Unter den Opfern seien unter anderem zahlreiche Mexikaner und einige Menschen aus Guatemala und Honduras, teilte die mexikanische Regierung mit. Etliche waren aber am Dienstag noch nicht identifiziert worden. Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador sprach von einem "schreckliche Unglück" infolge der Armut und der Verzweiflung der Migranten, die auf ein besseres Leben hofften. Er mahnte mangelnde Kontrollen an der Grenze zwischen den USA und Mexiko und innerhalb der USA an.
San Antonio ist ungefähr 250 Kilometer von der mexikanischen Grenze entfernt. Die US-Behörden haben allein im Mai gut 239.000 Menschen an der Grenze zu Mexiko aufgegriffen. Die Zahl könnte bis September auf mehr als zwei Millionen steigen - das wäre ein Rekordwert an Festnahmen innerhalb eines Jahres. Die Menschen kommen mehrheitlich aus Südamerika. Zuletzt war aber auch die Zahl der Migranten aus der Türkei, Indien, Russland und der Ukraine angestiegen.
Schwere Vorwürfe an die US-Regierung
Kriminelle Schleuserorganisationen, die innerhalb der USA tätig sind, transportieren Migranten oft in Lastwagen, nachdem sie die US-Grenze bereits überquert haben. So sollen sie an Straßenkontrollpunkten in der Nähe der Grenze vorbeigeschleust werden. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder tödliche Vorfälle - aber der aktuelle Vorfall gilt als der mit den meisten Todesopfern. Im September hatten sich Tausende Migranten im texanischen Del Rio an der Grenze zu Mexiko unter einer Brücke versammelt. Das aggressive Zurücktreiben der Migranten durch US-Grenzschützer auf Pferden am Grenzfluss Rio Grande sorgte damals international für Empörung.
"San Antonio ist ein Tor zu Amerika. Und so kommt es immer wieder zu solchen Vorfällen", sagte der Bürgermeister der Stadt, Ron Nirenberg. Er machte der US-Regierung schwere Vorwürfe. Der Verlust von Menschenleben sei ein "Produkt der jahrzehntelangen Untätigkeit der Regierung". Es gehe dabei nicht um eine bestimmte US-Regierung. "Aber es ist einfach eine traurige Ironie und eine traurige Wahrheit, dass wir Millionen von unbesetzten Arbeitsplätzen haben, Tausende in unseren eigenen Gemeinden, weil es einfach nicht genug Arbeitskräfte gibt", sagte Nirenberg. Gleichzeitig gebe es keinen Weg, Menschen, die arbeiten wollten, in diese Jobs zu bringen.
US-Präsident Joe Biden nannte den Vorfall "entsetzlich und herzzerreißenden". Es sei notwendig, gegen "die milliardenschwere kriminelle Schmuggelindustrie vorzugehen, die Migranten ausnutzt und viel zu viele unschuldige Todesopfer fordert", sagte Biden. Auch international sorgte der schreckliche Fund für Entsetzen. Es sei nicht die erste Tragödie dieser Art, erklärte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros, Ravina Shamdasani. Sie verdeutlichte, dass es sichere Wege für Migranten geben müsse.
Aktuell wird Migranten an der US-Grenze das im internationalen Recht wie auch im US-Gesetz verankerte Recht auf Asyl verwehrt. Die Title 42 genannte Handhabe sieht vor, dass die meisten Migranten ohne Papiere an der Grenze sofort abgewiesen werden, ohne auch nur einen Asylantrag stellen zu können. Begründet wird das mit der Pandemie. US-Präsident Joe Biden wollte die Beschränkung aufheben - ein Richter blockierte dies allerdings.