Hildburghausen Jugendherberge soll Anlaufstelle für Ukraine-Flüchtlinge werden

Rolf Dieter Lorenz
So gut wie bezugsfertig: Jennifer Sauerbrey stattet eine städtische Flüchtlingswohnung in Käslitz noch mit Bettwäsche aus, Heldburgs Bürgermeister Christopher Other schaut zu. Foto: /Bastian Frank

Die Hilfsbereitschaft ist groß. Überall in der Region bereiten sich Kommunen auf die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine vor. Die Jugendherberge in Schnett soll laut Landkreis als erste, zentrale Anlaufstelle dienen.

 
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In die im Dezember endgültig geschlossene Jugendherberge auf dem Simmersberg im Masserberger Ortsteil Schnett wird bald wieder Leben einziehen. Das Landratsamt plant, dort eine erste, zentrale Anlauf- und Aufnahmestelle im Landkreis Hildburghausen für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine einzurichten. Das teilte Kreissprecher Tim Pechauf am Montagvormittag auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Am kommenden Donnerstag wollen Landrat Thomas Müller und die Leiterin des Migrationsamtes, Kerstin Rottenbach, auf einer Pressekonferenz in der Jugendherberge Schnett das Konzept des Landkreises für die Registrierung und vorläufige Unterbringung der ukrainischen Kriegsflüchtlinge vorstellen.

Die Jugendherberge verfügt über eine Kapazität von 50 Plätzen. Die bisherigen Herbergseltern Heidi und Andreas Schramm hatten die Einrichtung mehr als 30 Jahre lang mit viel Herzblut und viel Leidenschaft geführt. Im Dezember 2021 haben sie die Jugendherberge schweren Herzens aufgeben müssen, nachdem sie wegen der Corona-Pandemie bereits seit März 2020 geschlossen war (Freies Wort berichtete).

Nach Angaben von Landkreis-Sprecher Tim Pechauf sollen die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nach ihrer Ankunft in Bussen zunächst etwa drei bis vier Tage in der Jugendherberge in Schnett verbringen. Dort sollen sie erst einmal zur Ruhe kommen, registriert und verpflegt werden. Außerdem sollen Formalitäten wie Krankenversicherung und Leistungsbezug nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erledigt und geklärt werden. Danach würden die Flüchtlinge auf Städte und Gemeinden im Landkreis Hildburghausen verteilt.

Das Landratsamt habe bisher rund 40 Wohnungsangebote aus dem Landkreis gemeldet bekommen, sagte Pechauf. Unter anderem in Masserberg, Themar, Schleusingen, Heldburg und Einöd. Darunter seien leer stehende Häuser, abgeschlossene Wohnungen oder Ferienwohnungen sowie auch Zimmerunterkünfte in Privathäusern. „Wir haben einen Teil der Wohnungen bereits besichtigt und sind derzeit noch dabei“, sagte der Landkreissprecher. Einige Wohnungen seien bereits belegt, so beispielsweise in Schleusingen und in Bad Colberg.

Pechauf lobte die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Vielen Menschen gehe es nicht darum, zu klären, wie das mit den Mietzahlungen laufe, sondern vor allem darum, zu helfen. Darüber hinaus bedankte er sich bei den Bürgermeistern, die viel in Eigenregie täten, wofür die Kreisverwaltung sehr dankbar sei. Wann mit einer Ankunft der ersten Busse in Schnett zu rechnen ist, konnte der Landkreissprecher nicht sagen. Dafür sei das Land zuständig.

Nach Angaben von Oliver Löhr, Pressereferent im Landesverwaltungsamt, waren in ganz Thüringen mit Stand vom vergangenen Freitag, 18. März, insgesamt 4103 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine gemeldet, 119 davon im Landkreis Hildburghausen. Viele kämen jedoch, ohne sich anzumelden, bei Freunden und Bekannten unter, oder sie reisten von Thüringen aus in andere Bundesländer und deren Großstädte weiter.

Wann genau Busse ankämen, das werde dem Landesverwaltungsamt auch nur sehr kurzfristig mitgeteilt, sagte Löhr. Mitunter stiegen Kriegsflüchtlinge aber auch spontan in Busse mit anderen Zielorten als Thüringen ein. So seien seit dem 4. März von 30 angekündigten Bussen nur fünf Busse in Thüringen angekommen, sagte der Pressereferent aus dem Landesverwaltungsamt.

Unterdessen bereiten sich auch einzelne Kommunen intensiv auf die Aufnahme von weiteren Flüchtlingen vor. So beispielsweise die Stadt Heldburg. Dort haben Ehrenamtliche und Bauhofmitarbeiter seit dem vergangenen Wochenende in den Ortsteilen Lindenau, Hellingen, Käslitz und Gompertshausen damit begonnen, vier leer stehende, städtische Wohnungen mit gespendetem Mobiliar einzurichten. Nach Angaben von Bürgermeister Christopher Other können dort weitere 20 Flüchtlinge unterkommen. Dies habe er auch dem Landratsamt gemeldet. Im Heldburger Unterland hat bereits eine siebenköpfige Familie aus der Ukraine - ein Ehepaar mit fünf Kindern – mit Hilfe einer Privatinitiative eine geeignete Unterkunft gefunden.

Zusammen mit der Projektstelle für Ehrenamt, Landkultur und Demokratie sowie der Kreisdiakonie Hildburghausen/Eisfeld hat das Landratsamt für Migration eine Startermappe für Menschen aus der Ukraine erstellt. Abrufbar unter „Hilfe für die Ukraine im Landkreis Hildburghausen“ auf der Homepage des Landkreises.

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