Kosmetikindustrie Jetzt mischt Harry’s auch den deutschen Markt auf

Jolf Schneider

Seit Jahren sorgt das amerikanische Start-up-Unternehmen für Furore. Bisher verkaufte es seine Nassrasierer mit den Klingen aus Eisfeld jedoch nur in den USA und Großbritannien. Doch nun sind die deutsch-amerikanischen Produkte auch in Deutschland erhältlich.

 
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Bisher gab es die Harry’s-Rasierer in Deutschland nur für ausgewählt Gäste. So schenkte Firmengründer Andy Katz-Mayfield Ministerpräsident Bodo Ramelow ein Modell mit Metallgriff bei dessen Besuch in Eisfeld im Jahr 2016. Doch nun wagt das Unternehmen den Schritt auf den deutschen Markt. Foto: /Michael Reichel

Eisfeld/New York - Eigentlich sollte der Schritt schon im vergangenen Jahr erfolgen. Doch Corona machte einen Strich durch die Rechnungen. Wie bei so vielen Dingen im Leben in den vergangenen zwölf Monaten. Doch nun soll es so weit sein: Am Dienstag sind die Nassrasierer der Marke Harry’s auch in Deutschland erhältlich. Mit Klingen aus Eisfeld. Denn vor gut sieben Jahren hatten die beiden Harry’s-Gründer Andy Katz-Mayfield und Jeff Raider die Feintechnik Übernommen. Ein Unternehmen mit mittlerweile 100 Jahren Tradition in der Klingenfertigung.

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Stolz präsentierten die Amerikaner ihren Kunden und potenziellen Kunden im Internet „ihre Fabrik in Deutschland“. Doch auf dem deutschen Markt waren die Rasierer bislang nicht zu haben. Nun ist der Internet-Shop freigeschaltet. Wie in den USA werden die Produkte zunächst ausschließlich online erhältlich sein.

„Seit dem Zusammengang mit Harry’s in 2014 haben wir mit dem gesamten Team auf das Ziel hingearbeitet, die Harry’s Produkte auch hier in Deutschland zu verkaufen, wo wir die Rasierklingen in unserem 100-jährigen Werk herstellen. Da wir mit dem global tätigen Unternehmen aber vor allem nachhaltig und gesund wachsen wollen, ist für einen Markteintritt in ein neues Land sehr umfangreiche und sorgfältige Vorarbeit notwendig“, erklärt Michael Hirthammer, Geschäftsführer bei Harry’s in Eisfeld.

Die Kunden und ihre Bedürfnisse müssten genau kennengelernt werden. Deutsche Männer, die Nassrasierer verwenden, haben eventuell andere Bedürfnisse in der Werbeansprache als Männer in den USA. „Nicht zuletzt müssen wir für den Direktvertrieb über das Internet an unsere Kunden natürlich auch einen Webshop bauen und dafür sorgen, dass wir den Mehrbedarf an Qualitätsklingen auch in unserem Werk herstellen können und für entsprechende Kapazitäten sorgen“, erklärt Hirthammer weiter.

Harry’s startet nun nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Belgien und in den Niederlanden. Im Juni 2017 ist Harry’s in Großbritannien gestartet, von wo nun aufgrund der Erfahrungen auch der Eintritt in die anderen europäischen Länder gesteuert wird, berichtet der Manager der Eisfelder Klingenfertigung.

Doch was bedeutet ein neuer Markt mit neuen Kunden für das Werk in Eisfeld? „In unserem Werk stellen wir jeden Tag mehrere Millionen Klingen her. Wir sind optimistisch, bereits in den ersten Tagen nach dem Markteintritt im März mehrere Zehntausend neue Kunden begrüßen zu können – können aber auch einen Mehrbedarf sofort decken, sollten es sogar mehr Kunden als erwartet werden“, sagt Hirthammer.

Ein weiterer Ausbau der Kapazitäten ist nach Angaben des Geschäftsführers aber nicht ausgeschlossen. „Unser Werk ist bereits seit langem auf eine Großproduktion von Präzisionsklingen ausgelegt und wir bauen die Kapazität immer weiter aus, sei es mit neuen Flächen um den Seeweg und Seerasen sowie der permanenten Weiterentwicklung der Organisation.“

So stelle Harry’s in Eisfeld auch weiterhin neue Mitarbeiter ein, um die Produktion zu erweitern. „Wir gehen fest davon aus, dass Harry’s ein großer Erfolg in Deutschland wird! Schließlich haben wir alle jahrelang darauf gewartet, endlich formschöne, wirklich funktionale Made in Germany zu einem fairen Preis im Badezimmer zu haben“, so Hirthammer. Damit setzt das Unternehmen konsequent das fort, was in es in den vergangenen Jahren so groß und erfolgreich gemacht hat: Die Riesen der Branche ein wenig zu ärgern. Katz-Mayfield und Raider waren einst mit dem Anspruch angetreten, den beiden Giganten Gillette und Wilkinson etwas entgegenzusetzen. Ihre Argumente waren der Direktvertrieb, ein schickes Design mit deutschen Schneideinheiten und ein attraktiver Preis. Das Konzept ging so gut auf, dass Harry’s zum Übernahme-Kandidaten wurde. Wilkinson wollte das Start-up samt seiner deutschen Klingenfertigung kaufen. Für einen Milliardenbetrag. Doch das Geschäft scheiterte an Bedenken der US-Kartellbehörde.

Unter Harry’s ist der Standort in Eisfeld in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Die Zahl der Mitarbeiter stieg auf 600. Mehr als 300 Millionen Euro flossen in neue Anlagen und Gebäude. Bis zur Übernahme durch Harry’s war die Feintechnk vor allem im Private-Label-Geschäft erfolgreich. Sie fertigt Klingen und Rasiersysteme für große Handelsketten und macht dies auch bis heute.