Das war schon ein so denk- wie merkwürdiges Gastspiel im kleinen Freistaat. Als es im Herbst 2009 zur schwarz-roten Koalition in Thüringen kam, sollte der Berliner Kampa-Kämpe Matthias Machnig für die SPD als Superminister für Wirtschaft, Arbeit, Infrastruktur und Umwelt in die Regierung eintreten. Infrastruktur und Umwelt blieben zwar bei der CDU, aber Wirtschaft und Arbeit bilden immer noch ein weites Feld (auch wenn ein ehemaliges Mitglied des linken Stamokap-Flügels der Jusos im traditionell eher liberalen Wirtschaftsministerium, sagen wir: ungewöhnlich ist; die Thüringer Wirtschaft weiß noch heute ein Lied davon zu singen). Als Superminister fühlte sich der nicht gerade von Selbstzweifeln geplagte Mann trotzdem. Beinahe täglich trieb er eine neue Sau durchs Dorf, den innerparteilich angeschlagenen Landesvorsitzenden Christoph Matschie ließ er spüren, wer der wahre Chef des sozialdemokratischen Ladens ist, mit Bodo Ramelow sondierte er schon mal öffentlich Rot-Rot-Grün, und Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht hatte mit Machnig den eigentlichen Oppositionsführer am Kabinettstisch sitzen. Ein toller Hecht!