„Wenn die nächste Krankheitswelle kommt, können wir das nicht mehr deckeln. Dann werde auch ich nicht drumherum kommen, Klassen nach Hause schicken zu müssen“, sagt sie für ihre Schule. Obwohl das überhaupt keine Lösung sei, sondern lediglich die gefährliche Entwicklung, die pandemiebedingte Notlösung zum Normalzustand werden zu lassen. „Was uns aber umtreibt, ist die Sorge um die nächsten Jahre. Wir wissen ganz genau, dass es nicht besser werden wird.“ Schlimmer noch: „Die Schülerzahlen nehmen zu, einige Einrichtungen müssen bald wieder zweizügig fahren, doch mit welchem Personal? Wenn die Belastung weiter so steigt, werden ihrer Ansicht nach auch Langzeitkrankheiten zunehmen. In den nächsten Jahren gehen zudem weitere Kolleginnen in Rente und es gebe keine Nachrücker und keine Bewerber.
Lösungen seien kaum in Sicht. Eine wäre, ihrer Ansicht nach, die Aufteilung der Lehramtsstudenten nach Schulform besser zu lenken. An Gymnasien sei der Lehrermangel nicht so eklatant, weil sich mehr Studenten für die Gymnasiallehrerausbildung entscheiden.
Es fehlen ganze Jahrgänge
Bei der Suche nach Schuldigen für den derzeitigen Lehrermangel nehme sie allerdings die aktuelle Landesregierung in Schutz. Die Fehler seien schon vor Jahren unter der CDU-Regierung gemacht worden. „Lehrer wurden rausgeworfen oder erst gar nicht eingestellt und die kommen nicht zurück. Da fehlen ganze Jahrgänge“, so ihre Beobachtung für Südthüringen.
Darauf verweist auch der Sprecher des Thüringer Bildungsministeriums, Felix Knothe. Die langfristigen Versäumnisse früherer Landesregierungen der 90er- und frühen 2000er-Jahre, die von Sparkurs, Personalkürzung und kaum Neueinstellungen geprägt waren, wirken sich nun immer mehr aus. Diese Löcher könnten selbst mit den besten Anstrengungen und den vielen Neueinstellungen, die es seit einigen Jahren ja gebe, in manchen Regionen nur mit äußerster Anstrengung geschlossen werden. Die Situation in Südthüringen bleibe insgesamt sehr angespannt. „Im gesamten Schulamtsbereich hat das Schulamt derzeit noch 19 Einstellungsstellen im Grundschulbereich offen, davon allein 14 in der Region Schmalkalden-Meiningen“, so der Sprecher.
Wie heikel die Situation zu sein scheint, zeigt die Hoffnung auf Entspannung im November, die sich im Ministerium an „zwei Neueinstellungen im Bereich Suhl und eine Neueinstellung in Meiningen“ klammert. Weil das Dilemma absehbar war, seien vor Schuljahresbeginn elf Abordnungen an die Schulen mit dem höchsten Bedarf verfügt worden, so der Sprecher weiter.
Eine Praxis, die die Schulleiterin nur zu gut kennt. „Aber was es bedeutet, mit der betroffenen Kollegin zu reden, was es bedeutet, mit Eltern und Kindern zu reden und was es bedeutet, von Eltern angefeindet zu werden“, danach frage keiner. Das Schuljahr sei erst vier Wochen alt und das Ausmaß an Boshaftigkeit und Beschwerden kaum noch auszuhalten, sagt sie, betont aber auch, die Wut der Eltern nachvollziehen zu können. Und ihnen am Freitag zu sagen, dass sie am Montag ihre Kinder daheim lassen sollen, sei heutzutage schon gar nicht zumutbar.
Aber auch Kathleen Henkel und Daniela Möschter wollen einen falschen Zungenschlag in ihrer Kritik vermeiden und beziehen dazu Stellung: „Wir möchten ganz klar sagen, dass wir nicht die Schule verantwortlich machen. Das ist uns ganz wichtig.“