Kolumne Genuss-Sache Geheime Wohnzimmerbars

Susanne Hamann

Wer noch das Wort „Disco“ benutzt ist definitiv zu alt für einen Club. Doch man muss nicht zwingend nur zuhause feiern. Zum Glück gibt’s Speakeasies, die gemütlichen Flüsterkneipen.

 
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Frisch gemixt individuell für jeden Gast: Die Drinks in der bar Tür 7. Foto: Susanne Hamann

Ab einem gewissen Alter ändert sich die Idealvorstellung dessen, was unter gelungenem Ausgehen zu verstehen ist. Ein Sixpack Bier, haarscharf vor Ladenschluss im Supermarkt erstanden, Vorglühen im Stadtpark, danach sich Anbrüllen in der vernebelten Disco – Verzeihung: Das heißt ja heute Club! Nee, danke. Dann lieber gepflegte Drinks, eine angenehme Atmosphäre mit sanft vor sich hin perlender Musik, gute Gespräche und bequeme Sitzplätze.

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Weil man so etwas am ehesten im eigenen Wohnzimmer findet, bleiben Leute wie ich notgedrungen daheim und laden sich liebe Freunde ein. Oder man ist bei Freunden eingeladen. Inzwischen gibt es aber auch Bars, die mehr einer privaten Wohnung ähneln als einer öffentlichen Besäufnisanstalt. Manche sind so getarnt wie illegale Schankräume in der Prohibitionszeit. In nostalgischer Verklärung erleben Speakeasies, geheimnisvolle Flüsterkneipen, eine Renaissance.

Nur wer eingeweiht ist darf rein

Neulich in Wien. Die Buchfeldgasse ist eine kleine Nebenstraße im 8. Gemeindebezirk. Und hier soll eine Bar sein? Es gibt kein plakativ leuchtendes Namensschild und keine Menschen, die in Grüppchen lärmend draußen trinken. Wer in die Bar „Tür 7“ möchte, muss eingeweiht sein, sich vorher anmelden und dann klingeln.

Barkeeper Glenn öffnet, bittet herein, weist den Weg zu einer gemütlichen Couch und erklärt das Prinzip des Ladens. Jeder Drink wird individuell gemixt, es gibt keine Karte und einen Einheitspreis von 21 Euro. Glenn fragt Vorlieben und Unverträglichkeiten ab – und legt los. Wenig später rückt er mit verschiedenen Cocktails an, jeweils kreiert für die Konsumenten. Die Gäste genießen die Getränke und das Gefühl, einen ganz besonderen Abend zu erleben. Ach, Ausgehen ist eigentlich doch nicht so übel.