Marie Heinrich hatte früh mit dem Sport begonnen und die ersten Schritte im Biathlon bei Trainer Dirk Bartholome im Großbreitenbacher SV (dem ihr Vater vorsteht) getan. Ihre leistungssportliche Laufbahn, die 2008 mit dem Schritt an Oberhofer Sportgymnasium begann, hat unsere Zeitung stets mit Interesse begleitet – mit dem grandiosen Höhepunkt des Vereinsempfangs oben im Großbreitenbacher Sportlerheim, nachdem Marie Heinrich 2015 in Minsk-Raubichi Junioren-Weltmeisterin in der Verfolgung geworden war. Wobei sie selbst aber den Junioren-WM-Staffeltitel ein Jahr zuvor in Presque Isle (USA), erkämpft zusammen mit der Geschwendaerin Luise Kummer und Annika Knoll aus dem Schwarzwald, als noch wertvoller einstuft: „Einfach weil es ein Mannschaftserfolg war. Wir sind auch weiter gute Freundinnen geblieben und haben noch viel Kontakt miteinander. Das ist mir auch viel wert, denn im Leistungssport entstehen nur wenig wirklich echte Freundschaften. Da bleibt doch vieles eher an der Oberfläche.“
Nach ihrem zweiten JWM-Titel und dem Abi im Frühjahr danach durften wir unseren Lesern dann eine junge Sportlerin vorstellen, die sich riesig darauf freute, nunmehr als Bundeswehr-Angehörige endlich „richtig“ und professionell, also frei von schulischen Belastungen, trainieren zu können. Aber der Knoten platzte nicht so, wie sie und ihre Anhänger sich das erhofft hatten. „Einiges hat mich dann immer mal wieder gestört“, deutet sie die damaligen Probleme heute nur noch leicht an.
Schon der Weltcup-Start, der sonst immer als Lohn für einen JWM-Titel gefolgt war, fiel für sie aus, „weil ich noch zur Schule ging, wie gesagt wurde. Aber ich hätte mein Abi ganz sicher auch trotz eines Weltcup-Starts geschafft!“ Man hörte dann einiges von Schwierigkeiten mit der richtigen Trainingssteuerung; einmal sollte sogar ein zu kräftezehrender Start beim Rennsteiglauf-Marathon schuld gewesen sein, zumindest offiziell. Heute deutet sie dazu nur kurz an: „Ich hätte meiner Meinung nach viel mehr längere Ausdauer-Trainingseinheiten gebraucht und nicht diese vielen Kraft-Einheiten, die wir in unserer Trainingsgruppe absolviert haben. Kurze und schnelle Trainingsformen sind mir sowieso eher schwer gefallen. Manche überlegen ja in solchen Situationen, ihren Trainingsstandort zu wechseln – aber ich bin eben sehr heimatverbunden ...“
So schlich sich dann in unsere Nachrichten über Marie Heinrichs Saisonverläufe immer öfter Sorge mit ein, wenn ihre Ergebnisse vom IBU-Cup oder auch vom Deutschlandpokal den so sehnlichst gewünschten Schritt ins Weltcup-Team wieder nicht gerechtfertigt hatten. Einen letzten Hoffnungsschimmer bildete ein sechster Platz beim IBU-Cup-Rennen am Großen Arber im Bayerischen Wald im Winter 2018/19, zumal dann ein Sommer folgte, „in dem ich eigentlich recht gut trainieren konnte und es auch hatte. Doch als dann die entscheidenden Wettkämpfe kamen, ging gar nichts mehr. Und das ging schon sehr an die Motivation. Dann sind später, wegen des schlechten Winters, auch noch eineinhalb Monate lang keine Rennen mehr gewesen und man hatte kaum Chancen, sich noch mal zu empfehlen. Noch ein Punkt, warum ich da nicht weitergekommen bin.“
So wird nun die Oberstabsgefreite der Bundeswehr im Sommer dort ihren Abschied nehmen und sich in eine Ausbildung als Physiotherapeutin stürzen. Der ursprüngliche Wunsch, ein Psychologiestudium, ist mittlerweile „durch“, aber: „Ich will beruflich gern etwas tun, in das meine Erfahrungen aus dem Sport einfließen können. Und bei der Physiotherapie ist das ja auf jeden Fall so.“ Sie orientiert sich da auch ein Stück weit an ihrem eigenen früheren Physiotherapeuten, den Ex-Bobfahrer Lars Behrendt.
Momentan sehnt sie sich, nach vier Wochen totaler Sport-Ruhe wegen der Geburt („Ich glaube, das war bisher die längste Zeit, in der ich sportlich nichts gemacht habe“), danach, „mal wieder richtig joggen zu gehen.“ Auch dass wir sie später mal in Schmiedefeld als Rennsteigläuferin wiedertreffen könnten scheint überaus wahrscheinlich. Und vielleicht sogar auch mal als Übungsleiterin im Großbreitenbacher SV – vorzugsweise bei Rennen am vereinseigenen Sportlerheim. Da schlösse sich ja der Kreis auch wieder ...