Kröten-Wanderung Amphibien sitzen in den Startlöchern

Simone Rothe und
Helfer Kontrollieren einen Schutzzaun für Amphibien. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Jens Büttner

Ihre innere Uhr sagt, jetzt geht es los: Mit steigenden Temperaturen sind Kröten, Frösche, Molche und Unken massenhaft zu ihren Laichgewässern unterwegs. Der Nabu bittet darum, Rücksicht auf die Tiere zu nehmen.

 
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Einige Amphibien haben sich in diesem Jahr schon früh auf den Weg zu ihren Laichgewässern gemacht – nach Ende des aktuellen Wintereinbruchs rechnen Naturschützer mit einer Massenwanderung. Zu erwarten sei bei steigenden Temperaturen eine Vielzahl von Kröten, Fröschen, Molchen und Unken, die auch die Straßen queren könnten, teilte der Naturschutzbund (Nabu) Thüringen am Donnerstag in Jena mit. Helfer hätten bereits damit begonnen, Schutzzäune entlang der Straßen zu errichten und regelmäßig die oft kilometerlangen Sperren zu kontrollieren, hieß es.

Autofahrer sollten an den Stellen mit Amphibienwanderung rücksichtsvoll sein, um die Tiere und auch die Helfer und andere Verkehrsteilnehmer nicht zu gefährden, erklärte der Nabu. An den Wanderungsstellen sollte möglichst auch langsam gefahren werden. Wenn Fahrzeuge schneller als mit Tempo 30 unterwegs seien, steigt laut Nabu die Wahrscheinlichkeit, dass die Tiere allein schon durch den Strömungsdruck sterben, ohne von einem Fahrzeug direkt berührt worden zu sein. Zusätzlich erhöht wird das Risiko eines Zusammentreffens dadurch, dass die meisten Amphibien für das Queren der Straßen relativ lange Zeit benötigen. Eine Erdkröte zum Beispiel braucht nach Angaben des Nabu 10 bis 20 Minuten, um eine 15 Meter breite Straße zu überqueren. Traurige Bilanz: Alljährlich sterben mehrere tausend Amphibien den Straßentod.

In Thüringen werden von Nabu-Gruppen mehr als 30 Schutzzäune mit einer Länge von insgesamt rund 15 Kilometern betreut. Der Auf- und Abbau dieser Amphibienleiteinrichtungen geschieht oft in Zusammenarbeit mit Umweltämtern, Landschaftspflegeverbänden, Schulen und Anwohnern.

Erste Amphibien hätten sich schon im Februar zu ihren Laichgewässern aufgemacht, sagte Ulrich Scheidt vom Nabu-Landesfachausschuss Amphibien und Reptilien. „Der Kälteeinbruch hat diese Wanderbewegung allerdings unterbrochen.“ Scheidt erwartet, dass sie wieder aufgenommen wird, sobald es wärmer wird. Er sprach von einem Massenaufkommen von Amphibien auch auf den Straßen.

Vom Aussterben bedroht

Nach Angaben des Fachmanns beginnen Amphibien in der Regel in der Abenddämmerung bei Temperaturen ab etwa 6 Grad Celsius und feuchter Witterung zu wandern. Die Hauptwanderzeit seien die Monate März und April. In dieser Zeit werde auch Unterstützung gebraucht, um Amphibienzäune aufzubauen und täglich zu betreuen. Aktuell würden Helfer unter anderem im Wartburgkreis und in der Region Gera-Greiz benötigt.

Die Leiterin der Natura 2000-Station „Auen, Moore, Feuchtgebiete“, Sabrina Mittl, bot Helfern Unterstützung an. „Wir beraten gerne bei Fragen rund um die Amphibienwanderung und stehen auch mit Rat und Tat zur Seite, wenn es beispielsweise um die Beantragung von neuen Zäunen geht.“ Ansprechpartner seien auch die Unteren Naturschutzbehörden der Landratsämter sowie die regionalen Natura 2000-Stationen.

In Deutschland ist rund ein Drittel der beheimateten Amphibienarten vom Aussterben bedroht oder im Bestand gefährdet. Daher sind alle Amphibienarten in der Bundesartenschutzverordnung enthalten und stehen unter besonderem Schutz. In Thüringen bilden fünf Schwanzlurch- und 13 Frosch-lurcharten sowie der aus Hybridogenese zwischen Kleinem Wasserfrosch und Seefrosch „hervorgegangene“ Teichfrosch die Amphibienfauna. In der Roten Liste Thüringens sind zehn Lurcharten aufgeführt. Davon ist die Rotbauchunke ausgestorben oder verschollen. Die Gelbbauchunke, die in Thüringen ihre nordöstliche Verbreitungsgrenze erreicht, und die Wechselkröte sind vom Aussterben bedroht.

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