Konjunktur Keine Besserung in Sicht

Fast überall in Deutschland haben sich die Konjunkturaussichten zu Beginn des Jahres 2023 verbessert. Eine Ausnahme bildet der Landkreis Hildburghausen, in dem sich die Tristesse vertieft. Zu diesem Ergebnis kommt der Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer.

 
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Der Anteil an ausländischen Beschäftigten im Landkreis Hildburghausen ist laut den Zahlen der Arbeitsagentur gering. Foto: dpa/Marijan Murat

Während sich anderswo in Deutschland die Aussichten in Sachen Konjunktur zum Jahresanfang gebessert haben, fällt der Landkreis Hildburghausen aus der Reihe. Laut dem aktuellen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Landkreis Hildburghausen ist für die hiesige Region keine Besserung in Sicht. Stattdessen vertiefe sich die Tristesse, die ihren Ursprung in den Preissteigerungen im Energiebereich hab. Eine weitere Ursache dessen seien die sich immer weiter verschärfenden Mängel im Personalbereich. Dies zeigten die repräsentative Konjunkturumfrage und die statistischen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.

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Im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage im Herbst 2022 haben sich die Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen nur wenig verändert, vermeldet die IHK. Die aktuelle Lage bewerten demnach 19 Prozent der Unternehmen als gut, 45 Prozent als saisonüblich beziehungsweise befriedigend und 36 Prozent als schlecht. In den kommenden Monaten erwarten lediglich 2 Prozent der Unternehmen bessere Geschäfte, 20 Prozent keine Veränderung und 68 Prozent eine Verschlechterung. Der Konjunkturklimaindikator als geometrischer Mittelwert aus den Lage- und Erwartungseinschätzungen erreicht 53,1 von 200 möglichen Punkten, 3 Punkte mehr als in der Umfrage im Herbst 2022. Zum Vergleich: In Südthüringen werden 75 Punkte erreicht, in Deutschland insgesamt 101 Punkte.

„Viele Unternehmen im Landkreis Hildburghausen tun sie sich schwer in der Personalgewinnung. Daher sind die Beschäftigtenzahlen im Landkreis jedes Jahr rückläufig“, sagt Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen. „Im letzten ging die Zahl der einheimischen Beschäftigten um 334 Personen zurück und die Zahl der Beschäftigten Ausländer stieg um 41 Personen.“ Der Ausländeranteil an den Beschäftigten sei mit 6,4 Prozent äußerst gering. „Mir scheint, das ist ein Mentalitätsproblem, an dem dringend gearbeitet werden muss. Fakt ist, dass die geburtenstarken Jahrgänge jetzt in Rente gehen. Ersatz für sie gibt es nur aus dem Ausland“, sagt Pieterwas.

Jedes zweite Unternehmen im Landkreis betrachtet laut der IHK-Umfrage Krankheit der Mitarbeiter als existenzielles Risiko für das Unternehmen. Das zeigt, wie herausfordernd die Personalengpässe inzwischen sind. Mehr als ein Viertel der Unternehmen rechnet auch in 2023 mit einer Verkleinerung der Belegschaft (28 Prozent), nur 9 Prozent erwarten Neueinstellungen. Dies sei keine Folge der konjunkturellen Situation, sondern der Fachkräfteengpässe, die 61 Prozent als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung bewerten, vermeldet die IHK.

Neben den Herausforderungen im Personalbereich bringt es die Wirtschaftsstruktur im Landkreis Hildburghausen mit sich, dass viele Geschäftskonzepte auf Kante genäht sind. Preissteigerungen, wie sie infolge der Corona-Pandemie und dem russischen Krieg in der Ukraine aufgetreten sind, können von den Unternehmen nur schwer zu bewältigt werden. Die Energiepreise stellen für 74 Prozent der Unternehmen ein Konjunkturrisiko dar, hat die IHK-Umfrage ergeben, die Preise für Rohstoffe und andere Vorprodukte für 55 Prozent. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich demnach für jedes zweite Unternehmen die Ertragslage verschlechtert. Gegenwärtig erzielen nur 21 Prozent der Unternehmen Gewinn und 52 Prozent arbeiten zumindest kostendeckend.

Die Folge dieser Entwicklung ist eine eher geringe Investitionsneigung. In den kommenden Monaten planen laut IHK 64 Prozent der Unternehmen Investitionen. Schwerpunkt seien Modernisierungen. 23 Prozent planten allerdings auch Erweiterungsinvestitionen. Dies seien vor allem Unternehmen, die ihre Personalentwicklung bislang etwas besser unter Kontrolle haben, Auch sie fürchteten jedoch zunehmende Personalengpässe.