Lauscha Mit Maske und Aluhut Corona die Stirn geboten

Doris Hein

Lauscha - Sage keiner, dass Homöopathie nicht hilft.

 
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Lauscha - Sage keiner, dass Homöopathie nicht hilft. Nachdem die sechste Kundgebung gegen die mit der Corona-Pandemie verbundenen Einschränkungen noch rund 140 Teilnehmer zählte - diese lauschten am 13. Juli auf dem Piko-Platz dem Vortrag eines Hahnemann-Heilkundlers - waren es diesen Montag laut Schätzung der Polizei noch rund 80. In Neuhaus am Rennweg nahmen derweil zu Wochenbeginn knapp 20 Männer und Frauen am sogenannten "Hygienespaziergang" teil, in der Vorwoche waren es rund zwei Dutzend. Der Heilungsprozess greift also. Doch derweil in den beiden Rennsteigstädten Neuhaus und Sonneberg somit weiterhin eine gute Hundertschaft mit dem Infektionsschutz haderte, vermochten die Lauschaer dem Protest dagegen am Dienstag eine lustige Note abzugewinnen. Unterm Motto "Maske zeigen gegen Dings" hatte "Die Partei" auf den Hüttenplatz eingeladen.

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"Ja ist denn schon Fasching", fragten sich einige Anwohner, als am Nachmittag ein Aufgebot Jugendlicher durch die Straßen zog. Paul Orlowski, Lauschaer Stadtrat und Kopf der Ortsvertretung der Satire-Formation, hatte zum Dienstagsspaziergang eingeladen. Rund ein Dutzend passend gekleideter Anhänger waren dem Ruf gefolgt und warb mit Plakaten "Für das Recht auf weniger Freiheit" oder bot auf Mund-Nasen-Bedeckungen "Werbefläche zu vermieten" an. Aluhüte, Strahlenschutzanzüge oder einen nett klingenden Doktortitel hatte Orlowski für die Veranstaltung empfohlen. Die Reaktionen darauf waren kreativ und "faschingsreif", auch wenn der betreffende Verein gar nicht involviert war.

Da wurden die "Ghostbusters" bemüht und Anime-Heldin Sailor-Moon. Doktor I.M.Ker, im wahren Leben Bruder des Veranstalters, rief den "zahlreich eingeflogenen Schwarm" auf: "Erhört mein Summen! Auch wenn es in diesen klebrig-süßen Zeiten für jeden sicherer ist, in seinem Stock zu bleiben, so ist der Anlass für dieses Treffen wichtiger als jede Honigproduktin."

Mit stichfesten Beweisen legte er dar, dass die aktuelle Krise von Wespen gemacht und Covid 19 ein Geheimcode sei, bei dem es um die Versklavung der Menschheit geht. Mit einem Gedicht reihte sich Mark Oppel unter den Rednern ein, sprach von "Faschisten, die noch keinen Toten gesehen, was bedeutet: Das alles ist Fake-Geschehen". Den Forderungen "alle Maßnahmen einzustellen und schnell die Maske vom Gesicht zu pellen" stellte Oppel seinen Ratschlag entgegen: "Ich kann euch nur raten - Carpe Diem und Abwarten!".

Doch was steckte eigentlich wirklich hinter der Aktion? Der Rede von Organisator Paul Orlowski konnte man entnehmen, dass ihm daran lag so manches richtigzustellen zum Thema Corona. Und so wurden zunächst diverse Aussagen, die in alternativen Medien ebenso wie in zahlreichen Köpfen kursieren, ad absurdum geführt. Dass die weltweit über 600 000 Toten nur inszeniert und das Virus eigentlich harmlos, aber als Ausrede für eine Zwangsimpfung zur Übernahme der totalen Kontrolle perfekt geeignet ist - solcherart "Verschwörungsschwurbeleien" schlagen ja nun wirklich jedem Fass den Boden aus und sind letztendlich für Reichsbürger und Neonazis die ideale Szenerie, zu einer gefährlichen braunen Suppe zu verschmelzen, so der Redner. Man habe deshalb, weil man solchen Leuten nicht mit Vernunft oder Logik beikommen könne, selbst einen Impfstoff gegen naive Kleingeistigkeit entwickelt. Und selbiger, mit der chemischen Bezeichnung H2O, wurde schließlich beim Umzug großzügig versprüht. dh/anb