Kurs für Knirpse am Rennsteig Ein Kindergarten auf Skiern

Doris Hein

Den Kindern vom Rennsteig sind Skier in die Wiege gelegt. Das gilt aber nur sprichwörtlich. Im richtigen Leben braucht es die Anleitung von Erwachsenen und das richtige Material. Der Lauschaer Wintersportverein und der Kindergarten arbeiten zusammen, damit aus dem Sprichwort Wirklichkeit wird.

 
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Lauscha - Was dem einen die Theaterbühne, sind dem anderen seine Skier – nämlich Bretter, die für die Betroffenen „die Welt bedeuten“. Und bei beiden gilt: Früh übt sich, wer einmal ein Meister werden will. Doch mit dem Skifahren ist das mittlerweile so eine Sache. Nicht jede Familie hat die entsprechende Ausrüstung oder Zeit und Muse, um dem Nachwuchs die Fortbewegung auf den schmalen Brettern schmackhaft zu machen.

Da ist es bei Klein und Groß ein willkommenes Angebot, wenn schon im Kindergarten die Grundlagen des Skifahrens geübt werden. Eine langjährige Kooperation zwischen der Awo-Kindertagesstätte „Hüttengeister“ und dem Wintersportverein WSV08 Lauscha brachte in der Vergangenheit Könner und Neulinge zum gegenseitigen Vorteil zusammen. Grundlage war seit 2010 das Nachwuchsprojekt „Schnee kinderleicht“ des Deutschen Skiverbandes für Kindergartenkinder.

Dabei standen wiederholt die drei Themensäulen Bewegung, gesunde Ernährung sowie Experimente und Exkursionen in die Natur im Mittelpunkt des Miteinanders mit dem Ziel, sowohl die motorische Entwicklung der Kinder zu fördern als auch ihre soziale Kompetenz und einen gesunden Lebensstil.

Für die Umsetzung des Projektes hatten Jens Greiner-Hiero vom WSV08 und die Leiterin der Kindereinrichtung Brit Wagner sogar extra eine bundesweite Fortbildungsveranstaltung in Garmisch-Partenkirchen besucht. Die theoretischen und praktischen Erfahrungen und das umfangreiche Lehrmaterial, das sie damals mit nach Lauscha brachten, werden im Kindergarten heute noch genutzt.

Auch die Zusammenarbeit mit der Bergwachtbereitschaft Lauscha wurde (nicht nur) im Rahmen der sportlichen Aktivitäten der Hüttengeister regelmäßig gepflegt. So sicherten die Kameraden die Veranstaltungen ab und leisteten Erste Hilfe bei kleinen Wehwehchen. Krönender Höhepunkt war dann stets eine Abschlussparty für die Kinder in der Bergwachtbaude, bei der die Jungen und Mädchen – bei Würstchen und wärmenden Getränken – von ihren Wintersporterlebnissen schwärmten.

Doch ein derartiges Miteinander ist bedauerlicherweise schwierig geworden, seit Corona unser aller Alltag bestimmt. In Kindergärten und Schulen gelten strenge Regeln für das Betreten der Einrichtungen und für den Umgang miteinander. Die Zusammenarbeit mit Vereinen, früher gerne gesehener und hilfreicher Bestandteil des Alltags in Kindereinrichtungen wie dem Hüttengeisterhaus, ist mittlerweile kompliziert oder gar komplett unter den sprichwörtlichen Tisch gefallen. So ließen die Corona-Regeln, die sich aufgrund der Inzidenzzahlen häufig ändern, im vergangenen Jahr überhaupt keinen Spielraum für gemeinsame Wintersportaktionen, erklärt Kindergartenleiterin Brit Wagner.

Heuer funktioniert zumindest auf sportlicher Ebene alles etwas besser. Auch wenn man, wie Wagner berichtet, zunächst gebangt habe, ob denn auch alles klappt. „Wir wollten es auf jeden Fall mit den aktuellen gesetzlichen Vorgaben ebenso wie mit unserem Gewissen vereinbaren können, die Kinder in die (Ski-)Spur zu schicken“, so Wagner.

Seitens des WSV 08 gab es sogar ein Angebot, doch mit ihnen auf dem Tierbergsportplatz zu üben. „Ein zu langer Anmarschweg für die kurzen Beine“, befanden die Erzieher jedoch. Da bleibe, zwischen Frühstück und Mittagessen in der Einrichtung auf dem Köpplein, nicht wirklich viel Zeit zum Skifahren. Und so blieben die Hüttengeister in diesem Jahr lieber unter sich.

Eine ganze „Wintersportwoche“ haben die „Wackelzähne“ und „Zahnlücken“ nun hinter sich. 29 Vorschulkinder gibt es nämlich aktuell im Hüttengeisterhaus. Und die wurden, wegen der großen Anzahl, in zwei Gruppen aufgeteilt – eben die Wackelzähne und dir Zahnlücken. Für das Skifahren war das eine wichtige Voraussetzung, erzählt Erzieherin Judith Wicklein, denn viele der Steppkes hätten ja wirklich „bei Null angefangen“. Will heißen: Sie standen zum ersten Mal in ihrem jungen Leben auf Skiern.

Trotzdem, oder gerade deshalb, sei die Skiwoche ein voller Erfolg gewesen. Wer zu Hause nicht selbst über die benötigten Wintersport-Bretter verfügt, der lieh die Sportausrüstung für seinen Nachwuchs eben aus, etwa im Nachbarort Neuhaus am Rennweg, wo sich Steffen Marr und sein Team seit Jahren auch für Schulen als zuverlässiger Ansprechpartner für Ausleihe und Service bewiesen haben.

Die ersten Schritte auf der nahegelegenen Wiese oder dem Außengelände des Kindergartens auf dem Köpplein erwiesen sich für so manchen „Schneefloh“ als gar nicht so einfach. Der eine oder andere lag anfangs immer wieder im Schnee, statt darauf vorwärts zu kommen. Doch die Kleinen nahmen’s mit Humor und lernten dabei gleich das Aufstehen mit den Brettern an den Füßen.

Die Erzieherinnen Bianka Queck, Judith Wicklein, Christina Sontag und Antje Leib sowie Heilpädagoge Robert Fichtner hatten jedenfalls anfangs alle Hände voll zu tun.

An den folgenden beiden Tagen konnten sich die Mädchen und Jungen schon im Wechsel auf den Wegen oberhalb der Bahngleise und des Dammweges im Skifahren üben. Dort waren auch die Schneeverhältnisse besser, denn im Außenbereich des Hüttengeisterhauses hatte Fichtner fleißig den Schnee der Umgebung zusammengeschaufelt, um alle Stellen in der Spur zu bedecken, an denen schon Gräser und Erde hervorlugten. Donnerstag und Freitag verbrachten die kleinen Skifahrer schließlich in der Nähe des FC-Sportplatzes, auf dem dortigen Rundwanderweg.

Ein herzliches Dankeschön möchten alle Beteiligten an dieser Stelle an Stephan Kristen von der Lauschaer Bergwacht schicken. Er war nämlich in seiner Freizeit immer wieder auf dem Steinigen Hügel unterwegs, um Spuren für die Langläufer zu legen. Darüber haben sich nicht nur die Hüttengeister gefreut, sondern auch zahlreiche „große“ Lauschaer, die das Areal gerne für den Freizeitsport nutzen.

Allerdings hätten sich die Kinder und Erzieher für die Skiwoche etwas mehr Neuschnee gewünscht, denn was sie auf dem Berg zum Üben vorfanden, war doch schon ziemlich verharscht. Und siehe da: Frau Holle hatte ein Einsehen und schüttelte für den letzten Tag noch einmal ihre Betten aus. „Die Skiwoche hat super funktioniert. Unsere Kinder können das Skifahren jetzt schon richtig gut“, lobten die Erzieherinnen.

Beifall für die Mädchen und Jungen sowie für die wintersportlichen Aktivitäten des Awo-Kindergartens an sich gab es von so manchem älteren Lauschaer, der ihnen begegnete und sich dabei an eigene Ski-Touren und an Lauschas Wintersporterfolge erinnerte.

Zum Abschluss durften alle Beteiligten am gestrigen Freitag, nach ihrem vorerst letzten Skiausflug in der Gruppe, eine Teilnehmerurkunde samt süßer Belohnung entgegennehmen.

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