Erfurt – Tausende Schüler im Freistaat stehen kurz vor ihre Rückkehr in die Klassenräume. Nach Angaben des Thüringer Bildungsministeriums sollen am Montag, 1. März, nun auch die Fünft- und Sechstklässler fast überall im Land wieder vor Ort unterrichtet werden; und zwar in der Pandemiestufe Gelb. Ausnahmen für Schüler dieser Altersgruppe würden nur für die drei Landkreise gelten, in denen eine solche Rückkehr aufgrund geltender kommunaler oder landesweit geltender Rechtsvorschriften und der dort hohen Corona-Zahlen derzeit nicht möglich sei, erklärte ein Sprecher des Thüringer Bildungsministeriums am Donnerstag in Erfurt unserer Zeitung. Dabei handele es sich um die Landkreise Schmalkalden-Meiningen, Kyffhäuser und Unstrut-Hainich.
 
Ein Unterricht in Stufe Gelb bedeutet in der Regel unter anderem, dass entweder im Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht unterrichtet wird oder dass die Kinder in den Schulen in festen Gruppen lernen.
 
Zusätzlich sollen nach Angaben des Ministeriums ab Montag die Schüler der Klassenstufen 7 und höher in den Landkreisen Nordhausen und Sonneberg sowie in den kreisfreien Städten Eisenach, Jena und Weimar wieder in Stufe Gelb in den Schulen lernen. Damit werde der schulische Lockdown in solchen Kommunen beendet, bei denen am Montag mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen sei, dass die Corona-Inzidenz dort dann unter 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen liegen werde, sagte der Sprecher des Ministeriums.
 
Die Grundschüler in Thüringen sind in der Regel bereits wieder in den Schulen. Auch die Kindergärten haben seit Montag meist wieder geöffnet. Überall dort gelten verstärkte Hygieneregeln. Ob es klug ist, die Bildungseinrichtungen in Thüringen und in anderen Ländern nun wieder zu öffnen, ist umstritten. Die Corona-Infektionszahlen vor allem im Freistaat sind zuletzt wieder gestiegen. Seit Wochen schon hat kein anderes Bundesland eine so hohe Corona-Belastung wie Thüringen. Die Befürchtung ist groß, dass mit der Rückkehr an die Schulen die Infektionszahlen wieder stark steigen werden – umso mehr, weil sich inzwischen auch die englische Mutation des Coronavirus stark verbreitet hat, die noch ansteckender als die Grundvariante von Sars-CoV-2 ist.
 
Für den Ilm-Kreis und den Landkreis Saalfeld-Rudolstadt sei die Entwicklung der Infektionslage bis zum Montag noch nicht mit ausreichender Sicherheit zu beurteilen, sagte der Sprecher. Deshalb werde für diese beiden Kommunen erst am Montag entschieden, ob Schüler der Klassen 7 und höher ab Dienstag wieder in den Schulgebäuden unterrichtet werden sollen.
 
Gleichzeitig erklärte der Sprecher, die am Mittwoch von Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) im Landtag genannte Zahl von 80 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, sei für die Beurteilung, ob in einem Landkreis Schulen öffnen sollen oder nicht, rechtlich unerheblich. Es handele sich dabei um eine „interne Planungszahl“ des Ministeriums. Dass Holter diese Zahl plötzlich in den Raum geworfen hatte, hatte unter anderem bei Bildungspolitikern für Kritik gesorgt, weil diese Grenze bislang in keiner Debatte um Schulöffnungen eine Rolle spielte.
 
Nach Angaben des Sprechers ist die Kernidee hinter dieser Planungsgröße die: Um über Schulschließungen nicht über ein Wochenende entscheiden zu müssen, soll jeweils am Freitag vorausschauend geprüft werden, welche Landkreise am darauffolgenden Montag mit großer Wahrscheinlichkeit unter einer Inzidenz von 100 liegen. Dies werde das Ministerium für alle Landkreise annehmen, die am Freitag unter dem Wert 80 liegen. Dann sei mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass dieser Wert über das Wochenende nicht über 100 springen werde.