„Wie kommt man aus Verzagtheit heraus?“ fragt der Bischof und gibt die Antwort anbei: „Ich wünsche mir viele Gläubige, die sagen: ’Ich folge dem Herrn meinem Gott treulich’.“ Immerhin gebe es momentan „viele Brüder und vielleicht auch Schwestern, die dem Volk das Herz schwer machen“. Kramer staunt auch, wie stark der Aberglaube in Zeiten der Pandemie wird.
Die Kirche als ein Ort, der tröstet, der Mut macht, der aus der Verzagtheit herausführt. Das ist dem Bischof in dem Zusammenhang wichtig. Angesichts der Tatsache, dass es in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland Gegenden mit erschreckend geringer Kirchenzugehörigkeit gebe, „zum Beispiel das Mansfelder Land mit nur vier Prozent“, sei die Situation im Meininger Kirchenkreis mutmachend. Und die Kirchenburg nach ihrem Wiederaufbau insbesondere. Kramer zeigt sich sehr interessiert an allen Projekten. „Ich habe mir viele Fotos von Ihrer Kirche angeguckt, bevor ich hergekommen bin“, sagt er noch vor der Führung über die gesamte Anlage. Dass es hier so gut möglich gewesen ist, Drittmittel zu organisieren, freut den Landesbischof. Und weil der Pfarrer des Wiederaufbaus Heinrich von Berlepsch, mittlerweile im Ruhestand nach Bayern gezogen, an dem Abend genauso mit dabei ist wie sein Nachfolger Otfried Heinrich, erfahren die Teilnehmer nach der Abendandacht noch etwas zu den Finanzen des Wiederaufbaus: „95 Prozent hat die Allianz bezahlt“, erklärt von Berlepsch, die Versicherung habe nach dem ersten Konzept eine Kopie der alten Kirche genehmigt. Man habe „viel Geld gespart“, es waren Spenden in großer Zahl eingegangen, viele Leute seien engagiert gewesen. Weder in der Landeskirche noch beim Denkmalschutz habe es einen Topf gegeben, aus dem Gelder geflossen wären. Vielmehr hätte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Spenden gesammelt. „Sie haben nicht nur diskutiert, Sie haben auch gebetet“, lobt der Bischof. Immerhin müsse solch ein Konzept für das ganze Dorf funktionieren. Denn die Kirche sei „die Seele des Dorfes“, sagt Kramer. Und die müsse nach dem Empfinden aller dort gut aussehen, „wie bei allen unseren Kirchen“.
Die Kooperation „nach draußen“ sei so wichtig, damit die auch Leute sagen: „Das ist unsere Kirche“. Dann könne man auch wieder den Hinweis geben: „Dort hinten steht übrigens ein Taufstein“. Wie man den Raum eröffne, damit Gottes Geist wirken könne, sei auch von Bedeutung. Außerdem: „Bei Ihrem Brotbacktag – wird das Brot auch gesegnet?“
Den passenden Lehrtext für diesen Tag aus Offenbarung 3, den Versen 11 bis 12, zitiert Bischof Kramer ebenfalls: „Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“ Dass der Glaube nicht nur gelebt, sondern auch gezeigt werden muss, gehört für ihn in diesem Zusammenhang dazu. Dem Kollegen am Morgen nach dem Streit vom Vortag nicht nur anlächeln, sondern auch sagen, dass man die Nacht durchgebetet hat. „Sonst wird man ja für schwächlich gehalten“, macht er deutlich. Seelsorge und Besuche, geistliche Begleitung. Das ist Kramer wichtig.
Klare Fragen deshalb auch von ihm an die Gemeinde in Walldorf: „Wann haben Sie das letzte Mal Abendmahl gefeiert?“ Immerhin gebe es in Zeiten der Pandemie Optionen dafür, auch zu experimentieren. „Mit Kelch, zu Pfingsten, zur Konfirmation“, antwortet ihm eine Walldorfer Kirchenälteste. Mit der Familie des Konfirmanden war es vor wenigen Tagen möglich gewesen. „Wir sind immer noch in der Eingewöhnungssituation“, macht Wigbert Schorcht die schwierige Zeit nach dem Ruhestand von Pfarrer von Berlepsch deutlich: Die Vakanzzeit, die Suche nach einem neuen Pfarrer sei nicht einfach gewesen.Die neue Situation mit fünf anderen Kirchgemeinden. Tipp zum Schluss: Die Kirchenburgführung unter Mail-Anmeldung kontakt@kirchenburg-walldorf. de