Fritzi kann nicht sprechen
„Alles begann so“, erzählt Anne. „Unsere Vorfreude auf Familienzuwachs mit dem Baby in meinem Bauch, die wich ab der 23. Schwangerschaftswoche dem blanken Entsetzen. Die Feindiagnostik bestätigte einen schweren Herzfehler. Doch Fritzis angeborene Krankheit konnte vier Wochen nach Geburt durch eine OP an ihrem winzigen Herzchen behoben werden.“ Danach begann ein Martyrium für das Baby. Selten vorkommende Komplikationen gipfelten in Fritzis Überlebenskampf. Rückkehr ins Leben erst nach 50 Minuten dramatischer Reanimation. „Die haben aber wohl auch ihren Tribut gefordert“, weiß die Mutter heute.
Die Kleine albert und gestikuliert jetzt derart allerliebst mit Geschwistern und Eltern herum, dass zunächst kaum auffällt: Das Kind kann sich nur nonverbal verständigen. Es kann nicht sprechen. „Aber sie sollten mal sehen, wie glücklich und offenbar doch gut verstanden unsere Kleine dennoch immer aus ihrem integrativen Kindergarten kommt“, sagt Anne.
Die ist mit der Fünf-Jahres-Chronologie des Schreckens samt Odyssee durch namhafte Kliniken noch ganz am Anfang. Denn: „Nach der Wiederbelebung folgten sechs Tage an einer ECMO, der künstlichen Lunge. Danach hat die kleine Leber unseres Kindes aufgegeben, Augen und Haut färbten sich gelb. Im April 2020 wurde Fritzi zu einer der möglicherweise jüngsten Spenderorgan-Empfängerinnen.
Nach Klinikaufenthalten von Stadtroda, Jena, Erfurt bis ins Herzzentrum Leipzig bangten die nun in Hamburg mit den Medizinern, dass sich bald ein passendes Spenderorgan finden lässt. „Damals war dort gerade die Ablehnung der Organspende-Widerspruchslösung durch eine knappe Bundestagsmehrheit das Riesen-Aufreger-Thema“, sagt Anne kopfschüttelnd.
Mit zwei Jahren eine Spender-Leber
Mit zwei Jahren bekam Fritzi ihr lebensrettendes Leber-Ersatzteil. Bald aber folgten weitere größere und kleinere Notoperationen, immer mit dem Rettungshubschrauber ging es in die Klinik. „Und Lungenentzündungen. Und Blutvergiftungen und, und ...“ Pause. Anne vergräbt kurz ihr Gesicht zwischen den Händen, Fritzi fragt jetzt scheinbar - stumm in der Umarmung von Mamas Kopf – nach dem Warum.
Sie dürfte nichts davon ahnen, dass die Mutter ihren beiden Großen irgendwann ehrlicherweise eröffnen musste: „Wisst ihr, euer Schwesterlein, unser tolles kleines Menschlein Fritzi, es kann immer noch jeden Moment sterben!“
Anne musste ihren Beruf als Erzieherin längst auch deshalb aufgeben, um „einen möglichen, infektiösen Super-Gau für meine Familie durch das Einfangen von Covid- oder anderen Viren weitestgehend auszuschließen. Deshalb lassen sich Sophie und Moritz in der Schule lieber mal schräge bis spöttische Blicke gefallen, dass sie ihre Maske bis heute freiwillig tragen.
Gesundheitliche Minenfelder
Sie tun das vor allem für ihre Fritzi. „Unsere größte Sorge ist zurzeit beim Laufen durch ohnehin viele krankheitsbedingte Minenfelder: Die Angst vor Machtlosigkeit, wenn der innerfamiliäre Quarantäne-Notfallplan bei unseren vier Zimmern hier mal räumlich überfordert werden könnte.“
Papa Martin hat sich nach ausgelassenem Herumalbern mit der Kleinen inzwischen rar gemacht. Stattdessen dringen aus dem früheren Eltern-Schlafzimmer vom anderen Ende des langen Korridors die Klänge einer Ukulele. Anne schmunzelt jetzt: „Ach ja, apropos Virus: Unser Vati übt da drüben. Denn viermal täglich kann er eine halbe Stunde lang absolut nichts anderes, als das zu machen.“ Denn auch er ist krank.
Viermal täglich Dialyse für den Vater
Deshalb sitzt er jetzt streng nach Stundenplan und geduldig bei seiner lebensrettenden Bauchfell-Dialyse. Seine Frau erzählt: „Volkstümlich gesagt: Pro Waschgang müssen zwei Liter Spülflüssigkeit all das an Giftstoffen aus dem Körper holen, was seine kaputte Niere nicht mehr vermag. Martin hat sich in seiner Jugend mal ein übelstes Virus-Ding eingefangen. Das legte sich ihm auf die Nieren.“
Vor neun Jahren brachte eine zunächst Bluthochdruck-bedingte Arbeitsunfähigkeits-Diagnose an den Tag, dass Martin nur noch einen Bruchteil jener Nierenleistung hat, wie sie – ohne dringenden Spenderorgan-Empfang – lebensnotwendig wäre. So hofft der 41-Jährige mit seiner Familie nicht nur, dass sich Fritzis Gesundheit weiterhin stabilisiert.
Er bangt – wie Zehntausende mit ähnlichen Schicksalen auf den überfüllten Wartelisten in Deutschland – um die ihm verbleibende Lebenszeit bis zum Eintreffen eines passenden Spenderorgans. Und darauf, an Fritzis gesundheitlich höchst zerbrechlicher Stabilisierung noch lange seine Freude haben zu können.
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Der gemeinnützige Verein „Freies Wort hilft“ nimmt Spenden für Familie Rech entgegen. Konto: IBAN DE39 840 500 00 1705 017 017. Bitte Verwendungszweck „Fritzi“ angeben. Wir garantieren: Jeder gespendete Euro kommt direkt bei Fritzi und ihrer Familie an. Spenden sind steuerlich absetzbar, bis 300 Euro reicht dafür der Kontoauszug.
Wir berichten weiter über das Schicksal des tapferen Mädchens.