Maaßen hatte immer wieder beteuert, er sei nicht antisemitisch, sondern im Gegenteil Israel-freundlich. Antisemitismus wird nach seiner Ansicht in Deutschland vor allem von muslimischen Zuwanderern verbreitet, wofür wiederum das – seiner Meinung nach israelfeindliche – linke Lager blind sei.
Unterdessen forderten die CDU-Landtagsabgeordneten Michael Heym und Henry Worm die Entlassung des Thüringer Verfassungsschutzchefs Stephan Kramer (SPD). Dieser sei „fachlich und charakterlich völlig ungeeignet“. Kramer hatte Maaßen ebenfalls die absichtsvolle Verwendung antisemitischer Codes sowie eine Nähe zu rechtsextremen Verschwörungstheorien vorgeworfen. Nach Ansicht Kramers geht Maaßen damit auf Stimmenfang im extrem rechten Milieu. Kramer ist selbst Jude und hatte vor seiner Zeit als Thüringer Verfassungsschutzchef Ämter beim Zentralrat der Juden inne. Im Wahlkreis Ilm-Kreis/Gotha, einem Nachbarwahlkreis desjenigen von Hans-Georg Maaßen, wollte er zunächst für die SPD zur Bundestagswahl antreten, zog aber die Kandidatur wieder zurück.
Die CDU-Politiker Heym und Worm sehen im Maaßen-Ankläger Kramer nun den Schuldigen. Der SPD-Politiker bediene sich bei seiner Kritik „derselben Interpretationsverfehlungen wie andere vor ihm“, heißt es in einer Erklärung der beiden Maaßen-Unterstützer. Kramers Behauptungen seien nicht belegbar. Als Chef einer sensiblen Landesbehörde habe er politische Neutralität zu wahren. „Entweder hat Innenminister und SPD-Landesvorsitzender Georg Maier seinen obersten Verfassungsschützer nicht mehr im Griff, oder er billigt wohlwollend dessen Treiben zu Wahlkampfzwecken“ sagte Heym. Kramer sei nach einer Kette von Verfehlungen nicht mehr tragbar. „Innenminister Maier muss ihn entlassen“, so die Forderung. „Wenn Herr Kramer Politik machen will, hätte er Kandidat für der Bundestag bleiben können, aber da er die Aussichtslosigkeit dieser Kandidatur wohl selbst erkannt hat, versucht er offenbar rechtswidrig aus seinem Amt heraus Schützenhilfe für seine abgemagerte SPD zu leisten,“ sagte Heym.
An diesem Dienstag, so heißt es aus der CDU, wolle Hans-Georg Maaßen die Synagoge in Berkach im Grabfeld besuchen, das einzige jüdische Gotteshaus in Südthüringen.
Der bundesweit auch in seiner Partei umstrittene Maaßen tritt als Direktkandidat der CDU im Bundestagswahlkreis 196 (Suhl/Schmalkalden-Meiningen/Hildburghausen/Sonneberg) an. Da er wahrscheinlich nicht auf die CDU-Landesliste gesetzt wird, zöge er nur mit einem Erststimmen-Sieg in den Bundestag ein. Wenn es nach ihm gehe, würde das dafür verantwortliche Verhältniswahlrecht abgeschafft. Es wäre direkter und demokratischer und könnte Protestwahlen verhindern, wenn jeder Politiker direkt in einem Wahlkreis die Mehrheit der Stimmen erhalten müsste, um zu gewinnen, sagte Maaßen am Samstag der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Je mehr ich mich mit Parteipolitik beschäftige, desto mehr bin ich der Auffassung, dass wir das Verhältniswahlrecht, und damit die Landeslisten von Parteien, abschaffen sollten.“ Die Politiker müssten sich den Bürgern stellen, und zwar in ihrem Wahlkreis vor Ort: „Wenn sie die Bürger vor Ort nicht überzeugen können, dann sollen sie auch nicht ins Parlament einziehen.“ er