Auf der libanesischen Seite wurden bei massiven Luft- und Bodenangriffen Israels zahlreiche Dörfer und Stadtviertel in Schutt und Asche gelegt. Analysen des britischen Datenprojekts ACLED ergaben, dass Israel im Libanon etwa fünfmal so häufig angriff wie die Hisbollah in Israel. Insgesamt etwa 12.000 Ziele seien im Libanon bombardiert worden, teilte die israelische Armee auf Anfrage mit. Die schwersten Luftangriffe auf den Großraum Beirut gab es nur Stunden vor der Verkündung der Waffenruhe.
Israels Armee hatte die Angriffe auf die Hisbollah seit September massiv ausgeweitet und bald darauf auch eine Bodenoffensive begonnen. Im Libanon wurden bei israelischen Angriffen nach offiziellen Zahlen seit Kriegsbeginn mehr als 3.700 Menschen getötet und etwa 15.500 verletzt. Bei den Angaben wurde nicht zwischen Zivilisten und Bewaffneten unterschieden. Mehr als 800.000 Menschen im Libanon wurden durch den Krieg im Land vertrieben, Hunderttausende weitere flüchteten ins benachbarte Syrien.
In Israel gab es im selben Zeitraum durch Angriffe der Hisbollah 76 Tote, die Mehrheit davon Zivilisten, mehr als 700 Verletzte und große Sachschäden. Israels Raketenabwehr fing aber die meisten Geschosse der proiranischen Miliz ab. Etwa 60.000 Bewohner Nordisraels wurden evakuiert.
Bewohner von Ortschaften im Norden Israels kritisierten die Waffenruhe. "Ich verstehe nicht, wie wir vom totalen Sieg zur totalen Kapitulation gekommen sind", sagte der Bürgermeister des grenznahen Ortes Kiriat Schmona, Awichai Stern. Netanjahu traf sich mit Vertretern der Kommunen im Norden, um sie von der Waffenruhe zu überzeugen. Auch Politiker der Opposition monierten, dass die Waffenruhe zu früh komme und die Hisbollah nicht ausreichend geschwächt worden sei.