Kommentar Weg mit der Brille!

Die Leichtathletik-WM hat gezeigt, wie global unsere Welt ist. Ob man’s mag oder nicht. Hier die Meinung unserer Redakteurin Claudia Fehse

 
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Wenn man Spaß an der Leichtathletik-Weltmeisterschaft haben wollte, dann musste man die schwarz-rot-goldene Brille absetzen. Und wissen Sie was? Genau das habe ich getan. Und wissen Sie noch etwas? Genau, ich hatte Spaß. Habe mich gefreut über die vielen hochklassigen Wettbewerbe, die viele hochklassige Ergebnisse hervorgebracht haben. Da war es mir egal, woher die Athleten und Athletinnen nun kommen.

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Ich möchte sogar behaupten, dass wir aufhören müssen, nur auf die Nationalitäten der Medaillengewinner zu schauen und uns vielmehr ganz unvoreingenommen mit ihnen freuen sollten. Unsere Welt wird globaler. Zwangsläufig also, dass auch die Leichtathletik immer internationaler wird, Sieger und Platzierte nicht mehr nur aus den USA, aus Jamaika oder Großbritannien kommen.

Bestes Beispiel dafür waren am Sonntagabend die Niederländerinnen in der 4x400-Meter-Staffel. Grandios, wie Schlussläuferin Femke Bol die viel höher eingeschätzten Gegnerinnen kurz vor der Zielgeraden noch abgekocht hat. Oder der Inder Neeraj Chopra, der im Speerwerfen alle Favoriten samt Julian Weber hinter sich ließ und übrigens von einem deutschen Trainer betreut wird. Oder Lindon Victor aus Grenada, Bronzemedaillengewinner im Zehnkampf. Von diesen kleinen Nationen, zu denen auch Norwegen zählt, sind wir längst abgehängt worden.

Und da sind wir auch schon bei der Ursachenforschung für die deutsche medaillenlose Weltmeisterschaft. In den Niederlanden bekommen Topathleten bis zu 6000 Euro im Monat, bei der deutschen Sporthilfe sind es vielleicht 600. Statt den deutschen Athleten hierzulande Top-Bedingungen zu bieten, lassen wir sie ins Ausland ziehen. Andererseits nehmen wir ausländische Athleten bei uns auf, wie den Inder Chopra etwa. An dieser Stelle sind wir eben wieder bei der Kleinteiligkeit, die ich meine und die unsere Gesellschaft stärker denn je prägt. Auch die internationale Leichtathletik.

claudia.fehse@insuedthueringen.de