Das Nobelkomitee wolle dennoch eine ermutigende Tatsache anerkennen: "Seit fast 80 Jahren ist keine Atomwaffe mehr in Kriegen eingesetzt worden", sagte Frydnes. Die außergewöhnlichen Anstrengungen von Nihon Hidankyo hätten dabei dazu beigetragen, ein "nukleares Tabu" zu etablieren. Dieses Tabu stehe heute jedoch unter Druck, warnte er.
Atomwaffenarsenale werden modernisiert
In der Tat sind die Atommächte der Erde nach Angaben von Friedensforschern seit längerem dabei, ihre Atomwaffenarsenale zu modernisieren und aufzurüsten. Zu diesen Mächten werden die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China sowie Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel gezählt.
Die Gesamtzahl der Atomwaffen sinkt weltweit zwar, weil die USA und Russland nach und nach alte Sprengköpfe aus der Zeit des Kalten Kriegs abbauen. Dafür beschleunigt sich nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri aber der Trend, dass Atomsprengköpfe einsatzbereit gehalten werden.
Der Gesamtbestand betrug nach Sipri-Angaben Anfang des Jahres schätzungsweise 12.121 atomare Sprengköpfe, von denen sich etwa 9.585 in militärischen Lagerbeständen für den potenziellen Einsatz befanden. Rund 3.904 dieser Sprengköpfe waren auf Raketen und Flugzeugen befestigt - 60 mehr als ein Jahr zuvor.
Sipri-Direktor begrüßt Auszeichnung
Atomwaffen seien zuletzt stärker ins Rampenlicht geraten, sagte Sipri-Direktor Dan Smith der Deutschen Presse-Agentur unter anderem mit Blick auf die russischen Drohungen gegen den Westen. Dass das nukleare Tabu mehr und mehr zu verschwinden scheine, sei eine sehr gefährliche Sache, warnte er. "Wenn Sie wissen wollen, warum das gefährlich ist, dann schauen Sie auf Hiroshima und Nagasaki. Und die Hibakusha erinnern uns daran." Die Auszeichnung von Nihon Hidankyo sei daher eine "intelligente, gut informierte und umsichtige Wahl", sagte Smith.
Ein Preis fehlt noch
Damit stehen fast alle Nobelpreisträger dieses Jahres fest. In dieser Woche sind in Stockholm bereits die diesjährigen Preisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur verkündet worden. Am Montag folgt zum Abschluss noch die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften, die als einzige nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht, sondern seit Ende der 1960er Jahre von der schwedischen Zentralbank gestiftet wird.
Feierlich überreicht werden die Nobelpreise allesamt traditionell an Nobels Todestag am 10. Dezember, der Friedensnobelpreis dabei als einziger nicht in Stockholm, sondern in Oslo. Dotiert sind die Auszeichnungen mit einem Preisgeld in Höhe von elf Millionen schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) pro Kategorie.