Kritik an Umgang mit Frontfrau Linke streiten über Grund für Wagenknechts Rückzug

Der Rückzug von Sahra Wagenknecht von der Fraktionsspitze ist für die Linken ein Anlass, sich mal wieder in die Haare zu kriegen: Wurde der Frontfrau übel mitgespielt? Vor den Wahlen kommt der Streit eher ungelegen.

 
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Wagenknecht hat nach dreieinhalb Jahren an der Fraktionsspitze erklärt, dass sie im Herbst nicht wieder antreten will. Foto: Britta Pedersen Foto: dpa

Berlin - Nach der Rückzugs-Ankündigung von Sahra Wagenknecht streiten die Linken über den Umgang mit ihrer Fraktionschefin. Der Bundestagsabgeordnete Thomas Lutze warf der Parteispitze vor, Wagenknecht unwürdig behandelt zu haben.

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"Für eine linke Partei war der Umgang mit Sahra Wagenknecht ein unwürdiges Schauspiel", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Parteivorsitzenden hätten ihre Verantwortung nicht wahrgenommen. Andere Linke-Politiker widersprachen entschieden - und mahnten, vor den Wahlen in diesem Jahr den Zoff sein zu lassen.

Wagenknecht hatte angekündigt, im Herbst nicht erneut für den Fraktionsvorsitz zu kandidieren und gab als Gründe ihre Gesundheit, Stress und Überforderung an.

"Ich kann nur vermuten, dass auch die Form der innerparteilichen Angriffe, besonders die persönlichen, sie bei ihrer Entscheidung beeinflusst haben", sagte Lutze, der wie Wagenknecht im Saarland lebt. Auch Wagenknechts Stellvertreterin Sevim Dagdelen zieht sich aus dem Fraktionsvorstand zurück.

Die "Bild"-Zeitung zitierte am Dienstag einen nicht näher genannten "Insider" mit den Worten: "Der Mobbing-Terror gegen Wagenknecht und Dagdelen geht auf keine Kuhhaut." Mehrere Abgeordnete rund um die Parteichefs Bernd Riexinger und Katja Kipping zögen permanent über sie her. Der linke Parteiflügel um Wagenknecht und Dagdelen verlange deshalb den Rücktritt der Parteichefs.

Völlig anders sieht das der Bundestagsabgeordnete Matthias W. Birkwald: "Diese Vorwürfe sind alt und sie sind falsch", sagte er der dpa. Es stünden wichtige Wahlen bevor, die Wagenknecht mit der Partei bestreiten wolle. "Darum sollten all jene, die jetzt aus Frust persönliche Angriffe starten, abrüsten und sich intensiv im Wahlkampf engagieren."

Der Ostbeauftragte der Fraktion und frühere Bundesgeschäftsführer der Partei, Matthias Höhn, warnte seine Parteifreunde davor, öffentlich "dreckige Wäsche" zu waschen. "Ich erwarte von allen, dass sie sich darüber im Klaren sind, welche Bedeutung die anstehenden Wahlen in diesem Jahr für die Linke haben", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag).

Im Mai wird das Europaparlament neu gewählt, außerdem stehen in diesem Jahr vier Landtagswahlen und Kommunalwahlen an. "Jeder, der meint, er müsse jetzt in der Öffentlichkeit dreckige Wäsche waschen und über andere in der Partei herfallen, handelt verantwortungslos", mahnte Höhn.