Laufsport Schicksalsschlag trifft Sportlerin

Berit Richter

Die elfte Auflage des Alteburg-Staffellaufes in Arnstadt bringt einen Teilnehmerrekord. Der diesjährige Benefizzweck geht vielen Sportlern besonders nah.

 
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„Es ist toll, wie viele gekommen sind, wie groß der Zusammenhalt ist, in einer Zeit, in der die Gesellschaft so gespalten ist“, sagt Julia Vetter und strahlt. Gerade haben Michael Seever, Erfinder des Alteburg-Staffellaufes, und Wettkampfleiter Philipp Petermann ihr den Spendenscheck übergeben. Stolze 2750 Euro sind zusammengekommen, denn „wir hatten mit 55 gemeldeten Staffeln eine neuen Teilnehmerrekord“, so Seever. Das Startgeld von 50 Euro pro Team gibt der Veranstalter zu hundert Prozent an den jeweiligen Spendenzweck weiter. Für verschiedene Vereine wurde bereits gesammelt, im letzten Jahr für eine Wiederaufforstungsaktion.

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Weit über 10 000 Euro sind bei den bisherigen zehn Läufen zusammen gekommen. Doch der diesjährige Spendenzweck geht vielen Teilnehmern besonders nah, denn Julia Vetter ist eine von ihnen. Vorsitzende des SV Ichtershausen, Sportlerin, Funktionärin, man kennt sie als tatkräftige Helferin bei Ichtershäuser Sportveranstaltungen. Doch nun sitzt sie im Rollstuhl. Eine schreckliche Krankheit hat vor über einem Jahr ihr Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt.

Eine Grippe wurde zur Lungenentzündung, eine Streptokokkeninfektion führte zu Blutvergiftung und Multiorganversagen. Die zweifache Mutter kämpfte um ihr Überleben. Diesen Kampf gewann sie zwar, aber beide Füße und der rechte Arm mussten amputiert werden. Plötzlich Rollstuhl, plötzlich auf Hilfe angewiesen. „Freies Wort hilft“ unterstützte im letzten Jahr die junge Familie mit einem Spendenaufruf. Mehr als 25 000 Euro kamen Dank den Leserinnen und Lesern zusammen. Freunde, Bekannte, Julias Arbeitgeber sammelten ebenfalls. Und nun die Läuferschar.

Foto: Berit Richter

Denn viel ist zu tun. Das Haus auf ihre Bedürfnisse umzubauen, ein passendes Auto anzuschaffen, das nur mit einer Hand gesteuert werden kann. Allein dafür werden die Kosten im sechsstelligen Bereich geschätzt. Doch Julia Vetter möchte wieder arbeiten, wieder selbstständig am Leben teilnehmen. Auch wieder Sport treiben. „Vielleicht laufe ich eines Tages hier wieder mit“, sagt sie und strahlt.

Bewundernswerter Lebensmut

„Julias Lebensmut ist bewundernswert“, ist an diesem Mittwochabend auf dem Alteburg-Plateu von vielen zu hören. Ganz unterschiedliche Staffeln sind gekommen. Kinder und Erwachsene, regelmäßige Hobbyläufer und Einmal-im-Jahr-Starter. Mehrere Klassen der Emil-Petri-Schule schnüren ebenso die Laufschuhe, auch Schüler vom Melissantes Gymnasium. Feuerwehr und Wasserwacht stehen an der Startlinie, Ärzte- und Schwestern des Marienstiftes und der Ilm-Kreis-Kliniken. Natürlich sind auch Sportler von Julias Verein dabei, aber auch Handballer, Fußballer, Leichtathleten, Speedskater und Radsportler, Firmen- und Familienstaffeln, der Kindergarten Schillerstraße, der Jugendclub Setze...

Sie alle eint der Wunsch, mit ihrem Start zu helfen. Die sportliche Leistung wird da zur Nebensache. 5x 1,2 Kilometer sind zu absolvieren. Nicht alle Staffeln kommen zu Fünft. Katja Röder und Christina Fünfstück sind nur zu zweit unterwegs, laufen zwei beziehungsweise drei Runden – und werden starke Fünfte (28:44 min), zeitgleich mit der Protonenpower-Staffel vom Melissantes-Gymnasium mit Jette Erdmann, Cedrik Rackwitz, Charles Lehmann, Tamino Ullmann und Jarvin Nowak. Aber schließlich sind beide Damen auch erfahrene und erfolgreiche Läuferinnen.

Handballer sind die Schnellsten

Der Sieg geht an die Nachwuchshandballer der HSG Ilm-Kreis. Peter Tschakert und Yonathan Strübe, die beide je zweimal laufen, sowie Hugo Krauser benötigen 27:34 Minuten für die insgesamt sechs Kilometer. Platz zwei holt sich die Junioren Laufbrigade Angelhausen-Oberndorf mit Simon Heyder, Wilhelm Machalett, Corentin Kaufmann, Richard Machalett und Henrik Beutke, die 27:57 Minuten benötigen.

Dritte wird die Staffel der Trailrunning Crew Thüringen, die in den letzten Jahren in wechselnder Besetzung schon häufig vorn dabei war. Diesmal sind Maik Herrmann, Mario Matthieß, Janne Hey, Marcus Quester und Jonathan Krannich am Start. Mit 28:20 Minuten liegen sie knapp vor Familie Becherer aus Dannheim, mit Markus, Frieda, Johanna und Alexander Becherer sowie Penelope Höhn (28:41 min).

Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, Julia Vetter weiterhin unterstützen wollen, können Sie dies mit Spenden an „Freies Wort hilft“ tun. Betreff: Julia Vetter.