Kleinode in Suhl entdeckt Hist(ü)rische Suhler Advents-Ansichten

Jutta Rapp

24 Türchen hat jeder Adventskalender. In Suhl gibt es zwar weit mehr Türen. Wir aber haben uns 24 besondere Schönheiten ausgesucht, die wir bis Weihnachten vorstellen werden.

 
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Tür 1 – Friseur am Markt:

Henner Hartung war nicht nur ein in Suhl bekannter Friseurmeister, er lenkte die Geschicke des Handwerks viele Jahre auch als Präsident der Handwerkskammer Südthüringens. Als Vorsitzender der PGH Friseure arbeitete er eng mit Peter Goldschmidt, der im Vorstand war, zusammen – später auch in der GmbH. Den Salon hinter dieser Tür hat Peter Goldschmidt vor gut einem Jahr weitergegeben und ist in Mäbendorf immer noch als Friseurmeister tätig.

Tür 2 – Tanja Haarwelt (neben K&L Ruppert): Die wunderschöne farblich gestaltete Pforte fügt sich in das im hennebergisch-fränkischen Fachwerkstil gehaltene Haus ein. Direkt über ihr ist die sogenannte Thüringer Leiter zu sehen, ein Element, das die Zimmerleute einst nur hier bei uns verwendeten. Wenn woanders die zwei parallel verlaufenden waagerechten Balken, die durch Deckelhölzer ergänzt werden, zu sehen sind, hatte sicher ein Wandergeselle aus Thüringen seine Hand im Spiel.

Tür 3 – Standesamt: Wer diese Tür durchschreitet, hat damit einen großen Schritt getan – den Bund fürs Leben geschlossen. Über dem Portal liegt der Oberrathaussaal. Der Name ist eine Erinnerung an die Zeit der vier großen Stadtbrände in Suhl, denen bedeutende und repräsentative Gebäude zum Opfer fielen. So zum Beispiel das Untere Rathaus. Das Alte Rathaus war demzufolge einst das Obere. Nach dem letztem Brand dauerte es lange 64 Jahre, von 1753 bis 1817, bis Oberrat- und das daneben stehende Amtshaus wieder aufgebaut waren. 1903 wurde das Rathaus im Fachwerkstil aufgestockt und mit schmücklichem Dach gestaltet, 1913 einheitliche neobarocke Fassadengestaltung.

Tür 4 – Lehmanns Laden: Wo heute Politik gemacht wird, gingen einst vor allem die feinen Damen ein und aus – vornehmlich, wenn die kalte Jahreszeit vor der Tür stand. An die Zeiten des ehemaligen Pelzhauses Kessel erinnern noch die ovalen Medaillons an der Fassade, die Pelztiere darstellen und so den Betrachter an die einst ansässige Kürschnerei erinnern.

Tür 5 – Hauptkirche: Im Barockstil wurde die Hauptkirche im 18. Jahrhundert errichtet. Der erste sakrale Bau an dieser Stelle erfolgte ein Jahr vor der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. Über dem Portal, im Giebeldreieck, ist ein Pelikan zu sehen, der mit dem Blut aus seiner Brust seine Kinder ernährt – ein Zeichen der Aufopferung Gottes für seine Gläubigen. Hinter dem Kirchenportal erwartet den Betrachter eine reiche Ausstattung im Rokokostil mit dreigeschossigen Emporen.

Tür 6 – Orthopädiehaus Schlief: Noch nicht lange ist hinter dem vierflügeligen Tor ein Orthopädiehaus zu finden. Wer vom Dianabrunnen zum Topfmarkt läuft, kommt rechts, noch bevor die alten hölzernen Wasserleitungen aus dem Suhler Untergrund zu sehen sind, am ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus der Gewehrfabrik Friedrich Wilhelm Kessler vorbei. Nur im dritten und damit obersten Geschoß war eine Wohnung untergebracht. Kesslers selbst wohnten weiterhin in der Rimbachstraße. Nach der Wende, als der große Ausverkauf in der ehemaligen DDR stattfand, kauften Martin und Inge Senger aus Würzburg das Haus, in deren Besitz es sich bis heute befindet.

Tür 7 – Fischgaststätte: 44 Gastmahle des Meeres gab es einst in der DDR. Von den heute noch zwei erhaltenen steht eines im Suhler Steinweg. Vorher war es die Gaststätte „Freundschaft“, ganz früher der Münchner Hof, weil der Wirt Lindemann ein bayrischer Kaufmann war und das Bier aus München kam. Und noch früher Freunds Gasthaus, denn Ferdinand Freund hatte es 1872 gegründet. Der Volksmund nannte es Blauer Affe, weil Lindemann einen hölzernen Affen am Eingang sitzen hatte. Hier verkehrte der einzige „hochwohlgeborene“ Suhler. So nannte sich der Sohn von der Türmerin der Kreuzkirche, Fanny Reinhard, der ja oben in der Turmstube geboren wurde.

Tür 8 – Mohrenapotheke:

Eigentlich sind es zwei Eingänge, wegen denen man das Haus auch als Torbogenhaus bezeichnet. Sie und die Traufenhäuser waren typisch für die einstige Hauptstraße von Suhl, den Steinweg. Die kleinere Tür mit den Stufen davor, war für die Menschen gedacht, noch vor einigen Jahren konnte man da sein Rezept in der Mohrenapotheke einlösen. Die große Einfahrt, ein aufwendig gestaltest schmiedeeisernes Tor, war für die Fuhrwerke und Tiere gedacht. Passend dazu sind auch die Fenster gestaltet.

Die Türen 9 bis 24 und deren Geschichte sowie Geschichten stellen wir in den kommenden Tagen vor.

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