„Bei Diät darfst du nur essen, was nicht schmeckt.“ So sieht es der Kindermund; und damit sind wir auch schon beim Aschermittwoch.

Zwar darf bezweifelt werden, dass ab heute die närrische Zeit vorbei ist: Berlusconi regiert noch immer in Italien, im Berliner Reichstag und Erfurter Landtag wird weiter getagt, in Teheran kämpft Ahmadinedschad um die Wiederwahl, von München aus soll am christlich-sozialen Wesen die Welt genesen, Mehdorn fährt noch immer mit der Bahn – überall Narrenkappen und reichlich Stoff für Büttenreden. Aber sicher ist (siehe oben): Heute beginnt die christliche Fastenzeit. Goethe vermag dem Tag zwar Erfreuliches abzugewinnen: „So sei die Zeit in Fröhlichkeit vertan! / Und ganz erwünscht kommt Aschermittwoch an.“ Uns aber ist gar nicht so kannibalisch wohl, wenn man sich hierzulande mächtig einschränken muss. Erst haben die Aktienkurse kräftig abgespeckt; und jetzt sollen wir den Gürtel enger schnallen, während viele Banker noch immer ihre Bonuszahlungen verprassen, statt in Sack und Asche zu gehen. Saab ist auf Nulldiät gesetzt worden; das Ende ist absehbar. Bei Opel wird Trennkost serviert; ob’s anschlägt, ist derzeit völlig offen. Die SPD praktiziert schon seit längerem ihre Stoffwechseldiät, das Ergebnis: eine höchst schmerzhafte Schrumpfkur. Weder die Glyx-Diät noch das Heilfasten haben bei der Hypo Real Estate etwas genützt. Josef Ackermann, einst ein kapitalistischer Pfundskerl, wird zum börsennotierten Hungerleider. Und alle deutschen Finanzminister gründen eine eigene Abteilung bei den Weight Watchers. Nur das Fernsehen („Lasst wohlbeleibte Männer um mich sein“, so schon der alte Cäsar) verzichtet auf jede Askese: Dietmar Bär, Ottfried Fischer, Rainer Hunold, Dieter Pfaff – alle keine Freunde von Enthaltsamkeit. Sie werden auch die 40 Fastentage ohne größeren Gewichtsverlust überstehen. Schlussnotiz: Der Politische Aschermittwoch auf dem Münchner Nockherberg ist erst in zwei Wochen. Dann werden die Herren Seehofer und Beckstein derbleckt; und dem Michel Glos wird viel Asche aufs Haupt gestreut. Angela Merkel hat deshalb ihre Teilnahme an dieser Entschlackungskur vorsorglich abgesagt. Sie ahnt, was Kindermund verkündet: „Wenn Mama Diät macht, hat sie immer schlechte Laune.“