Kloster Veßra Neonazi Frenck verliert klar

Der vom Thüringer Verfassungsschutz als Rechtsextremist geführte Bürgermeisterkandidat Tommy Frenck hat die Wahl in Kloster Veßra klar verloren. Er kam auf 29,1 Prozent der abgegeben Stimmen, Gegenkandidat und Amtsinhaber Wolfgang Möller auf 70,9 Prozent.

 
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Stimmauszählung im Wahllokal in Kloster Veßra Foto: Bastian Frank

Das war die aufregendste Wahl seit meinen 23 Amtsjahren“, sagte der wiedergewählte Bürgermeister Wolfgang Möller, kurz nachdem das vorläufige Wahlergebnis laut Landesamt für Statistik feststand. Die Wahl habe durch den bundesweit in der rechtsextremen Szene bekannten und „berühmten“ Gegenkandidaten die Gemeinde dermaßen polarisiert, dass es Risse durch die Vereine, die Feuerwehr und die Bevölkerung gegeben habe. Möller, der für den Feuerwehrverein im Ortsteil Neuhof antrat, bedankte sich bei seinen Wählern den Wahlhelfern und seiner Frau, die ihm den Rücken freihalte.

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Zum Wahlergebnis sagte er: „Ich bin mit dem Wahlausgang zufrieden, und wir werden uns jetzt wieder auf die Sachthemen konzentrieren. Dennoch werde er bei der nächsten Gemeinderatssitzung mit Tommy Frenck wieder an einem Tisch sitzen. Dieser hatte bei den jüngsten Gemeinderatswahlen 2019 in Kloster Veßra mit seinem Bündnis Zukunft HBN (BZH) knapp 20 Prozent der abgegebenen Stimmen erzielt und war als Ratsmitglied ins das Gremium gewählt worden.

Zoff um Wahlbeobachter

Bei der Bürgermeisterwahl drohte Tommy Frenck am Sonntagabend eine halbe Stunde vor Schließung der beiden Wahllokale in Kloster Veßra und Neuhof an, die Wahl juristisch anfechten zu wollen. Die verantwortlichen Wahlleiter hatten es zunächst abgelehnt, Wahlbeobachterinnen des BZH in beiden Wahllokalen Zugang zu gewähren. Frenck selbst wurde gegen 17.30 Uhr im Wahllokal in Kloster Veßra vorstellig. Danach wurde den Wahlbeobachterinnen der Zugang doch gestattet.

Die Wahlbeteiligung betrug in nach Angaben des Landesstatistikamtes insgesamt 83,4 Prozent. Bei der Bürgermeisterwahl 2016 waren es nur 51,1 Prozent gewesen. Im Wahllokal Neuhof haben 92 von 101 Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben oder per Briefwahl gewählt. Hier erhielt Amtsinhaber Wolfgang Möller 70 Stimmen, Tommy Frenck 22 Stimmen.

In Kloster Veßra gaben von 134 Wahlberechtigten 104 ihre Stimme ab. Möller kam 69 Stimmen. Frenck auf 35 Stimmen. Zum Wahlausgang und seinen fast 30 Prozent Stimmenanteil sagte der Rechtsextremist: „Das ist ein Superergebnis für einen Kandidaten, der alle gegen sich hatte, Medien, Innenminister und alle Parteien“. Er danke seinen Wählern und habe Wolfgang Möller gratuliert. Ob er die Wahl wegen Wahlbeeinflussung aufgrund der Äußerung von Innenstaatssekretärin Katharina Schenk (SPD) anfechte, sei unklar. Er wolle sich beraten lassen. Schenk hatte für den Fall von Frencks Wahl angedroht, dass die Rechtsaufsicht dessen Amtsantritt verhindern müsse.

Spannend ist eine Bürgermeisterwahl immer. Vor allem in den Orten, in denen es zwei oder mehrere Bewerber fürs Amt gibt. In Ahlstädt beispielsweise gab es eine kleine Überraschung, denn Mitbewerber Jens Greiner hat Amtsinhaberin Annette Haupt den Rang abgelaufen. Ähnliches ist in Lengfeld passiert. Dort konnte Jens Zachrich den Amtsinhaberbonus nicht nutzen und Ralf Geyer zieht ins Rathaus ein. Und in Marisfeld gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Dort hat Sandra Altendorf von „Wir für Marisfeld“ die Wahl gegen Herausforderer Uwe Heller denkbar knapp gewonnen und tritt nun die Nachfolge des verstorbenen Bürgermeisters Hermann Happ an.

Und wenn es einen Kandidaten für eine Stichwahl gegeben hätte, dann wäre das Schmeheim gewesen. Dort hatte sich kein Kandidat zur Wahl gestellt, doch die Menschen wählten Amtsinhaber Frank Werner mit 53,3 Prozent der gültigen Stimmen.

Alle Ergebnisse sind momentan noch vorläufig. Der Wahlausschuss jeder Gemeinde muss erst noch tagen, um die Wahlergebnisse zu bestätigen. Erst dann wird aus einem vorläufigen das amtliche Endergebnis.