Landtagswahl Online-Entscheidungshilfen zur Kandidaten-Wahl

270 Thüringer Direktkandidaten treten zur Landtagswahl in Thüringen an. Eine Onlineplattform und eine kostenlose App sollen helfen, beim Kandidaten-Check die passende Vertretung im Landtag zu finden.  

 
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Zur Landtagswahl am 1. September 2024 gibt es zur Wahl der Kandidaten wieder verschiedene Online-Entscheidungshilfen. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Erfurt - Soll Thüringen mehr Geld in den Ausbau von Straßen und Autobahnen investieren? Und sollen alle Jugendlichen in ihrer Schulzeit verpflichtend eine KZ-Gedenkstätte besuchen? - sind zwei der 14 Fragen, mit denen Bürger unter www.kandidierendencheck.de/thueringen  ihre Standpunkte mit allen Direktkandidierenden ihres Wahlkreises vergleichen und herausfinden können, mit wem sie inhaltlich am meisten übereinstimmen. Das funktioniert ganz einfach über die Eingabe der Postleitzahl.

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Ausgehend von aktuellen landes- und tagespolitischen Themen hat die Redaktion von abgeordnetenwatch.de 14 Themen ausgewählt, zu denen sich die Kandidaten mit „stimme zu“, „lehne ab“ oder „neutral“ positionieren konnten. Zusätzlich konnten sie ihre Entscheidung inhaltlich begründen. Dieses Angebot wurde bisher von 70 Prozent der 270 Kandidat:innen genutzt. Die Teilnahme ist für die Kandidaten noch bis kurz vor der Wahl möglich.

„Mit der Erststimme entscheide ich mich für einen bestimmten Kandidatinen. Deshalb ist es so wichtig, die Person zu finden, bei der ich wirklich das Gefühl habe, dass sie mich gut im Thüringer Landtag vertreten wird“, sagt Louiza Charalambous, Leiterin der Wahlprojekte bei abgeordnetenwatch.de. „Der Kandidierenden-Check von abgeordnetenwatch.de ermöglicht es, die eigenen Positionen direkt mit denen der Kandidierenden zu vergleichen und das passende Match zu finden. So stärken wir auch die Bindung zu den gewählten Abgeordneten.“

Für Dr. Franziska Wittau, Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und Schirmfrau des Wahlprojekts von abgeordnetenwatch.de zur Landtagswahl in Thüringen, „gehören Wahlen zu den Grundpfeilern der Demokratie. Damit Wahlen dieser Funktion gerecht werden, sind gut informierte, begründete Wahlentscheidungen von zentraler Bedeutung. Gerade deshalb freut sich die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen über die erstmalige Zusammenarbeit mit abgeordnetenwatch.de.“

Direkte Befragung möglich

Neben der Positionierung zu bestimmten Themen im Kandidierenden-Check haben alle Direktkandidat:innen zur thüringischen Landtagswahl ein eigenes Profil auf www.abgeordnetenwatch.de/thueringen erhalten. Darüber können Bürger bis zum Vorabend der Wahl, am 31. August, die Profile aller Bewerber:innen einsehen und sie persönlich befragen. abgeordnetenwatch.de prüft die Fragen und Antworten auf ihre Angemessenheit anhand eines Moderations-Codex und schaltet sie dann frei.

Auch Wahl-O-Mat am Start

Wählerinnen und Wähler können nun online den Wahl-O-Mat als Entscheidungshilfe für die Landtagswahl am 1. September nutzen. Dafür können sie ihre Ansichten mit den Positionen der 15 zur Wahl zugelassenen Parteien abgleichen. Dabei geht es um die Antworten der Parteien zu 38 Thesen. Zum Großteil dieser Angaben haben die Parteien Begründungen geliefert, wie die Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Franziska Wittau, sagte, als in Erfurt die Website scharf geschaltet wurde. 

Wittau sagte, dass der Wahl-O-Mat keine Wahlentscheidung gebe. Vielmehr trage er dazu bei, dass Wählerinnen und Wähler eine eigenständige und bewusste Entscheidung treffen könnten, statt aus dem Bauch heraus.

Landtagspräsidentin Birgit Pommer (Linke) sagte, sie sehe den Wahl-O-Mat auch als ein Mittel, um bisherige Nicht-Wählerinnen und Nicht-Wähler zu erreichen. Es sei besorgniserregend, dass bei der Landtagswahl 2019 rund 35 Prozent der Wahlberechtigten nicht wählen gegangen seien. Anfang September dürften 1,66 Millionen Menschen in Thüringen wählen gehen. Der Wahl-O-Mat zeigt laut Pommers auch, welche Themen überhaupt auf Landesebene entschieden werden könnten.

Für die neue Ausgabe des Wahl-O-Mats haben sich die Landeszentrale und die Bundeszentrale für politische Bildung mit Thüringer Fachleuten aus Wissenschaft und Bildung zusammengetan. Zudem hat eine Redaktion aus Jung- und Erstwählern im Alter von 18 bis 26 Jahren mitgewirkt. 

Weiterer Entscheidungshelfer: App WahlSwiper

Für die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen gibt es ab sofort auch noch eine weitere Entscheidungshilfe per kostenloser App. Das Tool vom gemeinnützigen Verein VoteSwiper sei bereits zum 36. Mal im Einsatz, um Wähler bei der Wahl einer Partei zu unterstützen, teilten die Organisatoren mit. Anstatt sich durch alle Parteiprogramme arbeiten zu müssen, führe der sogenannte WahlSwiper anhand von knapp 40 Fragen durch verschiedene Themengebiete der aktuellen Landespolitik. 

«Unser Ziel ist es, die Wählerinnen und Wähler wissenschaftlich und zugleich spielerisch bei ihrer Wahlentscheidung zu unterstützen – und somit auch das politische Interesse und den politischen Diskurs zu stärken», erklärte Politikwissenschaftler Uwe Wagschal von der Universität Freiburg. Er hatte mit einem Team die Fragen auf Basis der Parteiprogramme erarbeitet. Die Parteien bekamen dafür 57 Fragen zur Beantwortung vorgelegt, wovon schließlich 38 Fragen in Sachsen und 37 Fragen in Thüringen ausgewählt wurden.