Demonstrationen für Geisel-Deal
Am Dienstagabend demonstrierten erneut Tausende Menschen in ganz Israel für ein Abkommen, das einen Waffenstillstand in Gaza und eine Freilassung der 101 dort verbliebenen Geiseln ermöglicht. Auf den Demonstrationen machten Angehörigen der Geiseln Regierungschef Netanjahu Vorwürfe. Er habe "wieder und wieder ein Abkommen torpediert", sagte die Tochter einer Geisel laut israelischen Medienberichten. Andere Demonstranten trugen Schilder mit der Aufschrift, das Blut der Geiseln klebe an den Händen der Regierung.
Der Oppositionspolitiker Benny Gantz kritisierte Netanjahu in einer Pressekonferenz. Er warf dem Regierungschef vor, sich immer wieder Fortschritten bei den Gesprächen über ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln entgegengestellt zu haben. Netanjahu konzentriere sich primär auf sein politisches Überleben, sagte Gantz. "Wir müssen die Geiseln zurückbringen - selbst zu einem sehr hohen Preis", betonte er. Er warf Netanjahu vor, die Öffentlichkeit über seine angebliche Bereitschaft, die Geiseln zurückzuholen, belogen zu haben.
USA sehen noch Hoffnung für Geisel-Abkommen
Die US-Regierung sieht dennoch weiter Hoffnung auf einen Deal zur Freilassung von Geiseln aus den Händen der Hamas und widersprach in der Debatte einmal mehr Netanjahu. Eine Einigung sei möglich, "wir glauben, dass wir nahe genug dran sind, dass die Lücken eng genug sind, dass es geschehen könnte", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. US-Präsident Joe Biden sei persönlich eingebunden in die Bemühungen.
Mit Blick auf Bidens jüngste Kritik, dass sich Netanjahu nicht ausreichend für einen Deal einsetze, sagte Kirby: Um eine Vereinbarung zu erreichen, brauche es Kompromissbereitschaft und Führungskraft von allen. "Dabei möchte ich es belassen."
Seit Monaten laufen indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas, bei denen neben den USA auch Katar und Ägypten vermitteln, um eine Waffenruhe und eine Freilassung der Geiseln zu erreichen. Die Gespräche scheinen jedoch nicht voranzukommen.
Dringlichkeitssitzung des Weltsicherheitsrates nach Tod von Geiseln
Die Lage in Nahost und die jüngste Tötung von sechs israelischen Geiseln stehen an diesem Mittwoch auf der Tagesordnung des Weltsicherheitsrates in New York. Der israelische Botschafter Danny Danon hatte in einem Brief Beratungen des mächtigsten Gremiums der Vereinten Nationen verlangt. Der Sicherheitsrat müsse die "sofortige und bedingungslose" Freilassung aller Geiseln verlangen, schrieb Danon auf X. Auch Ratsmitglied Algerien beantragte Diplomaten zufolge mit Blick auf die Lage in Gaza und dem Westjordanland eine Sitzung.