Kreisbereisung Naturschutz Ilm-Kreis Der Vielfalt vom Naturschutz auf der Spur

Anke Roeder-Eckert
So wie vor dem Landratsamt sollen weitere Blühpunkte entstehen. Foto: Landratsamt

Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde des Ilm-Kreises machten sich auf eine Naturschutz-Kreisbereisung. Orchideenwiesen, Schafe als Landschaftspfleger und besondere Blühpunkte schärften den Blick.

 
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Die Untere Naturschutzbehörde des Ilm-Kreises hatte zur Naturschutz-Kreisbereisung eingeladen. Landrätin Petra Enders, Claudia Müller von der Natura 2000-Station Gotha-Ilm-Kreis und Ralf Demmerle, Vorsitzender des Naturschutzbeirates, machten sich auf dem Weg. Eines der Ziele war die Naturschutzwiese in Altenfeld. Direkt hinter dem Schwimmbad liegt eine Nasswiese mit Sumpfhochstaudenfluren. Auffällig ist das große Vorkommen des Breitblättrigen Knabenkrautes. Mehr als 2000 Pflanzen wachsen auf der Wiese, die bereits 1989 vom Rat des Kreises Ilmenau als Flächennaturdenkmal unter Naturschutz gestellt wurde. „Einmal im Jahr wird gemäht, immer erst nach dem 1. September, damit sich die Pflanzen voll entwickeln können. Seit 2009 kümmert sich die Landgemeinde Großbreitenbach um die Pflege der Orchideenwiese. Der Erfolg ist wirklich zu sehen“, sagte Petra Enders und bedankte sich bei der Gemeinde für das langjährige Engagement. Den Dank konnte Peter Grimm direkt entgegennehmen, der als Bürgermeister der Landgemeinde Großbreitenbach einem Teil der Bereisung beiwohnte. Das sich gestaltende Gespräch warf die Idee auf, Workshops für Bauhofmitarbeiter rund um das Thema Naturschutz anzubieten. In diesen könnten sie die richtige Pflege der Flächen erlernen und das Bewusstsein für den Umgang mit Neophyten wie der vielblättrigen Lupine entwickeln. Häufig sind Neophyten (der Japanische Staudenknöterich und die Orientalische Zackenschote gehören dazu) zwar schön anzusehen aber sehr invasiv, wodurch sie heimische Arten verdrängen. Andreas Mehm, Sachgebietsleiter der Unteren Naturschutzbehörde, wünscht sich, dass Rasen seltener gemäht wird. „Das hat nicht nur positive Effekte für Insekten, sondern hilft auch, die Feuchtigkeit in den Böden zu halten, gerade in den heißen Sommermonaten.“ Er verwies auf Denkmuster, die es im Rahmen der Initiative „Ilm-Kreis blüht“ zu überwinden gilt. Totholz aufräumen, Brennnesseln und Disteln entfernen – davon sollte man sich verabschieden.

In Singen ist auf dem Kaffenberg die 22-jährige Schäferin Rosali Albrecht mit ihren drei Herdenschutzhunden tätig. 1990 wurde der südwestlich gelegene Unterhang des Kaffenbergs unter Schutz gestellt. Die Fläche ist von einem Halbtrockenrasen auf Muschelkalk geprägt, eingerahmt von verschiedenen Gehölzstrukturen. Große Händelwurz, Fliegenragwurz, Bienenragwurz, Silberdistel sind markant. Es handelt sich bei diesen um Pflanzen, die selten sind und besonders schützenswert. Mit Unterstützung der Stiftung Naturschutz hat der Ilm-Kreis unter anderem diese Flächen im Jahr 2000 erworben. Rosali Albrecht kümmert sich mit ihrer Landschaftspflegeherde, die aus Ziegen und Schafen besteht, seit diesem Jahr um die Pflege des Flächennaturdenkmals. Es handelt sich um ein Teilprojekt der Natura 2000-Station Gotha-Ilm-Kreis, das im Rahmen des Projektes „Weidewonne – Zukunftsnetzwerk für schafbeweidete Naturschutzflächen in Thüringen“ umgesetzt wird. Das Gesamtvorhaben wird federführend von der Naturstiftung David betreut und durch das Bundesprogramm für biologische Vielfalt gefördert. Das Teilprojekt „Landschaftspflegeherde und Technik“ startete im November 2021 und ist bis Oktober 2027 aktiv. Unter dem Dach der Natura-2000-Station Gotha-Ilm-Kreis soll modellhaft eine Landschaftspflegeherde aufgebaut werden, die vorzugsweise dort zum Einsatz kommt, wo bestehende Schäfereibetriebe weggebrochen sind oder es andere Nutzungsdefizite gibt – vor allem bei kleinen Splitterflächen. Außerdem soll geeignete Technik für die Nachpflege schafbeweideter Naturschutzflächen angeschafft werden, um die Schäfereibetriebe zu unterstützen. Die Technik soll bei der Natura-2000-Station stehen und zielgerichtet eingesetzt werden. Geplant ist, die Landschaftspflegeherde von den derzeit 50 auf etwa 200 Tiere anwachsen zu lassen. Für die Unterbringung der Tiere im Winter sowie für Futtermittel und Geräte wird noch ein Objekt mit einer Größe von rund 400 Quadratmetern im Ilm-Kreis zur Miete oder zum Mietkauf gesucht (Kontakt: Hartmut Schmidt 01 72-7 76 80 26 Natura-2000-Station Gotha/Ilm-Kreis).

Die dritte Station galt innerörtlichen Flächen in Arnstadt, die zum Erhalt der Biodiversität neugestaltet werden. Gefördert durch den Wettbewerb „Mehr Natur in Dorf und Stadt“ des Thüringer Umweltministeriums wurden trockentolerante Staudenflächen am Obertunk/Kreuzung Elxlebener Weg angelegt. Die Fläche wird für eine große Blütenpracht sorgen, wie Helen Lehmann, studierte Arboristin und bei der Stadt Arnstadt tätig, in einer Präsentation zeigte. „Die Stadt Arnstadt ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie Flächen zum Erhalt der Biodiversität geschaffen werden können“, sagte die Landrätin. Dazu beitragen wird auch das große Rundbeet vor dem Landratsamt, das in diesem Jahr erstmals in Absprache mit der Stadt Arnstadt nicht mit einjährigen Blumen bepflanzt wurde. Stattdessen wurde der Grundstein für einen Blühpunkt gelegt mit blühenden botanischen Effekten von April bis September. Für den sehr sonnigen und trockenen Standort wurden pflegeleichte Pflanzen ausgewählt. Von jeder heimischen Pflanzenart sollen mindestens zehn heimische Tierarten profitieren. Der Blühpunkt soll „Schule machen“ und als Vorlage für die Gestaltung weiterer kreiseigener Rabatten und Staudenbeete dienen.

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