Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg arbeiten an einer neuen Methode der Krebsfrüherkennung und -bekämpfung durch ein besseres Verständnis der Mutation von Körperzellen.
Im Kampf gegen Krebs setzen Mediziner verstärkt auf Früherkennung. Wie die Onkogenese – also das Entstehen entarteter Zellen – abläuft, spielt dabei eine immer größere Rolle.
Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg arbeiten an einer neuen Methode der Krebsfrüherkennung und -bekämpfung durch ein besseres Verständnis der Mutation von Körperzellen.
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Einen ersten Schritt haben sie nach Angaben des Zentrums vom Mittwoch ((9. Juli) jetzt vollzogen. Es ist ihnen gelungen, die Evolution krebsfördernder Zellmutationen im menschlichen Organismus aus einer einzigen Gewebeprobe zu rekonstruieren und den zeitlichen Ablauf der Mutationsmuster zurückzurechnen.
Das Verfahren der Forscher mit dem Namen Scifer zielt auf das Erkennen von Erbgutmutationen in Zellen – die sogenannte Onkogene – zu aktivieren. Das sind Gene, die das Potenzial zur Krebsförderung haben. Unter Onkogenese, auch Karzinogenese genannt, versteht man den Prozess der Entstehung von Krebs durch die Umwandlung normaler Zellen in entartete Tumorzellen.
Werden diese Mutationen im Zuge der ständig ablaufenden Evolutionsprozesse in menschlichen Zellen dauerhaft angeschaltet, erhöhen sie das Risiko für Krebserkrankungen. Von der ersten Mutation bis zur Entstehung eines Tumors können aber viele Jahre vergehen.
„Das heißt, es verstreicht viel Zeit, in der man vielleicht die Möglichkeit hätte, zu intervenieren“, erklärt das DKFZ in Heidelberg zu dem Ansatz der Expertengruppe, die ihre Arbeit nun in der Fachzeitschrift „Nature Genetics“ veröffentlicht haben.
Ziel sind demnach Verfahren, mit denen die Krebsentstehung frühzeitig erkannt und der Prozess möglicherweise sogar aufgehalten werden könnten. Dies sei derzeit jedoch „noch Zukunftsmusik“, stellt das DKFZ klar.
Das in Kooperation mit Wissenschaftlern der Universität im britischen Oxford entwickelte Scifer-Verfahren kann demnach aggressiv wachsende Zellklone in Gewebeproben frühzeitig erkennen. Die Beobachtung und Rekonstruktion dieser Mutationsmuster sollen den Experten des Projekts laut DKFZ als „Wegweiser bei der Entschlüsselung der Zellevolution“ dienen.
Erste Erkenntnisse zeichnen sich bereits ab. So mutierten Onkogene insgesamt sehr viel häufiger als bisher vermutet. Allerdings führe Onkogenaktivierung längst nicht immer zu Krebs.
Das von DKFZ-Forscher Thomas Höfer geleitete Team will als nächstes klären, welche Selektionsfaktoren Zellen mit aktivierten Onkogenen weiter in Richtung maligner Krebsentartung treiben und welche Faktoren dies aufhalten.
Höfer hält es demnach für „realistisch“, dass die auf Scifer gestützte Forschung bei Blutkrebserkrankungen wie dem myelodysplastische Syndrom „in absehbarer Zeit zu medizinisch verwertbaren Ergebnissen führen könnte“.