Natürlich kann man die Einlassungen des Vorstandschefs von K+S zur überbordenden Bürokratie als das übliche Lamentieren der Wirtschaft abtun. Wenn es nicht läuft im Unternehmen, dann wird die Schuld eben bei der Politik gesucht. Doch so einfach ist es nicht. Es sind ja nicht nur Unternehmer, die seit Jahren die Regelungswut im Land beklagen, es sind ja auch die normalen Bürger, die sich fragen, warum der Bauantrag in einen Landkreis anders bearbeitet wird als im anderen. Warum immer neue Nachweise und Bescheinigungen von Behörden eingefordert werden, man vom Stand der Bearbeitung dann aber monatelang nichts hört. Es ist also unbestritten, dass Deutschland bei Thema Bürokratie eine riesige Baustelle vor sich hat. Doch der K+S-Chef spricht in seiner Kritik ein viel wichtigeres Thema an: Rohstoffe. Jedes Schulkind in diesem Land hat im Geografie-Unterricht gelernt, dass Deutschland ein rohstoffarmes Land ist. Als wertvollster Rohstoff galt über Jahrzehnte das Wissen in den Köpfen der Menschen. Mit Kalium allerdings hat Deutschland einen wichtigen Rohstoff und der Zugang dazu ist gut erschlossen. Es wäre fahrlässig, diese Unabhängigkeit aufs Spiel zu setzen. Wenn wir sie durch entschlackte Bürokratie bewahren können, haben am Ende doch alle etwas davon. jolf.schneider@insuedthueringen.de