Die Zauderer
Weil jede Leopard-2-Lieferung in die Ukraine von Deutschland genehmigt werden muss, kommt Kanzler Scholz eine Schlüsselrolle zu. Er gilt den Panzer Befürwortern deswegen als Ober-Zauderer. Was andere als zaudern kritisieren, nennt er allerdings besonnen. Scholz hat immer betont, Deutschland und die Nato dürften nicht in diesen Krieg hineingezogen werden. In einer Kampfpanzer-Lieferung sieht er offensichtlich Eskalationspotenzial und berät deswegen weiter mit den wichtigsten Verbündeten Frankreich und USA.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich auch noch nicht entschieden, ob er seine Leclerc-Panzer abgeben will. Die USA hätten zwar nichts dagegen, wenn die europäischen Verbündeten Leopard-2-Panzer liefern würden. Ihre eigenen M1 Abrams halten sie für einen Kriegseinsatz in der Ukraine aber aus verschiedenen Gründen für weniger tauglich: Hoher Spritverbrauch, langer Transportweg, kompliziertere Versorgung mit Ersatzteilen.
Das Problem: Scholz hat die letzten qualitativ neuen Schritte bei den Waffenlieferungen immer zusammen mit den Amerikanern gemacht. Und dabei will er unbedingt bleiben.
Die Zuschauer
Insgesamt haben neben Deutschland 13 europäische Staaten Leopard-2-Panzer. Viele dieser Länder halten sich in der Debatte bedeckt. Zum Beispiel Tschechien. Das Nachbarland Deutschlands hat im Zuge des sogenannten Ringtauschs zwar erst einen Leopard-Panzer von Deutschland erhalten - als Ausgleich für eine Lieferung von T-72-Panzern sowjetischer Bauart in die Ukraine. 13 weitere sollen aber noch folgen und Tschechien dürfte kaum Interesse daran haben, dass die nun vorzugsweise an die Ukraine abgegeben werden.
Anderes Beispiel: Griechenland hat so viele Leopard-Panzer wie kein anderes Land Europas: Rund 350 Leopard 2 und 500 Leopard 1. Die Regierung in Athen hat aber kein Interesse Panzer abzugeben, weil es sich vom Nato-Partner Türkei bedroht fühlt. In der Diskussion über Kampfpanzer-Lieferungen in die Ukraine hält sich Athen deswegen lieber bedeckt.
Der Profiteur
Das Zwischenergebnis der Debatte ist genau das, was Russland sich wünscht: Uneinigkeit des Westens.