Landkreis Sonneberg 45 000 Euro für „Aufholen nach Corona“

Sarah Jakob

In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Jugendhilfe im Landratsamt Sonneberg hat Kreisjugendpflegerin Camilla Kalmbach die Verteilung des Budgets im Rahmen des Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona“ in verschiedene Teilbereiche vorgestellt. Außerdem wurden zwei neue Schülervertreter ins Gremium aufgenommen.

Als beratende Mitglieder sind Bernhard Baumgärtner (zweiter von links) und Anna-Maria Bosecker in den Jugendhilfe-Ausschuss aufgenommen worden. Die beiden Schüler besuchen die „Bürgerschule“ in Sonneberg. Über das Engagement der beiden freuen sich auch der ehrenamtliche Beigeordnete des Landrats, Christian Tanzmeier (links) und Jugendamtsleiter Stefan Müller (rechts) Foto:  

Unter den Einschränkungen durch die Ausbreitung des Coronavirus und den damit einhergehenden Schutzmaßnahmen litten allen voran Kinder und Jugendliche. Von einem auf den anderen Tag fielen ein geregelter Schul- und Kindergartenalltag ins Wasser, auch die sozialen Kontakte mussten mehrmals über einige Monate am Stück heruntergefahren werden.

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Um Kindern und Jugendlichen einen besseren Start in die Zeit nach der Corona-Hochphase zu geben, hatte der Bund das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ in Höhe von zwei Milliarden Euro für die Jahre 2021 und 2022 beschlossen. „In diesem Rahmen schafft das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit rund einer Milliarde Euro Angebote, die schnell bei Kindern, Jugendlichen und Familien ankommen“, heißt es auf der Website des Ministeriums.

Die Förderbereiche sehen in diesem Zuge ganz unterschiedlich aus: frühkindliche Bildung, zusätzliche Sport-, Freizeit- und Ferienaktivitäten sowie Unterstützung für Kinder und Jugendliche im Alltag fallen beispielsweise darunter. Durch die Unterstützung sollen Lernrückstände ausgeglichen, Bildungsziele erreicht und die eigene Persönlichkeit nach Zeiten, in denen man Abstand zum Klassenkameraden halten musste, entwickelt werden. Ein Teil der Maßnahmen wird durch die Bundesländer umgesetzt. So hat auch der Landkreis Sonneberg vom Bildungsministerium Fördermittel in Höhe von 45 306 Euro in Aussicht gestellt bekommen. „Wir haben in Anblick dieses Fördertopfes drei Bereiche ausgemacht, die auch allesamt förderfähig sind“, erklärte Kreisjugendpflegerin Camilla Kalmbach vom Kreisjugendamt Sonneberg in der vergangenen Zusammenkunft des Jugendhilfe-Ausschusses.

Digitale Jugendarbeit ausbaufähig

In der Folge stellte sie dar, wie das vorhandene Budget innerhalb der verschiedenen Bereiche aufgeteilt wird. Demnach soll Aufmerksamkeit auf die „Reaktivierung der Sozialarbeit und des Jugendschutzes“ gelegt werden. In diesem Bereich möchte man beispielsweise den von der Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (LAG) entworfenen „Präventionsparcours“ anschaffen. Dieser Parcours verfügt über verschiedene Stationen, an denen Jugendlichen etwa über die Gefahren des übermäßigen Medien- und Alkoholkonsums oder der Glücksspielsucht aufgeklärt werden. Doch was genau hat man sich unter einem Präventionsparcours vorzustellen? Das wollte Ausschussmitglied Bernhard Baumgärtner im Nachgang wissen. Es handle sich laut Kalmbach um eine leicht in Klassenzimmern installierbare Zahl von Stellwänden, gespickt mit Informationen zu einem der vielseitigen Themen. An den einzelnen Stopps werden den Benutzern beispielsweise Fragen wie „Welche Kinderrechte gelten im Internet?“ oder „Was wollen Apps eigentlich alles von mir wissen?“ gestellt.

Den Aufbau kann man zwar bereits bei der LAG ausleihen, allerdings sieht man sich durch die Förderung imstande, selbst einen solchen anzuschaffen. Einrichtungen oder Vereine könnten den erstandenen Parcours für Lernzwecke nach Absprache beim Jugendamt ausleihen. Allerdings müsse dabei immer darauf geachtet werden, dass die Benutzung des Parcours mit einer pädagogischen Fachkraft, wie einem Schulsozialarbeiter, erfolge. So stelle die Anschaffung eine gute Möglichkeit dar, den präventiven Jugendschutz nach den undurchschaubaren Pandemiezeiten in den Mittelpunkt zu rücken. Der zweite Bereich widme sich laut Kalmbach der „Stärkung der Kinder- und Jugendbeteiligung“. Hierfür sind von Ende 2021 bis Anfang 2022 die jungen Leute in ganz Thüringen bereits dazu befragt worden, was sie interessiert, beschäftigt, was sie sich von der Zukunft erhoffen und welche Sorgen sie diesbezüglich vielleicht haben. Träger der Umfrage war das Organisationsberatungsinstitut Thüringen, das sogenannte „Orbit“. Laut Sonnebergs Kreisjugendpflegerin haben sich bei dieser Meinungssammlung zahlreiche junge Menschen aus dem Landkreis beteiligt. Deshalb sei es sinnvoll, die Ergebnisse nun auf den Bereich zwischen Rennsteig und Gebrannter Brücke herunterzubrechen um zu sehen, wie die Antworten der Kinder und Jugendlichen im Kreisgebiet genau zusammengesetzt sind. Für die weiteren Arbeiten an der Jugendbefragung sind deshalb 10 000 Euro angesetzt, weitere 5 000 sind laut Kalmbach für Öffentlichkeitsarbeit, benötigte Materialien und die Projektarbeit eingeplant.

Mit einem Betrag von 30 000 soll ein Schwerpunkt auf den dritten Bereich, „Stärkung digitale Jugendarbeit“ gelegt werden. Hierbei sei vor allem auf die digitale Ausstattung von Fachkräften hervorzuheben. Mit dem Budget werde aber nicht nur die Bereitstellung von Laptops, Beamern, Druckern und sämtlicher weiterer Technik, die benötigt wird, gewährleistet. Auch neue Ausleihmaterialien zu den Themen „Mediensucht und Medienkonsum“ soll es bald beim Jugendamt geben.