Kundgebung Menschenketten für Solidarität in der Krise

Mit zwei Menschenketten hat das Demokratiebündnis in Ilmenau am Freitag für Solidarität in der Pandemie geworben. Kritik übten sie an den montäglichen „Spaziergängen“.

 
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Ilmenau - Dass es Kundgebungen in der Corona-Pandemie auch ganz legal geben kann, haben rund 200 Menschen am Freitagnachmittag in Ilmenau gezeigt. Sie waren einem Aufruf des Bündnisses für Demokratie und Weltoffenheit gefolgt und haben am Apothekerbrunnen und am Kirchplatz in der Ilmenauer Innenstadt zwei Menschenketten gebildet und für Solidarität in der Krise geworben.

Alle Teilnehmer trugen dabei Masken und hielten größtenteils den nötigen Abstand zu anderen Mitdemonstrierenden ein. Dabei hielten sie mitunter bunte Bänder und Lichterketten in den Händen.

„Wir zeigen heute, dass man demonstrieren kann, ohne andere zu gefährden. Wir handeln verantwortungsvoll“, sagte der Linken-Landtagsabgeordnete Christian Schaft. Dass es seit Dezember auch in Ilmenau jeden Montag und mitunter noch an anderen Tagen sogenannte „Spaziergänge“ gibt, habe ihn erschreckt und bewegt. Dort würde die Wissenschaft fundamental abgelehnt. Er selbst warb am Freitag noch einmal explizit fürs Impfen. „Damit können wir das Pflegepersonal entlasten“, sagte Schaft.

Bei allem Unverständnis für die „Spaziergänger“: Trotzdem müsse es möglich sein, Kritik an den Corona-Maßnahmen zu üben. „Das ist sogar nötig“, sagte Schaft. So gebe es einige Maßnahmen, die auch politisch kontrovers diskutiert würden. Man müsse aber bei der Kritik auch auf den Dialog setzen, das sehe er bei den Protestzügen am Montag nicht.

Ähnlich äußerte sich auch die Grünen-Landtagsabgeordnete Madeleine Henfling. Sie bezeichnete sich selbst als „Verfassungsextremistin“, sagte, dass es „jederzeit möglich sein muss, auf die Straße zu gehen. Auch in der Pandemie“. Dabei müsse sich aber an Regeln gehalten werden. „Die sind dazu da, um andere und auch sich selbst zu schützen“, betonte sie.

Wenn man protestiere, so Henfling, müsse das aber auch mit einer Meinungsäußerung verbunden sein. Die sehe sie bei den „Spaziergängen“ nicht. „Da gibt es keinerlei Dialogbereitschaft. Es geht vielen – aber nicht allen – nur um den eigenen Egoismus“, stellte sie fest.

Auch Linke-Stadtratsvorsitzender Karl-Heinz Mitzschke argumentierte ähnlich. Er warf dem Großteil der „Spaziergänger“ vor, sich von Querdenkern, Rechtsextremisten und Reichsbürgern instrumentalisieren zu lassen. „Sie nutzen den Unmut und die Angst für ihre Zwecke aus“, sagte er. „Nicht alle, die montags auf die Straße gehen, sind Rechte, aber sie lassen sich von ihnen verführen.“ Dass am vergangenen Montag erstmals Menschen mit Fackeln am Protestzug durch Ilmenau teilgenommen hatten, habe ihn schockiert. Er zog Vergleiche mit Aufmärschen zur Zeit des Nationalsozialismus.

Dass aktuell ein Kampf um die Demokratie nötig sei, sagte der Ilmenauer Oberarzt und Ehrenbürger Helmut Krause. „Wir müssen das weiterführen, wofür wir 1989 auf die Straße gegangen sind“, sagte er. Diesmal gehe es aber nicht darum, die Regierung zu stürzen, sondern die Demokratie davor zu bewahren, von innen ausgehöhlt und zerstört zu werden.

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