Lokalsport Ilm-Kreis Lauf-Organisatoren im Ilm-Kreis vor abermaligen Absagen

Neue Aussichten: Der Kienberglauf von Oehrenstock könnte 2021 zur Generalprobe für den verlegten Rennsteiglauf avancieren. Foto: Berit Richter

Nach der frühen Verlegung des Rennsteiglaufs sieht es für die Frühjahrsläufe im Ilm-Kreis nicht gut aus.

 
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Ilm-Kreis - Mitten im Schnee-Wunder dieses Januars hat die langfristig angekündigte, Corona-bedingte Verlegung des GutsMuths-Rennsteiglaufs 2021 vom Mai in den Oktober die Lauf-Szene aufgeschreckt: Droht womöglich ein zweites Mal ein Fast-Totalausfall des sonstigen Lauf-Programms? Vor allem bei jenen Läufen, die dem Rennsteiglauf in jedem Frühjahr vorausgehen und von denen es gerade im Ilm-Kreis einige gibt drängt sich die Frage auf: Wie gehen die Organisatoren mit der nach wie vor unsicheren Lage bei der Corona-Pandemie um?

Den Anfang in jedem Läufer-Jahr vollzieht bekanntlich der Ilmenauer Osterlauf „Rund um die Talsperre Heyda“, der immer am Karsamstag und damit in diesem Jahr bereits am 3. April die Läufer zum ersten großen Event ruft. „Das soll auch in diesem Jahr so sein; unser Osterlauf ist für Karsamstag im Thüringer Laufkalender angemeldet“, erklärt Sebastian Poppner vom ausrichtenden WSV 08 Ilmenau. „Ob der Lauf allerdings an diesem Tag auch wirklich und so wie immer über die Bühne gehen kann, das bezweifle ich angesichts der momentanen Pandemie-Lage doch sehr. Es ist vielmehr zu erwarten, dass auch am Karsamstag erhebliche Corona-bedingte Einschränkungen gelten werden – aber welche das sind, bleibt abzuwarten.“

Man habe im Kreis der Organisatoren festgelegt, sich Anfang Februar darüber noch einmal auszutauschen, aber ob da schon eine endgültige Entscheidung getroffen werden könne, das stehe in den Sternen. „ Solange wir noch keine Fixkosten aufwenden müssen, die wir bei einer Absage nicht wieder zurück bekämen, solange müssen wir noch nicht entscheiden“, so Sebastian Poppner. „Meiner Meinung nach wäre ein Monat zuvor das minimalste Zeitfenster, also etwa Ende Februar.“

Der Osterlauf-Organisator weist dabei auf einen weiteren, sehr wichtigen Aspekt hin: „Es geht ja nicht nur um uns und die Läufer, die zu uns kommen. Wir benötigen ja auch eine ganze Anzahl von Helfern, auch von außerhalb des Vereins – Feuerwehr, Bergwacht und so weiter. Wir können doch nicht von ihnen erwarten, dass sie auch diesmal wieder ihre gewohnten Aufgaben übernehmen und erledigen, wenn wegen der Corona-Lage noch immer gesundheitliche Risiken bestehen würden.“

Ob der WSV Ilmenau dann ebenfalls einen späteren Termin suchen würde? „Man muss sehen, welche Meinung im Verein sich dazu bildet“, so Sebastian Poppner. „Ich hatte ja schon im Vorjahr gesagt: Der Osterlauf heißt Osterlauf, weil er an Ostern stattfindet. Bei einer Verlegung kämen wir zwangsläufig mit anderen Lauf-Veranstaltungen in Konflikte. Und es ist ja auch nicht so, dass wir als Verein auf die Erlöse unsere Osterlaufs finanziell angewiesen wären. Es wäre eben halt nur jammerschade, wenn er nun noch ein zweites Mal ausfallen müsste ...“

Traditionell im Umfeld des Maifeiertags und daher in diesem Jahr am Donnerstag, dem 29. April, findet der Alteburglauf im Süden Arnstadts statt. Sein Hauptverantwortlicher Philipp Petermann kündigt an: „Wir müssen uns spätestens in vier Wochen dazu positionieren. Wir müssen abwarten und schauen, ob Ende April überhaupt ein Lauf mit rund 200 Teilnehmern ausgetragen werden kann. Ich selbst sehe das eher skeptisch, auch wenn wir die Starterfelder begrenzen würden. Wir haben auch schon überlegt, den Termin weiter nach hinten zu verschieben, aber dann nimmt man anderen Lauf-Veranstaltern die Teilnehmer weg ...“

Einer abermaligen virtuellen Auflage wie im letzten Jahr, mit welcher der Arnstädter Alteburglauf seinerzeit für recht positive Schlagzeilen gesorgt hatte (u. a. weil diese Variante später dann auch beim Rennsteiglauf zur Anwendung kam) steht Philipp Petermann eher distanziert gegenüber: „Der Aufwand zum Auswerten der ganzen Zusendungen ist doch recht hoch; es wäre wirklich nur eine Notvariante. Denn eigentlich geht es bei so einem Lauf doch um das gemeinsame sportliche Erlebnis. Deshalb finde ich es auch absolut richtig, dass der Rennsteiglauf diesmal schon früh auf den Herbst verschoben worden ist, um die Chance zu erhöhen, dass er diesmal auch wirklich stattfinden kann. Er ist für mich d a s Lauf-Highlight schlechthin im Jahr, und so kann man gezielt darauf hin trainieren. Ich habe sowieso noch eine Rechnung mit dem Rennsteiglauf offen: Mein letzter Marathon dort hat gar nicht so hingehauen, wie ich das wollte.“

Keine Fristen gibt man sich beim Silberberglauf in Möhrenbach. Nach Auskunft von dessen Org.-Chef Helmut Eberhardt wird man sich wohl dazu entschließen, die 40. Jubiläumsauflage, die eigentlich schon 2020 steigen sollte, noch einmal und damit auf 2022 zu verschieben. „Es erscheint doch sehr unwahrscheinlich, dass am 1. Mai schon wieder ein normaler Lauf möglich sein wird“, erklärt Helmut Eberhardt dazu.

Einen anderen Weg wählt man beim Lange-Bahn-Lauf in Suhl, der für den 11. April geplant war: Dort hat sich die ausrichtende Laufgruppe Süd des Rennsteiglaufvereins, zu der auch Alexander Fritzsch gehört, für 2021 bereits zu einer virtuellen Variante entschieden, die vom 1. bis 30. April ausgeschrieben ist. „Denn ich glaube, vor Juni wird keine Präsenzveranstaltung beim Laufen möglich sein“, so der Läufer aus Plaue als Erklärung dafür. Und Steffen Meyer, der Chef der Organisation dieses Traditionsrennens bei Suhl-Mäbendorf, erläutert genauer: „Wir hatten das schon im Dezember erwogen. Da war schon abzusehen, dass es mit einem Termin im April schwierig werden könnte. Im letzten Jahr hatten wir unseren Lauf in den Herbst verschieben können, weil da der Lauf-Kalender plötzlich leer geworden war, und das war auch ganz erfolgreich. Aber für dieses Jahr ist zu vermuten, dass im Herbst einiges stattfinden kann – also entschieden wir uns für eine Variante, die im April möglich ist: Ein virtueller, also individueller Lauf, aber auf unseren originalen Strecken über zehn Kilometer und die Halbmarathon-Distanz, die man für einen Marathon auch zweimal absolvieren kann.“

Auch eine Nordic Walking-Variante und ein 2-km-Schülerlauf können einzeln absolviert werden; alles mit Start & Ziel im Gewerbegebiet auf dem Friedberg. Über den gesamten April hinweg sind die Laufstrecken markiert („Sicher müssen wir da die eine oder andere Sägespäne-Markierung mal erneuern“, so Steffen Meyer) und sie können in dieser Zeitspanne individuell oder, wenn Corona-bedingt zugelassen, in kleinen Gruppen absolviert werden. Die Zeiten werden selbst gestoppt und müssen per Track-Datei nachgewiesen werden (ähnlich wie das auch beim Ilmenauer Neujahrslauf geschah); damit können sich die Läufer dann um die ausgeschriebenen Preise bewerben. „Die richtigen Lauf-Cracks haben diese Ausrüstung fast alle“, ist sich Steffen Meyer sicher.

Ganz anders wirkt sich das Verlegen des Rennsteiglaufs auf den 2. und 3. Oktober nun auf den diesjährigen Kienberglauf in Oehrenstock aus: Der ist für Sonntag, den 26. September, angemeldet – vom früheren Termin 3. Oktober ist man dort inzwischen abgekommen – und war bisher traditionell das Finale der Ilm-Kreis-Sparkassencup-Serie. „Jetzt könnte es passieren, dass eine ganze Reihe von Läufern zu uns kommen, die hier ihren letzten Test vor dem Rennsteiglauf absolvieren wollen. Wir können nur hoffen, dass es dann nur noch möglichst wenige Corona-bedingte Einschränkungen geben muss“, so Mario Koch, Vorsitzender des SV 08 Oehrenstock und Org.-Chef des Kienberglaufs. „Und das käme uns gerade recht für unsere 40. Jubiläumsauflage, die in diesem Jahr ansteht.“

In jedem Fall gilt, was Ingo Ziemke vom Ilmenauer Dream Team – das ist eine bekannte Laufgruppe von etwa zehn bis zwölf Mitgliedern – so formulierte: „Die Verlegung des Rennsteiglaufs auf Anfang Oktober ist genau der richtige Weg, auch die Aufteilung auf zwei Tage. Es muss unbedingt versucht werden, ein Rennen dieser Dimension wieder auszurichten. Eine abermalige Absage dagegen wäre das falsche Zeichen gewesen.“

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