Liszt-Biennale Meiningen – Bühne der Musikgeschichte

Wolfgang Swietek

Meiningen feiert den Komponisten Liszt während einer Biennale. Dazu gehörte auch die Förderpreis-Gala im Theater und der Podcast für die ganze Familiein der Schlosskirche.

Seit zehn Jahren gibt es die alle zwei Jahre in unterschiedlichen Orten veranstaltete Liszt-Biennale, die das vielseitige Schaffen des Künstlers in ihre Beziehung zu Thüringen in ein angemessenes Licht setzen will. Hochkarätiges hatten die Veranstalter – die Hofkapelle des Staatstheaters Meiningen, das Max-Reger-Konservatorium, die evangelische Kirchenmusik und die Meininger Museen– in der Pfingstwoche für die Musikfreunde aus ganz Thüringen organisiert, in dem aus unterschiedlicher Sicht an das Leben und Wirken des großen Künstlers erinnert worden ist. Konzerte, in denen Kompositionen von Franz Liszt erklangen, gehörten ebenso dazu wie Vorträge und Gesprächsrunden.

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Begeisterungsstürme beim Publikum

Zweifellos ein Höhepunkt der Liszt-Biennale war die Verleihung des erstmals vergebenen Biennale-Förderpreises an die Pianistin Mariam Batsashvili. Bereits vor der Preisverleihung hatte sie mit ihrem virtuosen Spiel im Staatstheater Meiningen die Zuhörer zu wahren Begeisterungsstürmen hingerissen. Charisma, Brillanz und Ausdruckstiefe sind Qualitäten, mit denen die georgische Pianistin nicht nur das Live-Publikum weltweit in ihren Bann zieht, wie ihr immer wieder bei ihren Auftritten in den Konzertsälen von inzwischen über 30 Ländern bescheinigt wird. Sie ist längst ständiger Gast in den großen Musikzentren von Berlin und London, Paris und Wien, Mailand und Toulouse. Bei ihrem Auftritt in Meiningen wurde sie stürmisch gefeiert.

Glückliche Künstler

Theaterintendant Jens Neundorff von Enzberg hob bei seiner Begrüßung hervor, dass die Theater und Orchester, überhaupt die Kultur, in Thüringen noch einen hohen Stellenwert haben. „Dass wir trotz des gegenwärtigen wirtschaftlichen Wandels mit all seinen ökonomischen Schwierigkeiten immer noch so präsent sind, empfinden alle Künstler als ein großes Glück“, betonte er. Im Publikum saß als Ehrengast Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt. Der Intendant stand auf der gleichen Bühne, auf der vor 166 Jahren Franz Liszt die Hofkapelle dirigierte. Seinen Worten zufolge kommen im Jahr 150 000 Besucher ins Meininger Theater. „Vielleicht kann ich ja in zwei Jahren von 200 000 Besuchern sprechen“, meinte der Intendant und fügte schmunzeln mit Blick in den reichlich gefüllten Zuschauerraum hinzu: „Da können Sie sich jetzt ausrechnen, wie oft Sie im Jahr zu uns kommen müssen, damit wir diese Zahl erreichen können.“

Nach der Fantasia quasi Sonata („Dante-Sonate“) zu Beginn des Konzertes ließ Mariam Batsashvili die 2. Ungarische Rhapsodie cis-Moll erklingen, ehe sie unter starkem Beifall der Konzertbesucher aus den Händen von Wolfram Huschke, Altrektor und Ehrensenator der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, den Förderpreis 2025 der Liszt-Biennale Thüringen entgegennehmen konnte. Meiningen sei mit der Ehrung des „Wahlthüringers“ Liszt zu einer „Bühne der Musikgeschichte“ geworden.

Plauderei über Privates

Etwas im Schatten der großen Konzerte während der Biennale stand eine Veranstaltung am Samstagvormittag in der Schlosskirche der Elisabethenburg, die wahrlich mehr Besucher verdient gehabt hätte. Nicht die großen Kompositionen von Franz Liszt standen hier im Mittelpunkt. Ganz Privates aus dem Leben des großen Meisters konnte das Publikum erfahren. Locker plauderten Detlef Rohr, Kerstin Bahr und Nadine Zentgraf mit dem Publikum über dessen Leben, schilderten den jungen Franz Liszt als einen Popstar, der er schon in seinen jungen Jahren war. Es sei zwar eine andere Zeit damals gewesen, doch so manches gleiche dem, wie heute mit erfolgreichen Künstlern umgegangen werde. „Franz Liszt war sich seines Könnens schon recht zeitig bewusst“, so Nadine Zentgraf. „Wie ein Popstar ist er mit weißen Handschuhen auf die Bühne gegangen. Sein virtuoses ausladendes Spiel erregte oft Aufsehen, blieb er doch nicht wie andere Pianisten während des Konzertes am Klavier sitzen, sondern stand während des Spiels oft auf, bot eine große Show. Bereits im Alter von 28 Jahren war er umschwärmt, nur nicht aber vor allem von der Frauenwelt. Es sollen manche Frauen, so ist überliefert, bei seinen Auftritten sogar in Ohnmacht gefallen sein. Acht Jahre hat er bei seinen Konzerten die Welt umreist, war ein Wunderkind seiner Zeit.“ Zwar denke man bei dem Begriff Wunderkind eher an Mozart als an Liszt. Doch bereits mit 13 Jahren hatte der ein Konzert in London gegeben, was für ihn quasi der Durchbruch zum Weltstar war.

Von seiner ersten großen Liebe plauderten Nadine Zentgraf und Kerstin Bahr, schilderten später auch seine zweite große Liebe, zeigten dabei nicht den großen Musiker, sondern den privaten Menschen mit all seinen Gefühlen, Irrungen und Wirrungen. Enge Verbindungen hatte Franz Liszt zu Hans von Bülow, seinem ehemaligen Schüler, späteren Schwiegersohn und langjährigen Weggefährten. Liszts Verhältnis zu Richard Wagner, später auch zum Meininger Herzog Georg II. und seine mehrmaligen Besuche in der Werrastadt waren Gegenstand der lockeren Plauderei.

Auch dass Robert und Clara Schumann Widersacher von Franz Liszt waren und welche Gründe dazu geführt hatten, versuchten Nadine Zentgraf und Kerstin Bahr zu erklären. Detlef Rohr machte zwischendurch mit einigen kleinen Orgelstücken aus der Feder von Franz Liszt bekannt. Nach der Veranstaltung gab es für Besucher die Möglichkeit, sich selbst an der Orgel auszuprobieren. Was ein Mädchen mit viel Geschick und unter Beifall der anderen Gäste erfolgreich praktizierte.