Die dem RKI gemeldeten Zahlen der FSME-Fälle hingen bislang unter anderem ebenfalls vom Freizeitverhalten der Menschen in sonnigen oder eher regnerischen Jahren ab. 2019 wurden bundesweit 444 FSME-Erkrankungen übermittelt. „Die jährliche Fallzahl seit 2001 schwankt stark zwischen einem Minimum von 195 (2012) und einem Maximum von 584 (2018)“, schreibt das RKI.
Aufruf der Uni Hohenheim
FSME ist von wenigen Landkreisen abgesehen vor allem in Süddeutschland bis hinein nach Hessen, Thüringen und Sachsen verbreitet. Gegen diese Krankheit gibt es eine Impfung, nicht jedoch gegen die in ganz Deutschland verbreitete Borreliose.
Die Zeckenexpertin Ute Mackenstedt von der Stuttgarter Uni Hohenheim hatte nach den ersten Funden von Hyalomma-Zecken und der Braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) in Deutschland vor knapp zwei Jahren dazu aufgerufen, verdächtige Zecken einzusenden. So wurden nach ihren Angaben bislang rund 9000 Exemplare eingeschickt und untersucht, darunter auch Auwaldzecken. Auf diesem Weg habe sich unter anderem auch gezeigt, wie sehr diese Zeckenart mittlerweile heimisch geworden sei.
Wohl keine große Gefahr für Menschen
„Wir sehen, dass die Auwaldzecke vor allem im Norden eine sehr invasive Art ist“, sagt auch Dobler. Sie komme ursprünglich aus dem Osten, aus Sachsen und Sachsen-Anhalt, und sei über den Westen nordwärts gezogen. Forscher gehen davon aus, dass auch schon eine FSME-Übertragung von der Auwaldzecke auf Menschen stattgefunden hat. Allerdings scheint sie für den Menschen eher nicht gefährlich zu sein. So hatten von den bei einer Sammlung der Tierärztlichen Hochschule in Hannover eingesendeten Auwaldzecken überhaupt nur 0,36 Prozent einen Menschen gestochen.
Sticht die Zecke dagegen Hunde oder Pferde, kann sie noch eine unliebsame Überraschung mit im Gepäck haben. Denn neben den üblichen Krankheiten, die von Zecken übertragen werden, ist sie Überträger der Babesiose oder „Hundemalaria“, einer Erkrankung, die man früher nur aus dem Ausland kannte. Sie verursacht hohes Fieber, außerdem kann sie rasch zum Tode führen, weil sie die roten Blutkörperchen zerstört.
„Aus diesen Tatsachen müssen Tierhalter einen wichtigen Schluss ziehen“, warnt Tierärztin Tina Hölscher. „Sie sollten ihr Tier ab sofort ganzjährig gegen Zecken schützen.“ Tierärzte seien zudem gut beraten, nun eine weitere Infektionskrankheit auf dem Schirm zu haben, sagt die Veterinärin des Vereins Aktion Tiere. Leide ein Tier an Blutarmut und hohem Fieber, sollten jetzt auch Babesiose im Blick behalten werden.