet. Was es der Mutter – „hat sich nicht für mich interessiert“ – vorwirft. Sie sei, schreibt sie, „seelisch in der Hölle“, bald „physisch im Grab“. Die Mutter handelt – sie packt Kinder und Katzen, ergreift buchstäblich die Flucht, zeigt den Mann, von dem sie schon einige Zeit geschieden war, an.