Einen komplett anderen Teil ihrer Erfahrungen hat Pfaffmann vor dem Foto eines Schaufensters künstlerisch umgesetzt. Ein bedrückendes Foto, denn trotz Glaskugeln macht die Glasbläserwerkstatt einen recht verlassenen Eindruck. Passend zum Bild hat die Rheinland-Pfälzerin eine Sammlung von Weihnachtsbaumkugeln installiert – Objekte, von denen sie bei ihrer Ankunft in Lauscha vor vier Wochen nur wenig wusste. Doch dank vieler Gespräche und Besichtigungen hat sie allerlei darüber gelernt. Kennt nun den Unterschied zwischen Handarbeit und eher lieblos in dunklen Farben gestalteten Maschinenkugeln wie denen ihrer Installation. In Anlehnung an das bekannte Weihnachtslied „Süßer die Glocken nie klingen“ hat sie dieser den Namen „Tiefer die Kugeln nie hingen“ gegeben. Symbol für die aktuelle Krise des Kunsthandwerks sollen sie sein, die sie an manchen Ecken zu spüren glaubt und doch nicht verstehen kann. Denn sie weiß: Lauscha hat es erst kürzlich geschafft, mit seinem Weihnachtsbaumschmuck ins Thüringer und Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen zu werden.
Die Stadt hat Künstler, die Außergewöhnliches können und schaffen, auch das hat sie bei ihren Ortsbegehungen gemerkt. Eigentlich, so Pfaffmann, müsste die Stadt mit diesen Pfunden wuchern, die hohe Anerkennung auf vielfältige Art für die Eigenwerbung nutzen, das Potenzial, das die hiesigen Künstler haben, auch nach außen zeigen…
Pfaffmann hat natürlich auch für die eigene künstlerische Zukunft schon diverse Pläne. Aktuell ist sie an einer Gemeinschaftsausstellung in der Pfalzgalerie Kaiserslautern beteiligt. Die Sonderausstellung zum hundertjährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Malu Dreyer läuft noch bis zum 25. September.
Pfaffmann würde sich aber auch gerne als Botschafterin des Lauschaer Glases verstehen. In ihrem Heimatort Offenbach an der Queich plant sie Ende Oktober eine Ausstellung mit ihren eigenen Werken. Eine Ausstellung, die nach der langen Corona-Dürre in der Kulturlandschaft das kulturelle Geschehen wieder mit zum Leben erwecken soll. Dort, so könnte sich die sympathische Künstlerin vorstellen, wäre bestimmt auch Lauschaer Glas gut platziert, auf welche Art und Weise auch immer. Die Verbindung zu Lauscha wird sie jedenfalls so schnell nicht abreißen lassen. Weder die zu Fenja Lüderitz, mit der sich sich durchaus eine fruchtbringende Kooperation vorstellen könnte, und schon gar nicht die zum Kulturkollektiv. Eine ihrer Glas-Anemonen bleibt zur Erinnerung schon einmal in der Goetheschule, im Bücherregal neben der Bar, wo auch andere Kunstobjekte bereits an die bisherigen Akteure in der Künstlerresidenz erinnern.