Lebensmittelausgabe Talisa: Künftig alles unter einem Dach

Kersten Mey, Vorsitzender des Vereins Freies Wort hilft, im Gespräch mit Talisa-Regionalleiterin Katrin Schneider darüber, was für die Lebensmittelausgabe benötigt wird. Foto: /Michael Bauroth

Nicht zuletzt wegen der hohen Energiepreise ist Talisa in Zella-Mehlis auf der Suche nach einem neuen Objekt. Dort sollen künftig die Lebensmittelausgabe und das Kleiderlädchen unter einem Dach Platz finden.

 
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Ein leises Rauschen ist Zeuge des Missstandes. Es ist einer der Heizlüfter, die in der kalten Jahreszeit in der Lebensmittelausgabestelle am Karl-Liebknecht-Platz dauerhaft laufen, um ein Arbeiten für die Ehrenamtlichen überhaupt zu ermöglichen. „Aber das macht es auch nur erträglich“, sagt Katrin Schneider, die zuständige Regionalleiterin von Talisa, die Träger der Lebensmittelausgabestelle und des Kleiderlädchens in Mehlis ist. Die Ehrenamtler nicken zustimmend.

Als Talisa im vergangenen Jahr die Aufgabe der Lebensmittelausgabe in Zella-Mehlis übernahm, sei man froh gewesen, auf die wenigen Strukturen wie ein Team oder die Räumlichkeiten aufbauen zu können. Gleichwohl sei schon damals bekannt gewesen, dass die Heizung nicht angeschlossen sei und die Räume daher – wortwörtlich – kalt gemietet werden.

Dieser Umstand und die steigenden Energiepreise geben jetzt Anlass zum Handeln. Denn allein im Kleiderlädchen steigen die Nebenkosten um 300 Euro. „Und ein ständig laufender Heizlüfter in der Lebensmittelausgabe ist nicht hilfreich“, weiß Katrin Schneider, die Talisa-Standorte in Zella-Mehlis, Hildburghausen und Ilmenau betreut.

Deswegen ist Talisa auf der Suche nach neuen Räumen, die in der Stadt gemietet werden können. Dort sollen künftig die Lebensmittelausgabe und das Kleiderlädchen vereint werden. Rund 100 Quadratmeter sollen es sein, erklärt Katrin Schneider. Auf die zusätzlichen Räume über dem Kleiderlädchen würde dann verzichtet, weil diese kaum genutzt werden. Aber die Fläche für den Laden selbst und die Lebensmittelausgabestelle soll gleich bleiben, um auch weiterhin den Anspruch zu erfüllen, den Katrin Schneider hat: „Wir wollen nicht einfach nur eine Ausgabestelle sein. Die Leute, die zu uns kommen, wollen auch Selbstwertgefühl haben und einkaufen gehen“. So ist auch die Lebensmittelausgabe wie ein kleiner Supermarkt organisiert, in dem die Menschen selbst ihre Einkäufe aus dem Regal nehmen und an der Kasse – gegen einen geringen Preis – bezahlen.

Derzeit arbeite Talisa am Standort Zella-Mehlis im Blindflug, beschreibt es Katrin Schneider. Nicht nur, weil noch keiner richtig abschätzen könne, wie sich im Winter alles entwickelt. Auch weil Förderungen, wie beispielsweise von der Stadt, noch nicht geflossen seien. „Wenn man den Job lange macht, weiß man, dass solche Momente kommen können. Da muss man durch“, sagt Katrin Schneider. Nichtsdestotrotz arbeite man derzeit im Defizit. Von den Einnahmen – denn die Kunden im Kleiderlädchen und der Lebensmittelausgabestelle zahlen einen geringen Obolus – bleibt nichts übrig. „Wir als Träger behalten nichts“, sagt Katrin Schneider. Auch die Ehrenamtspauschale, die vom Landkreis gezahlt wird, werde eins zu eins weitergegeben.

Ein weiterer Faktor sei der gestiegene Bedarf. Von den einst 36 Bedürftigen, die es laut Aufzeichnungen vor der Übernahme waren, stieg die Zahl um mehr als das Doppelte auf 80. Gleichzeitig werden die gebenden Supermärkte nicht mehr und auch die Spendenbereitschaft sei eher übersichtlich. „Mir ist daran gelegen, das Angebot zu halten. Wir wollen keinen Gewinn erzielen, aber die Ausgaben müssen gedeckt sein“, sagt Katrin Schneider. Deswegen sei die Suche nach neuen Räumen umso wichtiger.

Spende für die neue Wirkungsstätte

Diesen Ansatz begrüßt auch Kersten Mey, Vorsitzender des Vereins Freies Wort hilft, bei seinem jüngsten Besuch in der Lebensmittelausgabestelle ausdrücklich. Denn auf dem Vereinskonto liegen 9000 Euro parat, die aus dem Benefiz-Fußballspiel mit dem FC Zella-Mehlis im Sommer stammen und an die Einrichtung gehen sollen. Wenn die neue Lokalität feststehe, werde das Geld in das neue Objekt und die Ausstattung investiert. „Vorher hat das keinen Sinn“, sagt Kersten Mey. Die Wünsche dafür haben die Ehrenamtler auch schon benannt. Zwei Kühlschränke mit Glasfront und ein neues Obstregal würden das Arbeiten in Zukunft erleichtern.

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