Bis zu vier Kästen pro Woche gehen so vom Hof aus an Privatleute. „Das ist noch ausbaufähig“, sagt Isabel Schmidt. Deshalb reifen derzeit Überlegungen, einen kleinen Hofladen einzurichten. Einen Verkauf gibt es bereits in Hermannsfeld, wo kleine Stroh- und Heuballen oder auch Getreide an die Kunden gehen. „Wir müssen sehen, ob wir die Pläne dort umsetzen oder am Firmensitz in Stedtlingen.“ Man könne auch Bio-Lammfleisch zu Festtagen anzubieten. Schließlich hat die Agrargenossenschaft mit der Ökoschaf GmbH ein Tochterunternehmen, das 600 Schafe hält.
Die Stedtlinger Milchproduktion an sich ist nicht Bio-zertifiziert, obgleich hierfür viele Kriterien bereits erfüllt sind. „Der einzige Unterschied zur Bio-Haltung ist, dass wir kein Öko-Futter haben“, sagt Schmidt. „Da aber das Gros des Futters wie Gras- oder Maissilage, Heu, Stroh oder Getreideschrot aus der eigenen Produktion stammt, wissen wir genau, was wir füttern, weil wir es selbst anbauen – wir haben gutes regionales Futter, das zudem gentechnikfrei ist.“
Das einmal erreichte Premium-Label ist kein Selbstläufer. „Wir werden viermal im Jahr vom Stall bis zur Dokumentation im Büro einen ganzen Tag lang kontrolliert“, sagt Schmidt. Für die Weidemilch bekommt der Betrieb etwas mehr Geld für den Liter – ergo ist das Produkt auch etwas teurer. „Die Kunden wollen mehr Tierwohl – wir hoffen, dass sie unsere Bemühungen nun auch honorieren“, sagt die Agrarchefin. Im Betrieb selbst ging man diesen Schritt aber nicht nur des Images wegen. „Den Kühen bekommt die Weide, die Tiere sind sauberer und vitaler, die Klauen gesünder – das Klima ist besser, weil weniger Tiere im Stall sind.“
Lange gesunde Kühe
Rund 9300 Liter Milch geben die Kühe hier im Schnitt im Jahr. Die sogenannte Reproduktionsrate liegt bei 26 Prozent – der Wert gibt an, wie hoch der Anteil an Kühen der Herde ist, der jedes Jahr erneuert werden muss.
Geben die Tiere wenig Milch oder erkranken, gehen sie teilweise zum Schlachten und müssen durch neue Kühe ersetzt werden – passiert dies oft, steigt diese Rate. „Unser Ziel ist, dass die Kühe lange gesund bleiben und Milch geben – ist das der Fall, müssen nicht so viele nachgezogen werden“, so die Agrarchefin.
Mit 26 Prozent liegt der Betrieb unterm Thüringendurchschnitt von 36 Prozent. „Der deutlich höhere Wert auf Landesebene hat allerdings auch damit zu tun, dass Betriebe wegen geringen Milchpreisen oder Futterengpässen ihre Bestände deutlich abgebaut haben oder sogar die Milchviehhaltung aufgaben.“
Derzeit bewirtschaftet die Agrargesellschaft Hermannsfeld eine landwirtschaftliche Nutzfläche von insgesamt 1780 Hektar, davon sind 800 Hektar Grünland. 27 Beschäftigte und zwei Lehrlinge stehen hier in Lohn und Brot.