Die ersten richtigen Gipfel sind überquert. Mit der scheinbaren Leichtigkeit des Seins hat das Peloton der Tour de France den Col du Tourmalet unter die Räder genommen. Die Abstände sind überschaubar, die üblichen Favoriten befinden sich in Lauerstellung. Alles beim Alten eben bei der Schleife durch Frankreich. Gestern war erster Ruhetag.
Die Süddeutsche Zeitung schrieb von einer gespenstischen Doping-Ruhe, die über der 96. Auflage des Radsport-Mythos liegt. Der deutsche Jungstar Tony Martin und ehemalige Thüringer-Energie-Team-Fahrer, der sich übrigens schon Vergleiche mit Jan Ullrich (!) gefallen lassen muss, meint gar, dass der Radsport auf dem richtigen Weg sei und die Kontrollen greifen würden. Sein Sportdirektor Rolf Aldag pflichtet ihm brav bei. Und Aldag ist ja auch die personifizierte Glaubwürdigkeit seit seinem Doping-Geständnis 2007. Der Ex-Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer dagegen zeigt sich nicht überrascht von der gespenstischen Ruhe. Er hat prophezeit, dass den Fahndern diesmal so schnell keiner ins Netz gehen würde. Die üblichen Verdächtigen seien nach Ansicht des Heidelberger Molekularbiologen Werner Franke lediglich besser eingestellt, die Manipulationsmethoden verbessert und momentan noch schwer oder gar nicht nachzuweisen. Das kommt der Wahrheit wohl eher nahe als ein ganzes Peloton aus lauter Saubermännern. Peloton kommt übrigens aus dem Französischen, ist abgeleitet von pelote = Knäuel. Das Knäuel des Dopings im Radsport ein für allemal, rigoros und hundertprozentig zu entwirren, ist und bleibt wohl auch ein Wunschtraum. Zu groß ist die Verlockung des Triumphes und des Geldes, zu niedrig sind die Hemmschwellen, zu perfide und gewissenlos die Ärzte wie ein Eufemiano Fuentes. Und so titelte jetzt die Welt am Sonntag in der gespenstischen Ruhe treffend: "Weißes Schaf gesucht!" Für die L'Équipe dagegen ist "Dopage" in diesem Jahr ein Unwort. Viel Spaß bei den nächsten Gipfelstürmen.
Klartext Ein Schaf, wer Böses dabei denkt
Dag-Michael Heurich 14.07.2009 - 00:00 Uhr
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