Kundgebung Protest gegen Südlink hält an

Erik Hande

„Wir haben ihnen schon fünf Jahre geklaut“, beschrieb Heiko Ißleib den Erfolg der bisherigen Proteste gegen die geplante Stromtrasse. Der Vorsitzende des Vereins „Thüringer gegen Südlink“ zeigte sich am Sonntagnachmittag bei Protesten an der thüringisch-bayerischen Grenze bei Henneberg überzeugt, dass die Leitung nie kommen werde. Zur Kundgebung waren indes nur 60 Teilnehmer gekommen

 
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Aus Bayern, Hessen und Thüringen waren sie angereist, um gegen die geplante Südlink-Trasse zu protestieren. Diese soll den Strom durch Frei- und unterirdische Leitungen von der deutschen Nordseeküste bis in die bayerischen Alpen und darüber hinaus nach Österreich transportieren. Doch die Schar der Demonstranten an der thüringisch-bayerischen Grenze bei Henneberg will das nicht hinnehmen. Auch wenn am Sonntagnachmittag die Zahl der Protestierenden überschaubar blieb, ihre Forderungen waren deutlich zu vernehmen. Sie bekräftigten ihr „Nein“ zum Südlink und wollten vielmehr den Ausbau der dezentralen Energieversorgung forciert wissen.

Die Planer hätten gedacht, die Leitung 2025 in Betrieb nehmen zu können, nun werde aber wohl vor 2030 nichts daraus, so Heiko Ißleib. „Und ich sage euch: Es wird nicht gebaut!“, äußerte sich der Vorsitzende des Vereins „Thüringen gegen Südlink“ optimistisch. Denn es gebe bereits genug Alternativen in Form von vielen neuen Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen. Deren Ausbau gelte es voranzutreiben und eine dezentrale Energieversorgung zu errichten. Eine, „die unabhängig und unanfällig ist“, meinte Ißleib mit Blick auf den Sabotageakt am Samstag bei der Deutschen Bahn. „Südlink macht den Strom nur noch teurer, kritisierte der Vereinsvorsitzende die „Monster-Investition“. Der Protest dagegen sei notwendig, damit die Kilowattstunde Strom deswegen nicht auf einen Euro steigt.

Seitens des Landkreises Schmalkalden-Meiningen ergriff Jana Schreiber, Fachbereichsleiterin Kreisplanung, Bau und Entwicklung im Landratsamt, das Wort für die verhinderte Landrätin Peggy Greiser. Der Landkreis sei Mitglied des „Salzunger Bündnisses“, in dem sich die betroffenen Süd-West-Thüringer Landkreise und die Stadt Eisenach gegen die Trassenführung durch Südthüringen aussprechen. „Wir halten den zweiten Bundesbedarfsplan für völlig überdimensioniert“, sagte sie. Der Landkreis lehne den Verlauf von Südlink ab. Aber wenn die Trasse kommt, dann müsse sie verträglich gestaltet und die Infrastruktur des Kreises gestärkt werden. Denn es könne nicht sein, dass ein benachteiligter Kreis weitere Belastungen hinnehmen soll. Ein Ausbau der Bundesstraße B 19 von der Autobahnabfahrt Meiningen bis zur Autobahn A 4 bei Eisenach sei dann wenigstens ein Schritt, um die Region verkehrsmäßig besser anzubinden, so Schreiber in der von Landrätin Greiser übermittelten Erklärung.

Solch einen Kompromiss sah Heiko Ißleib seitens der Trassengegner als nicht akzeptabel. Wohl aber erkannte er die Aufgabe der Landkreise als Teil der staatlichen Verwaltung und deren Sichtweise an. „Wir sind froh, dass die Kreise in Thüringen hinter uns stehen, in Bayern und Hessen sieht das teils anders aus“, hatte zuvor Jürgen Herrmann von der BI Fambach das schwierige Agieren der Südlink-Gegner zwischen den verschiedenen Akteuren der Politik beschrieben.

Unterstützung kam vom Meininger Bürgermeister Fabian Giesder. „Wie bei Südlink agiert wurde, das ist nicht vertrauenswürdig“, sagt er. Man wisse noch gar nicht um die Auswirkungen der Leitungen, erste Gutachten werden für 2024/25 erwartet, „aber das Planfeststellungsverfahren soll schon vorher fertig sein“, wies er auf einen Widerspruch hin. Empört sei er über die Annahme in der Politik gewesen, dass die Trasse im Osten entlanggeführt werden soll, weil dort weniger Widerstand zu erwarten sei. „Lasst uns laut sein und den ländlichen Raum nicht erneut benachteiligen!“, forderte der Bürgermeister der betroffenen Kreisstadt.

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