Lichte am Rennsteig Grusel auf dem Schienenstrang

Doris Hein

Dass Halloween nicht nur aus der Forderung „Süßes! Sonst gibt’s Saures“ bestehen muss, bewiesen am Wochenende Lichtener Vereine mit einem gelungenen Gemeinschaftsprojekt im Landkreis Sonneberg.

 
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„Hab mein Wage vollgelade“, konnten am Samstagabend die Mitglieder des Fördervereins Max- und Moritzbahn in Lichte singen. Drei Mal hatten sie zur Geisterbahnfahrt mit ihrer Motorschleppdraisine eingeladen. Und alle drei Fahrten waren schon weit vor dem geisterhaften Geschehen ausgebucht.

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Hexen und Zauberer, Mumien und Zombies beherrschten die Szenerie am ehemaligen Bahnhof Lichte. Aber auch so mancher „normal gewandete“, mutige Gast stürzte sich ins bunte Treiben zur Halloween-Party des Draisinenvereins. Es war bereits die zweite Veranstaltung dieser Art, und offensichtlich hatten die Teilnehmer der ersten Geisterfahrt im vergangenen Jahr so von ihren Erlebnissen geschwärmt, dass diesmal Besucher aus der ganzen Umgegend anreisten – aus Lauscha und Neuhaus ebenso wie aus Gräfenthal und Reichmannsdorf. Die weiteste Anreise hatten aber eindeutig Teilnehmer aus München. Am Eingang wurden sie alle von Malefiz höchstpersönlich begrüßt, die zwischendurch auch ihrer Tochter bei der Versorgung durstiger Vampire mit Blutkonserven zur Seite stand. Am Zug selbst hatten die „Vereinsschaffner“ alle Mühe, die vielen Fahrgäste unterzubringen, bevor das geschmückte Gefährt davonratterte in den dunklen Wald, in dem es gewaltig spukte.

Der Verein hatte sich viel Mühe gemacht und schon am Wochenende zuvor mit den letzten Vorbereitungen begonnen. Am Donnerstag ging die Gestaltung der gespenstischen Überraschungen auf der Fahrtstrecke in die heiße Phase. Der Förderverein Max- und Moritzbahn, der Feuerwehrverein und weitere engagierte Helfer gaben hierbei ein nachahmenswertes Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit. So traten sie als Statisten für die „Bilder“ in Aktion und setzten dabei zahlreiche kreative Ideen rund um Halloween um. Schon kurz nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof grüßte das erste bunte Gerippe, gefolgt von einer beleuchteten, vereinseigenen TGK 2, einer einst in Kaluga produzierten normalspurigen Diesellokomotive für den Verschub auf Werkbahnen.

Es folgten Gespenster der verschiedensten Art, leuchtende Augen, Weiße Frauen, ein schwebender Teddybär… Eine riesige Spinne hatte ihr Netz gleich neben den Schienen gesponnen und ein Drache schaute drohend vom Berg herab. An Max (Maxhütte Unterwellenborn) und Moritz (Porzellanfabrik Moritz in Taubenbach), die der Bahnstrecke von 1913 bis 1997 ihren Namen gaben, erinnerten Holzkreuze auf dem gruseligen Friedhof. Hexen, Mumien und Dracula wechselten einander im Gruselwald ab.

Wegelagerer bedrohten die Fahrgäste und die Auffahrt zum Piesau-Viadukt wurde von Fackeln schwingenden Wächtern bewacht. Am Bahnhof Lichte-Ost standen zwei Henkersknechte mit einer Guillotine bereit und ließen auch tatsächlich einen Kopf rollen, während ein gefährlich aussehender Scharfrichter in Rabenrobe die Fahrgäste bedrohte.

Glücklicherweise warteten diese allesamt gespannt auf solcherlei Erlebnisse und waren daher begeistert, was sich die Organisatoren alles ausgedacht hatten. Natürlich war die Bahnfahrt zwar der Höhepunkt, aber keineswegs das Einzige, womit sich die Gäste den Abend vertreiben konnten.

Am ehemaligen Bahnhof Lichte standen Biertischgarnituren bereit. Feuerkörbe sorgten für die passende Beleuchtung ebenso wie Hunderte „Glühwürmchen“, die sich in den Bäumen tummelten. An der Piesauer Gourmet-Kanone konnten sich die Besucher für den gruseligen Abend mit Kürbissuppe oder Bockwurst stärken. Ein Team der Lichtener Feuerwehr wartete mit passenden Getränken auf. Teufelsspucke, Drachen- und Geisterblut, Monstertrunk und Höllenglut hatten sie im Angebot, das rege genutzt wurde. Die musikalische Umrahmung des Abends hatte DJ Stefan Schmidt aus Lichte übernommen.

Übrigens: Auch ein Team des MDR war vor Ort, um Aufnahmen fürs Thüringenjournal am Sonntagabend zu machen. Wer die Sendung verpasst hat, kann sie noch in der Mediathek sehen und sich dort einen Vorgeschmack aufs kommende Jahr holen. Denn natürlich soll es im kommenden Jahr auch eine dritte Einladung zur Fahrt mit der Geisterbahn in den Spuk-Wald geben, verspricht Vereinsvorstand Markus Büttner. Erste Ideen wurden jedenfalls schon gewälzt…

Und bis es so weit ist, darf man sich – nach der Winterpause – gerne auch ohne gruseligen Anlass und Verkleidung – per Motorschleppdraisine durch die landschaftlich reizvolle Strecke vom Bahnhof Gräfenthal nach Ernstthal über Viadukte und durch Tunnel fahren lassen und unterwegs dem Zugbegleiter lauschen, der sich mit der Entstehung und der einstigen Bedeutung der heute leider für den „normalen“ Bahnverkehr stillgelegten Strecke bestens auskennt.

www.foerderverein-max-und-moritzbahn.jimdofree.com