Konjunktur Wirtschaft leidet unter Preisschock

Holz ist zum Symbol für den aktuellen Rohstoffmangel geworden. Foto: dpa/Jan Woitas

Bei Thüringer Unternehmen wächst die Sorge, dass rasant steigende Energie- und Rohstoffpreise die erhoffte Erholung der Wirtschaft gefährden. So das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfragen der Industrie- und Handelskammern im Freistaat.

 
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Suhl/Erfurt - Die Wirtschaft ächzt unter den rasant steigenden Preisen für Rohstoffe. Nach den Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfragen sind die Rohstoffpreise für die befragten Unternehmen zum wichtigsten Thema geworden. So berichtete die IHK Erfurt am Mittwoch, dass zwei Drittel der Unternehmen die jüngste Entwicklung von Preisen für Holz, Kupfer und ähnliche Rohstoffe mit großer Sorge beobachten würden. „Das Risiko hoher Energie- und Rohstoffpreise wird damit so hoch eingeschätzt, wie in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr. Inzwischen hat dieser Aspekt auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie als Risikofaktor Nummer Eins für die Konjunkturentwicklung abgelöst“, erklärte Cornelia Haase-Lerch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt.

Ihr Suhler Amtskollege Ralf Pieterwas berichtete, dass jedes zweite Südthüringer Unternehmen in der aktuellen Umfrage der Kammer steigende Rohstoffpreise als Risiko für die konjunkturelle Entwicklung betrachteten. Alle Branchen, insbesondere aber das Baugewerbe mit einem Anteil von 91 Prozent der Unternehmen und die Industrie mit einem Anteil von 70 Prozent, seien betroffen.

„Ein Anstieg der Rohstoffpreise ist zunächst ein Zeichen, dass die Märkte funktionieren und dass mit zunehmender staatlicher Kontrolle der Corona-Pandemie starke nationale Volkswirtschaften vor allem im asiatischen Raum wieder auf ihren Wachstumskurs zurückkehren“, erklärte Pieterwas. Nach Beginn der Pandemie hatte es umgekehrt nach Angaben des Rohstoffpreisindex des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) einen dramatischen Preisverfall gegeben. Im April 2021 notierte der Index nun 138 Prozent über seinem Vorjahreswert.

„Diese Preissteigerung trifft Unternehmen schnell und mit unerwarteter Brutalität. Niemand hat damit gerechnet, dass sich die nationalen Volkswirtschaften so schnell erholen. Hinzu kommt die Verknappung einzelner Rohstoffe“, so Pieterwas. Schnittholz beispielsweise sei wegen eines Baubooms in den USA und im Nahen Osten sowie wegen einer Käferplage in Kanada kaum noch zu bekommen. Für die Unternehmen bedeute dies, dass Kundenanfragen weder zeitlich noch preislich kalkulierbar seien.

„Verschärft wird das Problem durch vielfach gestörte Lieferketten – fehlende Vorprodukte, Bauteile, Container –, die die heutige Just-in-time-Produktion immer wieder stören“, erläuterte Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK in Suhl. Die Sorge um Energiepreise thematisieren Südthüringer Unternehmen ebenfalls: 44 Prozent betrachten Energiepreise als Risiko für die konjunkturelle Entwicklung. Am stärksten fällt die Sorge in der Industrie mit einem Anteil von 55 Prozent der Unternehmen aus. Noch höhere Bedeutung haben jedoch die Risiken Corona-Virus mit einem Anteil von 80 Prozent der Unternehmen, Inlandsnachfrage mit einem Anteil von 59 Prozent und – gleichauf mit den Rohstoffpreisen – Fachkräfteengpässe mit einem Anteil von 53 Prozent.

Unbegründet sei die Sorge auch beim Blick auf die Energiekosten nicht, so Haase-Lerch. Deutschland habe im europäischen Vergleich besonders hohe Strompreise. Auch in Relation zu anderen Energieträgern sei Strom teuer und hoch mit Abgaben belastet. Und diese Tendenz habe sich in den vergangenen Jahren noch verstärkt.

„Gerade in der aktuellen Situation ist es wichtig, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nicht durch hohe Energiepreise einzuschränken. Die konjunkturellen Erholungstendenzen könnten dadurch schnell wieder gebremst werden“, warnt die Hauptgeschäftsführerin.

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