Kurs für Hospizbegleiter Auf dem letzten Weg nicht allein

Die ehrenamtlichen Hospizbegleiter sind da, wenn sie gebraucht werden. Foto: /Daniel Reinhardt

Sterben gehört zum Leben. Genau das zu vermitteln und auf dem letzten Weg zu begleiten, dafür sind Hospizbegleiter da. Im März bietet der Hospizverein „Emmaus“ Hildburghausen einen neuen Ausbildungskurs an.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Was macht eigentlich der Hospizverein? Seine meist ehrenamtlichen Begleiter gehen – wenn gewünscht – in die Familien und den letzten Weg gemeinsam mit ihnen und dem Sterbenden. Oder sie begleiten in der Trauer. Denn allein müsse heutzutage niemand den Schmerz ertragen. „Es gibt Leute, die sind erstaunt, wenn wir ihnen das erzählen“, sagt Koordinatorin Julia Müller. Viele bekommen mit, was möglich gewesen wäre, wenn’s schon fast zu spät ist. „Es ist schwierig, Menschen zu unterstützen, wenn die Betroffenen kurz vor zwölf anrufen“, sagt sie, weiß aber auch, dass man solange man nicht akut betroffen ist, das Thema Sterben von sich wegschiebt.

Begleitungen nehmen zu

Doch Julia Müller und ihre Kollegin Sandra Jakubek merken eine Veränderung: Die Anfragen nach einer Begleitung, nach Unterstützung nehmen deutlich zu, sagen sie. Im vergangenen Jahr seien 31 ehrenamtliche Begleiter dauerhaft im Einsatz gewesen. Manche nonstop. Manche in mehreren Begleitungen. 107 Menschen haben sie auf dem letzten Weg unterstützt – 71 davon seien bereits verstoben. Zurzeit sind es 40 Begleitungen, die von Julia Müller und Sandra Jakubek koordiniert werden. Die beiden koordinieren aber nicht nur, sie sind auch als Palliativbegleiter unterwegs.

„Unsere Ehrenamtlichen bringen das I-Tüpfelchen zu den Leuten – Zeit, offene Herzen, ein offenes Ohr“, sagt Julia Müller. Und Sandra Jakubek ergänzt, dass sie die Familien entlasten. Allerdings nicht bei pflegerischen Tätigkeiten. Sie sitzen am Bett, hören zu, halten die Hand. Es sei eine Entlastung für die Familien, denen oft kaum ein Moment zum Luftholen bleibt.

Doch auch Ehrenamtliche gehen einmal in die Hospizehrenamtsrente. . . Und die Anfragen seien so zahlreich, dass Unterstützung gefragt ist. Im vergangenen Jahr konnte kein Hospizbegleiter-Kurs angeboten werden. Umstrukturierungen im Verein erforderten zu viel Aufmerksamkeit. „Wir haben schweren Herzens gesagt, wir verschieben es auf dieses Jahr. Obwohl Anmeldungen da waren“, bedauert Julia Müller. Doch im März beginnt die Kurs-Saison: Am 16. März lädt der Verein um 19 Uhr zum ersten Treff ein. Vier Anmeldungen gibt es bereits – zwölf ist die maximale Teilnehmerzahl. Freuen würden sich die beiden Koordinatorinnen, wenn sich auch der eine oder andere Mann bei ihnen melden würde.

Wer sich für den Kurs entscheidet, sollte wöchentlich einen dreistündigen Gruppenabend einplanen. Es wird dann viele Informationen und Gespräche geben, Rollenspiele sind integriert und auch externe Dozenten werden zu Gast sein. Von Juni bis August schließt sich ein 20-stündiges Praktikum in einer Hospiz-Einrichtung an. Das könne ein stationäres Hospiz sein, eine Palliativstation oder auch ein Pflegeheim. Erst in der Praxis könne man sehen, ob man auf Menschen zugehen kann, ihnen zuhören kann, die Situation aushalten kann. Im Herbst wird das Gelernte vertieft – beim 40-stündigen Vertiefungskurs. Auch wieder in Form von wöchentlichen, dreistündigen Gruppenabenden. „Hospizbegleitung ist eine Herausforderung. Es braucht Mut, aber eben auch eine Grundvoraussetzung: Verlässlichkeit.“ Julia Müller und Sandra Jakubek freuen sich über Bewerber, über viele Kursteilnehmer – aber sie sagt auch, dass eine Teilnahme am Kurs zu nichts verpflichte. „Am Ende des Kurses entscheidet jeder für sich, ob er tatsächlich als Hospizbegleiter unterwegs sein möchte.“

Teilnehmen kann jeder

Jeder könne am Kurs teilnehmen – junge Leute sind genauso willkommen wie Menschen, die mitten im Berufsleben stehen oder bereits Rentner sind. Eine gemischte Gruppe sei sehr gut – da lernten die Jüngeren von den Älteren und umgekehrt.

Steigt man dann in die Begleitung ein, wird man nicht allein gelassen. Auch hier sind einmal pro Monat Gruppentreffen, einmal vierteljährlich Supervisionen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass jeder Grenzerfahrungen macht – und die auch verarbeiten muss. Dabei helfen die Gruppentreffen oder Supervisionen.

Den Hospizbegleitern wird die Endlichkeit des Lebens bewusst. Sie leben damit – der Tod ist kein Tabu mehr. „Und das ist wohltuend“, sagt Julia Müller, die weiß, dass noch viel Aufklärungsarbeit nötig ist. Deshalb nutzen die Hospiz-Mitarbeiter Feste, um ihre Türen zu öffnen, über ihre Arbeit zu reden, dem Thema Tod den Schrecken zu nehmen. Und sie sind auch während der Öffnungszeiten da, um Fragen zu beantworten.

Öffnungszeiten: Di 10-14 Uhr und Mi 13- 17 Uhr. Weitere Termine nach Vereinbarung.

Autor

Bilder