Kunsthalle Arnstadt Fotoausstellung „Ich sehe was, was...“

Berit Richter
Stefan Todorov liebt bei seinen Fotografien Lichteffekte und Details, wie hier bei Eisblumen am Fenster. Foto: Berit Richter

Am 18. Juni eröffnet die Kunsthalle Arnstadt ihre nächste Ausstellung. Stefan Todorov zeigt unter dem Motto „Ich sehe was, was ...“ Fotografien aus mehreren Jahrzehnten.

 
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„Die Ausstellung wird für viele eine Überraschung“, ist Stefan Todorov überzeugt. Denn die Arnstädter kennen ihn vor allem als kreativen und innovativen Schmuckdesigner. In der Kunsthalle präsentiert er bis zum 28. August aber nun eine ganz andere Seite von sich. die des Fotografen.

„Meinen ersten Fotoapparat bekam ich mit 16, 17 Jahren“, erinnert sich Stefan Todorov. Seitdem ist ein Fotoapparat sein ständiger Begleiter. Längst hat er allerdings die Praktika gegen einen digitalen Fotoapparat eingetauscht.

Die Ausstellung spannt den Bogen von jenen Anfängen bis in die Gegenwart, zeigt frühe Bilder, zum Beispiel von der Beerdigung der Urgroßmutter in Bulgarien, oder von der Wendezeit, vor allem aber viel Neues. Und auf das trifft der Titel „Ich sehe was, was ...“, den wohl jeder mit „du nicht siehst“ ergänzen würde, genau zu.

Denn Stefan Todorov hält nicht den üblichen Schnappschuss fest, die Allerwelts-Urlaubserinnerung, das Alltagsmotiv. Vielmehr ist er bei seinen Bildern genauso wie bei seinen mehrfach preisgekrönten Schmuckkreationen stets auf der Suche nach dem Besonderen, dem Außergewöhnlichen, nach dem Ansatz, den vor ihm noch keiner wählte.

„Die Suche nach dem Unerwarteten, dem Unvertrauten, dem Ungewohnten, dem Rätselhaften, dem Störenden ist unberechenbar“, sagt Stefan Todorov. „Seit vielen Jahren gehe ich nicht ohne Fotoapparat aus dem Haus. Die Bilder begleiten meine tägliche Arbeit, als Lehrer und auch als freiberuflicher Gestalter. Ich halte fest, was mich beschäftigt oder meine Aufmerksamkeit erregt und lasse mich gern auch selbst vom Ergebnis überraschen. Richtig spannend wird es, wenn man nicht mehr erkennt, dass man ein Foto vor sich hat, wenn ‚malerische’ Elemente an Wichtigkeit gewinnen und der Kopf aufhört zu fragen was das Bild darstellt.“

Fotos wie Gemälde

Das größte Kompliment sei es für ihn, wenn er von Freunden und Bekannten hört: „Ich wusste gar nicht, dass du auch malst.“ Erstmals zeigt Stefan Todorov nun seine Fotografien in einer großen Ausstellung. Und in der Tat, so manches das Ausgewählten erinnert mehr an Gemälde als an Fotos. Und so manches wir den Betrachter erst einmal fragend davor stehen und rätseln lassen, was Todorov da eigentlich abgebildet hat.

Denn es sind die besonderen Details, das Schattenspiel auf der Glasscheibe, die im Licht reflektierten Eisblumen, das Spiegelbild im Teich oder die Strukturen, die Seerosenblätter malen, die ihn faszinieren. „Meine Fotos sind unbearbeitet, aber ich ziehe oft ein Detail heraus, vergrößere es“, erklärt er.

So ganz ohne Schmuck geht die Ausstellung dann übrigens doch nicht. Stefan Todorov zeigt auch einige Fotos, auf denen seine Kreationen getragen werden. Langewiesenern bietet er einen so noch nie gesehnen Blick in die einstige Camico-Glashütte. Auch in der ehemaligen Jugendstrafanstalt in Ichtershausen ging er auf Fotopirsch. Die entstandenen Bilder haben etwas entrücktes, altarhaftes, mystisches.

Mitunter, so sagt Stefan Todorov, gehe er bewusst auf Motivsuche. Doch häufig finde er Dinge eher zufällig. Eine Stimmung, ein Lichteffekt, eine Spiegelung, die dem geschulten Gestalterauge auffallen. Und manchmal wisse er erst, wenn er sich später am Computer die Fotos anschaue, was ihn eigentlich an der Szenerie so angezogen habe. Meist seien es Motive, die man sich gar nicht im Kopf ausdenken, geschweige denn irgendwie arrangieren könne, sondern die einfach entstünden, aus der Natur, aus der Stimmung heraus.

„Ich suche Motive, die nicht unbedingt wie Fotos aussehen“, umschreibt Stefan Todorov das, was ihn reizt. „Dinge, die für sich wirken durch Farbe, Struktur, Licht.“ Das Ergebnis erinnert manchmal an Rembrandt, manchmal an abstrakte Kunst und fordert die Fantasie der Betrachter.

„Meine Handschrift ist die Vielfalt. Meine Stärke ist die Fähigkeit Idee, Material und Ausführung in Einklang zu bringen“, sagt Stefan Todorov über sich selbst. Das trifft auf seinen beruf als Schmuckgestalter zu, aber auch auf sein Hobby als Fotograf.

Stefan Todorov ist 1963 in Sofia/Bulgarien geboren. Von 1985 bis 1993 absolvierte er eine Goldschmiedelehre und -studium an der Hochschule für Kunst und Design „Burg Giebichenstein“ in Halle/Saale im Fachbereich Kleinplastik/ Schmuck. Anschließend machte er sich gemeinsam mit seiner Frau selbstständig. Seit 1997 unterrichtet er am Staatlichen Berufsschulzentrum Arnstadt-Ilmenau unter anderem die Goldschmiede. Privat und beruflich pendelt Stefan Todorov heutigentags zwischen Halle und Arnstadt.

Nun ist Stefan Todorov gespannt, wie seien Bilder, die auch erworben werden können, beim Publikum ankommen. „Bis jetzt haben nur wenige Freuden sie gesehen“, sagt er. Ein bisschen aufgeregt sei er schon, dass sich dies nun ändere.

Eröffnung mit Musik

Zur Vernissage am Samstag, 18. Juni, ab 20 Uhr wird der aus Arnstadt stammende Sänger und Schauspieler Peter Liebaug auftreten. Die Ausstellung kann immer dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr sowie sonntags von 15 bis 18 Uhr besichtigt werden. oder nach telefonischer Absprache unter (01 62) 9 84 16 81.

Bilder