Wenn man protestiere, so Henfling, müsse das aber auch mit einer Meinungsäußerung verbunden sein. Die sehe sie bei den „Spaziergängen“ nicht. „Da gibt es keinerlei Dialogbereitschaft. Es geht vielen – aber nicht allen – nur um den eigenen Egoismus“, stellte sie fest.
Auch Linke-Stadtratsvorsitzender Karl-Heinz Mitzschke argumentierte ähnlich. Er warf dem Großteil der „Spaziergänger“ vor, sich von Querdenkern, Rechtsextremisten und Reichsbürgern instrumentalisieren zu lassen. „Sie nutzen den Unmut und die Angst für ihre Zwecke aus“, sagte er. „Nicht alle, die montags auf die Straße gehen, sind Rechte, aber sie lassen sich von ihnen verführen.“ Dass am vergangenen Montag erstmals Menschen mit Fackeln am Protestzug durch Ilmenau teilgenommen hatten, habe ihn schockiert. Er zog Vergleiche mit Aufmärschen zur Zeit des Nationalsozialismus.
Dass aktuell ein Kampf um die Demokratie nötig sei, sagte der Ilmenauer Oberarzt und Ehrenbürger Helmut Krause. „Wir müssen das weiterführen, wofür wir 1989 auf die Straße gegangen sind“, sagte er. Diesmal gehe es aber nicht darum, die Regierung zu stürzen, sondern die Demokratie davor zu bewahren, von innen ausgehöhlt und zerstört zu werden.