Strahlend blauer Himmel, die Vögel zwitschern und in den Gärten werkelt der ein oder andere Schnabelwaider in seinem Gemüsebeet. Nur hin und wieder durchbricht das Rauschen eines durchfahrenden Zuges die Stille. Mitten in dieser Idylle steht der Schnabelwaider Bahnhof. Seit Jahren bröckelte das ehemals stolze Bahnhofsgebäude vor sich hin. Niemand fühlte sich bisher berufen, das Gebäude instand zu halten.

Nun haben der 28-jährige Marcel Hannweber und sein bester Freund, der 23-jährige Markus Paulus, das alte Bahnhofsgebäude gekauft. Beide kommen aus Dettelbach bei Würzburg und sind, durch eine spontane Aktion, die neuen stolzen Besitzer des Schnabelwaider Bahnhofs.

„Eigentlich wollten wir den Dettelbacher Bahnhof ersteigern“, erzählt Marcel Hannweber. „Aber der war uns dann doch zu teuer.“ Also sahen sich die beiden jungen Handwerker – wenn sie doch schon einmal da waren – auf der Berliner Versteigerung nach einem anderen Objekt um. „Dann haben wir geschaut, welche Bahnhöfe in der Umgebung noch angeboten werden und haben den Bahnhof Schnabelwaid entdeckt.“ Für rund 28 000 Euro erstanden sie das Gebäude – ohne es jemals vorher gesehen zu haben. „Wir haben uns lediglich das Exposee angeschaut und dann entschieden, dass wir den Bahnhof haben wollen“, so der 28-Jährige weiter.

Bei der Versteigerung wurden Marcel und Markus von Mitarbeitern des ZDF angesprochen. Diese suchten für die Doku-Reihe "Mit Herz und Hammer" Menschen, die bereit waren, sich von der Ersteigerung eines „Schnäppchenhauses“ über die Sanierung bis hin zur Fertigstellung von der Kamera begleiten lassen. „Da haben wir zugesagt“, erzählt Marcel Hannweber.

Ob die Familien denn begeistert waren, dass die zwei jungen Männer ausgerechnet einen baufälligen, oberfränkischen Bahnhof ersteigert haben? „Die sind Verrücktheiten von uns gewohnt“, sagt Hannweber und lacht. Lediglich die Freundinnen der beiden jungen Männer waren wenig davon angetan, dass ihre Freunde nun häufig 150 Kilometer weit weg arbeiten würden. Denn als Parkettlegermeister und Geschäftsführer eines eigenen Unternehmens ist Marcel Hannweber auch ohne einen baufälligen Bahnhof gut beschäftigt. Seinem Freund Markus geht es im elterlichen Betrieb ebenso.

Die handwerklichen Ausbildungen der beiden Männer sind allerdings auch hilfreich, wenn es um die Sanierung des maroden Bahnhofs geht. Die Holztreppen sind schief, es bröckelt der Putz von den Wänden und bei den Stiegen, die hinauf auf den Dachboden führen, hat man Angst, dass sie beim nächsten Schritt unter den Füßen wegbrechen. Am Gebäude selbst sind überall Risse, auf diesen befinden sich Gipsklumpen. Diese wurden angebracht um zu sehen, ob sich die Lücken im Mauerwerk noch verbreitern. Das ist zum Glück allerdings bisher nicht passiert.

„Der einzige Mieter, der im Bahnhof wohnt, hat getan was er konnte, um den Bahnhof zu erhalten“, erklärt Hannweber. Das Ehepaar Strickroth, das seit 1968 bis heute in einer der Wohnungen des Gebäudes lebt, hat immer darauf geachtet, dass die notwendigen Arbeiten erledigt werden, damit der alte Bahnhof nicht zusammen fällt. Aus ihrer kleinen aber gemütlichen Bahnhofswohnung haben sie einen weiten Blick über Maisfelder, Kirchen und Wälder. Behaglich leben sie hier, idyllisch.

Die restlichen Wohnungen im Bahnhofsgebäude sind allerdings in einem erbärmlichen Zustand. Spinnweben hängen von der Decke, die Holzböden splittern und an manchen Wänden bereitet sich Schimmel aus. Eine Wohnung allerdings haben Marcel und Markus bereits fertiggestellt.

„Für die Doku des ZDF mussten wir ja mindestens eine Wohnung von der Entkernung über die Sanierung bis hin zur Fertigstellung zeigen“, erklärt Hannweber. „In vier Wochen haben wir das Mammutprojekt gestemmt und durch unsere eigene Arbeitskraft, mit Mitarbeitern aus unseren Unternehmen und mit Firmen vor Ort die Wohnung fertiggestellt.“ Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Frisch gestrichene Wände, ein hochmodernes Bad mit großem Spiegel und ebenerdiger, großer Dusche. Wände und Boden des Bades sind aus schwarzen Fliesen, die Armaturen in weiß gehalten. Die Dusche wird von Glas umrahmt. Der Boden der restlichen Wohnung ist mit Echtholz ausgelegt, eine neue, hochmoderne Küche ist ebenfalls vorhanden.

Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, müssen bei der Sanierung des Schnabelwaider Bahnhofs einige Vorgaben berücksichtigt werden. „Aber das läuft eigentlich alles recht problemlos“, erzählt Marcel Hannweber. „Nur der Papierkram um die Fördergelder war ein wenig anstrengend.“ Eigentlich wollten Marcel und Markus auch den Dachboden ausbauen, doch diese Idee wird wohl nicht umsetzbar sein. „Es fehlt an einem zweiten Fluchtweg und den werden wir wahrscheinlich nicht schaffen können“, so Hannweber weiter.

Momentan herrscht allerdings Baustopp. „Wir müssen erst einmal eine Pause machen und nach weiteren Investoren suchen“, erklärt Hannweber. Außerdem hat er sein Unternehmen mit elf Mitarbeitern zu führen und auch Markus Paulus hat im elterlichen Betrieb genug zu tun. „Das Unternehmen geht natürlich vor“, erklärt Marcel Hannweber.


Info: Die erste Folge der Doku-Reihe "Mit Herz und Hammer" über das Schnabelwaider Bahnhofsprojekt von Marcel Hannweber und Markus Paulus läuft am Sonntag, 10. August, ab 13.15 Uhr im ZDF.