Unseren Jahreslauf bestimmt – ob man das nun will oder nicht – seit Jahrhunderten der christliche Feiertagskalender. Gott sei Dank – muss man sagen. Welche geistige, kulturelle und soziale Leere gäbe es wohl ohne diese Fixpunkte im Leben? Darüber übrigens lohnt es sich, einmal kurz nachzudenken. Dennoch wird fest daran gearbeitet, auch diese letzten, noch alle verbindenden und in der Gesellschaft irgendwie verbindlichen Traditionen zu schleifen. Längst gilt als normal, wenn gierige Handelsketten schon im August Pfefferkuchen und Stollen ins Regal legen – als Herbst- oder Wintergebäck getarnt. Als ob sich damit der Umsatz steigern ließe! Relativ neu ist die Idee, den Weihnachtsmarkt auch vor dem Totensonntag zu eröffnen – wie am Montag in Gotha geschehen. Zwar heißt er bis zum 25. November Wintermarkt – was im Grunde auch nicht stimmt – feilgeboten wird aber all die hübsche Weihnachtsware nebst der üblichen Genüsse von Glühwein bis Kinderpunsch. Die Händler wünschten mehr Öffnungstage zwecks rentabler Geschäfte, heißt es zur Begründung. Bislang wurden solcher Kommerz hierzulande abgelehnt. Aus Respekt vor dem Totensonntag. Doch was zählen heutzutage schon Traditionen. Dabei wären ein paar mehr wohl dringend nötig, um der Gesellschaft wieder ein bisschen Halt zu geben.
Kommentar Oh du fröhlicher Wintermarkt
Peter Lauterbach 18.11.2024 - 17:55 Uhr